31.05.2024

Alexandre Ajas Maniac

Die Eröffnungsszene ist programmatisch: Eine junge Frau läuft im Cocktailkleid durch eine nächtliche, unangenehme Stadtszenerie. Durch die Augen eines Mannes – eines Mörders, wie sich bald herausstellt – beobachten wir die Frau, folgen ihr bis zur Wohnungstür und rammen ihr von oben ein Messer in den Kopf.

In "Maniac" nimmt das Publikum – abgesehen von kurzen Rückblenden – die Ichperspektive des Psychopathen Frank (Elijah Wood) ein, der eine krankhafte Beziehung zu seiner toten Mutter pflegt und reihenweise Frauen abschlachtet. Anschließend (mitunter bei lebendigem Leibe) skalpiert Frank die Frauen, um die "Echthaarperücken" seinen Schaufensterpuppen aufzusetzen. Frank ist ein Restaurator von alten Schaufensterpuppen, die in seiner psychopathischen Sichtweise ein Eigenleben führen. Als die Fotografin Anna (Nora Arnezeder) seinen Laden entdeckt und die Puppen für eine Ausstellung benutzen will, zieht der Film seine Spannung aus der Frage, ob Frank die Künstlerin verschont oder ebenfalls tötet.

Das Remake des hierzulande verbotenen Originals von William Lustig (USA 1980) steht dem Vorgänger in Sachen Gewaltdarstellung in nichts nach und empfiehlt sich für zarte Gemüter definitiv nicht. Dass Regisseur Franck Khalfoun und sein Produzent/ Autor Alexandra Aja ("Haute Tension", "The Hills Have Eyes") die blutigen Exzesse konsequent aus der Ichperspektive zeigen, lässt die Brutalität noch heftiger wirken. Das Gesicht von Elijah Wood sehen wir nur in Spiegelungen, ansonsten richtet sich der Blick auf seine von Schürfwunden aufgerissenen Hände, den Dreck unter seinen Fingernägeln und die fassungslosen Gesichter seiner Opfer. In formaler Hinsicht entwirft "Maniac" im Rahmen dieser Prämisse dreckige Bilder in bester Horrorfilm-Manier und auch inhaltlich liefert der Film mehr als Durchschnittsware, wenngleich Franks gestörte Persönlichkeit kaum in ihren Tiefenlagen, sondern eher als Aufhänger und Handlungsmotor interessiert. So gelingt ein intensiver Horror-Slasher, der mit seinen groben Gewaltszenen nachhaltig irritiert und nur Freunden des Genres anzuraten ist.



Diese Filmkritik ist zuerst bei fluter.de erschienen.

 

Christian Horn / Wertung: * * * * (4 von 5)



Filmdaten

Alexandre Ajas Maniac
(Maniac (2012))

Frankreich/USA 2012
Regie: Franck Khalfoun;
Darsteller: Elijah Wood (Frank), Nora Arnezeder (Anna), America Olivo (Franks Mutter), Genevieve Alexandra (Jessica), Liane Balaban (Judy), Jan Broberg (Rita) u.a.;
Drehbuch: Alexandre Aja, Grégory Levasseur nach dem Originaldrehbuch von Joe Spinell; Produzenten: Alexandre Aja, Thomas Langmann, William Lustig; Kamera: Maxime Alexandre; Musik: Robin Coudert; Schnitt: Baxter, Franck Khalfoun;

Länge: 89 Minuten; deutscher Kinostart: 27. Dezember 2012



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"Die erste Frage war immer, ob ich aus dem Osten oder Westen bin. Hätte man auch googeln können."

Regisseur Wolfgang Becker (22. Juni 1954 - 12. Dezember 2024), Regisseur von "Good Bye, Lenin!", über Interviews zum Film

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