Aktuelle Filme


Ein Glücksfall
Mit "Verbrechen und andere Kleinigkeiten" (1989), "Irrational Man" (2015) und vor allem "Match Point" (2005) fing Woody Allen Feuer. Der Regisseur hatte einst mit Klamaukfilmen begonnen. Die Möglichkeit, in seinen Filmen Menschen Morde begehen zu lassen, die dafür bestraft werden oder auch nicht, packte ihn. Der nunmehr 88-jährige Altmeister inszeniert seit "Der Stadtneurotiker" (1977) Filme zum Thema Mann und Frau mit heimlicher Begierde und noch heimlicheren Seitensprüngen. Mittlerweile fasziniert Allen, dass die Menschen töten, um die Begierde zu vertuschen - oder zu ahnden, wie in "Ein Glücksfall". Diesen Film drehte Allen auf Französisch, erstmals, und ohne die Sprache zu beherrschen. "Coup de Chance", so der Originaltitel, steht für Zufall und für Glück. Ein Glück für Alain (Niels Schneider), dass er in Paris per Zufall Fanny (Lou de Laâge) wiedertrifft. Sie kannten sich als Schüler, fanden sich begehrenswert, jetzt gestehen sie es sich. Es kommt, wie es kommen muss, wie es bei Allen stets kommt. Aber Fanny ist verheiratet...
Von Michael Dlugosch.


Neue Rezensionen


Poor Things
Frankensteins Monster hier als Frau. Die weibliche Filmvariante von Mary Shelleys berühmter Figur ist in "Poor Things" von Regisseur Yorgos Lanthimos ("The Favourite - Intrigen und Irrsinn") zunächst ein wörtlich genommen und aus guten Gründen geistiges Riesenbaby, das bald eine Entwicklung durchmacht. Das Monster goes feminin - und wird Feministin! Die Männerwelt beißt sich an Bella (Emma Stone) die Zähne aus, drei Männer treten in ihr Leben; zwei davon allerdings, Maluspunkt für den Film, als Knallchargen dargestellt. Dennoch: Die originelle Story ist kongenial von Lanthimos verfilmt, sie basiert auf dem gleichnamigen Roman (1992) von Alasdair Gray. "Poor Things" ist ein böser Film und manchmal ekelhaft, aber der für den Film Academy-Award-prämierten Emma Stone zuzusehen, ist eine Freude. Und: Der Film bietet ein skurriles Happy End auf mit der Boshaftigkeit eines klugen Horrorfilms.
Von Michael Dlugosch.

Marmaduke
Der titelgebende Held aus "Marmaduke" spricht dank Christian Ulmen (im Original dank Owen Wilson) mit seinen Artgenossen sowie dem Publikum - und ist eine dänische Dogge. Im Grunde sagt das viel über den Film von Tom Dey ("Shang-High Noon"), denn im Kino gibt es in gewisser Weise nur zwei Tierarten: Die schweigsamen und die sprachbegabten, wobei vornehmlich letztere Hauptrollen bestreiten. Insbesondere Hunde nehmen hier eine herausragende Stellung ein - kleine und große, liebenswerte oder gar schelmische Vierbeiner: Alles ist vertreten und macht im regelmäßigen Turnus Kasse.
Symptomatisch für Filme mit sprechenden Hunden ist neben dem komödiantischen Einschlag vor allem das große, in seinem Resultat fatale Vertrauen, das die meisten Filmemacher in ihre tierischen Attraktionen setzen. Da machen auch Tom Dey und seine beiden Drehbuchautoren keine Ausnahme - weder die Geschichte, noch die Inszenierung entwickeln Eigenständigkeit: "Marmaduke" führt lediglich altbekannte Erzählmuster ins Feld und verlässt sich völlig auf seinen Hunde-Bonus, der aber nicht allzu lange vorhält.
Von Christian Horn.

Das Lehrerzimmer
"Die Wahrheit besiegt alle Dinge" (VINCIT OMNIA VERITAS) - das alte lateinische Zitat steht an der Wand im Flur des Gymnasiums. Aber was ist die Wahrheit? Genau weiß man das am Schluss des Films nicht, und man muss als Zuschauer mit diesem offenen Ende leben. Auf der Suche nach der Wahrheit verstrickt sich die junge Mathematik- und Sportlehrerin Carla Nowak in immer neue Konflikte und zerbricht fast daran. Ein starkes, fesselndes Stück Kino, das den Deutschen Filmpreis 2023 in fünf Kategorien gewann und mit vier weiteren Produktionen als bester internationaler Film für den Oscar nominiert wurde.
Schon von Anfang an wird ein Gefühl der Verstörung vermittelt. Das Klima an dieser Schule ist angespannt, gereizt, hier ist einiges nicht in Ordnung. Untermalt wird diese Atmosphäre durch die beunruhigende Musik von Marvin Miller. Die Kamera folgt der im Mittelpunkt stehenden Lehrerin Carla Nowak auf Schritt und Tritt, filmt sie von hinten und von vorne, oft in Großaufnahme. Carla wirkt vereinsamt und verloren in dem Schulgebäude, man sieht sie oft hinter Fensterscheiben, Fenster- und Türrahmen engen sie ein, ihr Handlungsspielraum ist eingeschränkt, das enge Bildformat 4:3 verstärkt diesen Eindruck.
Es geht in diesem Film um ebenso wichtige wie aktuelle Themen: Idealismus, Vorurteile, Kommunikation, Gerechtigkeit, Rassismus, Diskussionskultur.
Von Manfred Lauffs.

Ich bin dein Mensch
Menschen lieben Menschen. Menschen lieben auch Tiere (Pferde, Hunde, Katzen...). Ebenso Dinge (Häuser, Autos, Bücher...). Aber können Menschen auch künstliche Menschen lieben? Und kann ein künstlicher Mensch einen "echten" Menschen lieben? Der Film "Ich bin dein Mensch" (der Titel stammt von dem bekannten Leonard-Cohen-Song "I'm your man") behandelt dieses hochinteressante und hochbrisante Thema mit großer Eindringlichkeit, aber zugleich mit einer amüsanten Leichtigkeit, sodass man als Zuschauer fasziniert und gespannt dieser "Liebesgeschichte" folgt, deren Dialoge durchweg flott und intelligent sind.
Die beiden Hauptfiguren heißen Alma und Tom. Alma (Maren Eggert) ist eine Wissenschaftlerin am Berliner Pergamon-Museum, die Forschungsgelder für ihre Arbeit zu sumerischen Keilschriften benötigt. Deshalb nimmt sie an einem ungewöhnlichen Projekt teil: Sie soll drei Wochen lang mit einem humanoiden Roboter namens Tom (Dan Stevens) zusammenleben, der ganz auf ihren Charakter und ihre Bedürfnisse programmiert ist. Könnte er ihr perfekter Lebenspartner sein?
Von Manfred Lauffs.

Jaffa - The Orange's Clockwork
Eine mediale Darstellung ist nie eine wahre Abbildung der Wirklichkeit, sondern immer eine vom Urheber konstruierte Annäherung an dieselbe. Diese grundlegende Einsicht des Konstruktivismus nimmt der israelische Filmemacher Eyal Sivan in seinem essayistischen Dokumentarfilm "Jaffa - The Orange's Clockwork" zur Hand, um seit Mitte des neunzehnten Jahrhunderts entstandene Bilder der berühmten Jaffa-Orange - Fotografien, Filmaufnahmen oder Gemälde, Musikstücke und Werbespots - zu durchleuchten. Die Leitfrage ist dabei, mit welchen Intentionen und Mitteln verschiedene Interessengruppen die Orange als Symbol ihrer Sache darstellen; relevant und spannend ist die Untersuchung, weil sie aufs Engste mit dem bis heute ausgetragenen Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis verknüpft ist.
Ursprünglich angebaut wurde die Jaffa-Orange im Gebiet um die ehemalige Stadt Jaffa, die seit 1950 ein Stadtteil von Tel Aviv ist. Von Anfang an war sie nicht nur ein weltweiter Exportschlager der Region, sondern von hoher Wichtigkeit für das Selbstverständnis der dort lebenden arabischen wie jüdischen Bevölkerung, die ihre Plantagen als kulturelles Aushängeschild verstand.
Von Christian Horn.

Perfect Days
Der Film "Perfect Days" von Wim Wenders erzählt einfühlsam und eindrucksvoll vom scheinbar gewöhnlichen Leben eines Toilettenreinigers namens Hirayama, gespielt von Kôji Yakusho. Jeder Tag des Protagonisten beginnt wie ein präzises Drehbuch: das frühe Aufwachen, die fleißige Reinigungskraft draußen als eine Art natürlicher Wecker und die alltägliche Routine von Zahnpflege bis zur Rasur. Jeden Morgen widmet der Hauptcharakter besondere Aufmerksamkeit seinen Pflanzen, die er sorgfältig jeden Tag gießt. Die Kamera verfolgt aufmerksam jede Bewegung, lässt keine Einzelheit im Alltag aus, sei es ein Bund Schlüssel oder eine Getränkedose, die der Hauptcharakter jeden Morgen trinkt, als er in seinen Minivan steigt, der ihm als Transportmittel dient, sowie der Schrank mit allen Reinigungsmitteln.
In seinem Film, der um den Titel des besten internationalen Films bei den bevorstehenden Oscars kämpfen soll, spricht Regisseur Wim Wenders viele Themen an und vermittelt sie ans Publikum. Dazu gehören Einsamkeit, die Bedeutung des sozialen Status und die daraus resultierenden Einstellungen und Stereotypen sowie zweifellos die implizite Frage, die jeder von uns mindestens einmal im Leben gestellt hat: Was sind Glück und inneres Gleichgewicht?
Von Polina Grechanikova.

Killers of the Flower Moon
Die Vereinigten Staaten 1919 und den Folgejahren: Eine weiße Familie tötet Indianer und Weiße, die mit Indianern verheiratet sind. Aus Raffgier. Der Hauptschuldige, der Viehzüchter William Hale (Robert De Niro), ist Deputy Sheriff und angesehener Bürger des Ortes, auf ihn fällt kein Verdacht. Hale wird seinen neu im Ort ankommenden Neffen Ernest (mit Latex entstellt: Leonardo DiCaprio) in die Sache verwickeln; dessen Bruder Byron ist bereits involviert. Es sind immer "gute" Ratschläge, die Ernest befolgt - heirate die wohlhabende Indianerin Mollie (Lily Gladstone), sieh zu, dass deren Schwestern sterben. Bis das Bureau of Investigation, das heutige FBI, sich der Sache annimmt…
Regisseur Martin Scorsese setzt auf DiCaprio und De Niro als schlimme Hauptfiguren in einer auf wahren Begebenheiten basierenden Handlung. Die Osage-Morde haben sich wirklich ereignet, den durch Erdöl reichen Osage-Indianerstamm hat es in Oklahoma wirklich gegeben. Scorseses Western ist damit ein True-Crime-Film, gleichzeitig ein überlanges Epos von 3 Stunden 26 Minuten. Nach dem Film fühlt sich der Zuschauer von der strikt nacherzählten Handlungsfolge erschlagen.
Von Michael Dlugosch.

Lockout (2012)
Im Jahr 2079 kreist die amerikanische Haftanstalt MS One um die Erde und beherbergt rund 500 Gefangene, die ihre Strafe im Kälteschlaf absitzen. Als die Präsidententochter Emilie Warnock (Maggie Grace) das Weltraumgefängnis besucht, um die dortigen Haftbedingungen in Augenschein zu nehmen, kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall: Der psychisch kranke Insasse Hydell (Joe Gilgun) überwältigt die Sicherheitskräfte und befreit die Insassen der MS One. Weil seine Tochter an Bord ist, ordnet der Präsident keinen Militärschlag an, sondern setzt auf die Hilfe des Ex-CIA-Agenten Snow (Guy Pearce), der zu Unrecht des Landesverrats und Mordes angeklagt wurde und eigentlich selbst eine lebenslange Haftstrafe auf der MS One absitzen soll. Im Auftrag des Secret-Service-Chefs Langral (Peter Stormare) infiltriert Snow als Ein-Mann-Armee das Weltraumgefängnis und sucht neben Emilie auch den Beweis seiner Unschuld.
Der von Guy Pearce kantig verkörperte Snow kommt als klassischer Achtzigerjahre-Held mit markigen Sprüchen und wuchtiger Durchschlagskraft daher, der mit seinen Gegenspielern auf einem begrenzten Terrain hantieren und Geiseln befreien muss.
Von Christian Horn.

Man of Steel
Christopher Nolans "The Dark Knight" und Zack Snyders "Watchmen" zählen bei Kritik wie Publikum zu den stärksten Comicverfilmungen der letzten Jahre. Es ist also kein Wunder, dass "Man of Steel" - eine Kollaboration von Nolan als Produzent und Snyder als Regisseur - einer der meist ersehnten Blockbuster des Sommers 2013 war. Tatsächlich klingt eine Synthese aus dem "realistischen" Ansatz von Christopher Nolan, der Batman als gebrochene Heldenfigur anlegte, und den überstilisierten Bilder-Tableaus eines Zack Snyder spannend. Über weite Strecken geht diese Rechnung auf. Im Gegensatz zu den Verfilmungen mit Christopher Reeve, die spätestens ab "Superman 2 - Allein gegen alle" (Richard Lester, USA 1980) ungehemmt auf Ironie setzten, nimmt "Man of Steel" seinen Protagonisten und dessen Comic-Kosmos in Nolanscher Weise Ernst. Die martialischen Actionszenen im Stil der "Avengers" (Joss Whedon, USA 2012) bombardieren das Publikum unterdessen mit Schauwerten und zeitgemäßen CGI-Effekten, dass es nur so scheppert.
Von Christian Horn.

Männer...
Die 1985 zunächst als Fernsehfilm konzipierte Komödie "Männer..." bedeutete einen Karriereschub für ihre Regisseurin Doris Dörrie und die Hauptdarsteller Heiner Lauterbach, Uwe Ochsenknecht und Ulrike Kriener. Der Film wird als Komödie tituliert, aber das wäre zu viel gesagt, es gibt nicht viel zu lachen. Der Film ist vielmehr eine sehr kluge Beziehungsstudie. Mit Herbert Grönemeyers gleichnamigem Lied aus dem Jahr zuvor hat der Film auf den ersten Blick nichts zu tun. Aber beide stehen in Zusammenhang, beide sezieren treffend das vermeintlich starke Geschlecht. Wann ist ein Mann ein Mann?
Gut, dass die Kinder auf Schulausflug gehen. Eines Morgens - es ist ihr Hochzeitstag - stellt Julius (Heiner Lauterbach) fest, dass seine Frau Paula (Ulrike Kriener) ihn betrügt. Er, in der Hinsicht selbst kein Kind von Traurigkeit, zieht spontan aus. Im Hotel bleibt er nicht lange, denn der von ihm beobachtete Liebhaber seiner Frau, Stefan (Uwe Ochsenknecht), sucht einen WG-Bewohner. Inkognito übernimmt Julius den Platz. Das wichtigste Paar des Films? Die beiden Hetero-Männer, die alles durchlaufen, was ein Paar erleben kann.
Von Michael Dlugosch.

Let My People Go!
In geborgener Zweisamkeit erwacht der Franzose Ruben (Nicolas Maury) neben seinem Freund Teemu (Jarkko Niemi), schlüpft in seine Postbotenuniform und verteilt die Briefe in seinem finnischen Wahlheimat-Städtchen. Als Ruben einem älteren Herren ein Einschreiben überreicht, nimmt das Unglück seinen Lauf: Der Mann will den Briefumschlag, der vor Geldscheinen überquillt, um keinen Preis annehmen und dem verdutzten Postboten vermachen. Bald entspinnt sich eine Rangelei, der ältere Mann erleidet einen Herzinfarkt und Ruben läuft mit dem Geld - es sind 199.980 Euro, wie eine Zählung ergibt - zu Teemu. Auch hier kommt es zum Streit und Ruben flüchtet mit dem kleinen Vermögen im Gepäck zu seiner jüdischen Familie nach Paris, die gerade das Passahfest vorbereitet. Dass der Koffer mit dem Geld am Flughafen abhanden kommt, ist da lediglich das erste Glied in einer Kette von zahlreichen kleinen und großen Missverständnissen und Zwischenfällen.
"Let My People Go!" bietet vorrangig leichte Unterhaltung, die von Dialogwitz und Situationskomik lebt.
Von Christian Horn.

Botschafter der Angst
Gut zehn Jahre nach der Kommunistenverfolgung in den USA und ein Jahr vor John F. Kennedys Tod kam 1962 dieser Film in die Kinos. Kennedys Ermordung führte dazu, dass "Botschafter der Angst" kurze Zeit aus dem Programm genommen wurde, denn an seinem Ende gibt es ein Attentat auf den Präsidentschaftskandidaten. Dieser Finish ist äußerst spannend inszeniert (Regie: John Frankenheimer). Denn ein Mann, Major Bennett Marco (Frank Sinatra in Topform), versucht alles, um den Anschlag zu verhindern. Er ist nicht mal ein Polizist, sondern ein Army-Veteran, der den Attentäter seit dem Korea-Krieg gut kennt und entdeckt, dass dieser nach einer Gehirnwäsche nichts für die Fremdsteuerung durch Kommunisten kann.
Kommunisten? Ist der Film ganz im Sinne des 1957 verstorbenen Joseph McCarthy, desjenigen Senators, der die Kommunistenjagd in den USA forciert hatte? Ja und nein. McCarthy sorgte für ein System aus Bespitzelung und Denunziation, ein System, das gegen alle gerichtet gewesen ist. Aber die Bedrohungslage, zeigt der Film, war sehr wohl da.
Von Michael Dlugosch.

Mansfeld (2013)
Der Regisseur Mario Schneider verbrachte seine Kindheit im Mansfelder Land, einer vom mittlerweile eingestellten Bergbau im wahrsten Sinne des Wortes gezeichneten Region im Südwesten Sachsen-Anhalts. Mit seinen Dokumentationen "Helbra" (2003) und "Heinz und Fred" (2006) widmete der Filmemacher dem Ort seiner Kindheit bereits zwei Filme - nun bereiste Schneider für die Dreharbeiten von "Mansfeld" erneut seine alte Heimat und drehte einen atmosphärischen Dokumentarfilm über die Kindheit im Allgemeinen und einen urtümlichen Mansfelder Brauch im Speziellen.
Der Brauch, der "Mansfeld" gewissermaßen als Aufhänger dient, ist das so genannte "Drecksaufest", ein seit hunderten Jahren bestehendes Pfingstritual, das symbolisch den Winter aus den Dörfern vertreibt. Kleine Jungen schwingen hierbei in traditionellen Trachten vier Meter lange Peitschen und schlagen damit Männer aus den umliegenden Dörfern in die Flucht, die sich während der Flucht im Schlamm suhlen und den Winter symbolisieren.
Von Christian Horn.

Der Biss der Schlangenfrau
Der Regisseur Ken Russell (1927 - 2011) hat den unterschiedlichsten Genres Filme beigesteuert. Sein erster abendfüllender Spielfilm war "Das Milliarden-Dollar-Gehirn" (1967) mit Michael Caine, ein Action-Kommerz-Produkt. Besondere Bedeutung erfuhren seine Musikfilme ("Tommy" nach der Rockoper von "The Who", 1974), darunter speziell Komponisten-Porträts ("Tschaikowsky - Genie und Wahnsinn" 1970, "Mahler" 1974 und "Lisztomania" 1975). In "Die Hure" (1991) sprach die Filmtitel-gebende Prostituierte direkt das Filmpublikum an, um aus ihrem Leben zu erzählen. Russell konnte auch anders: Er drehte "Gothic" (1986). In ihm erleben die Dichter Lord Byron, Mary Shelley und andere Gäste Byrons eine Nacht des Grauens. Der Film funktioniert wie ein großer Alptraum. Und er zeigte, dass Regisseur Russell in exzentrischer Weise Filme dreht. Dem steht "Der Biss der Schlangenfrau" 1988 in Nichts nach. Wieder begibt sich Russell ins Gruselgenre, diesmal indem er Billig-Horrorfilmen seine Reverenz erweist. Die ahmt er mit einer Portion Intellekt nach. "Der Biss..." ist kein Meisterwerk, aber er hat Spirit, und Amanda Donohoe als Titel-Antiheldin überzeugt.
Von Michael Dlugosch.

Der goldene Handschuh
Tippt man in die Suchmaske der Wikipedia "Fritz H" ein, bietet die Autovervollständigung gleich zwei deutsche Serienmörder an. Der eine ist Fritz Haarmann, der in Hannover junge Männer tötete, laut einem ihm gewidmeten Lied "mit dem Hackebeilchen". Götz George spielte ihn in "Der Totmacher" (1995). Der andere ist der im Vergleich mit Haarmann unbekanntere Hamburger Fritz Honka. Dieser erschlug in den 1970ern ältere Frauen, die er vor allem in der Kneipe "Zum goldenen Handschuh" kennenlernte und nachhause mitnahm. Der Hamburger Regisseur Fatih Akin drehte 2019 diesen Film über Honka und seine Morde. Der Film lief im Hauptwettbewerb der Berlinale 2019. Exzellent schildert Akin nach dem gleichnamigen Roman von Heinz Strunk, wie es zu den Morden kommt, wie es am Alkohol liegt, dass der biedere Durchschnittstyp zum Monster wird. Der Alkohol - und seine Folgen - ist der heimliche 'Star' des Films, neben dem Ort, an dem er ausgeschenkt und von skurrilen Gestalten konsumiert wird.
Von Michael Dlugosch.

 



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Zitat

"Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch..."

Schauspieler und Komiker Karl Valentin

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