28.01.2024

Raffgier im Trump-Land

Killers of the Flower Moon

Die Vereinigten Staaten 1919 und den Folgejahren: Eine weiße Familie tötet Indianer und Weiße, die mit Indianern verheiratet sind. Aus Raffgier. Der Hauptschuldige, der Viehzüchter William Hale (Robert De Niro), ist Deputy Sheriff und angesehener Bürger des Ortes, auf ihn fällt kein Verdacht. Hale wird seinen neu im Ort ankommenden Neffen Ernest (mit Latex entstellt: Leonardo DiCaprio) in die Sache verwickeln; dessen Bruder Byron ist bereits involviert. Es sind immer "gute" Ratschläge, die Ernest befolgt – heirate die wohlhabende Indianerin Mollie (Lily Gladstone), sieh zu, dass deren Schwestern sterben. Bis das Bureau of Investigation, das heutige FBI, sich der Sache annimmt…
Regisseur Martin Scorsese setzt auf DiCaprio und De Niro als schlimme Hauptfiguren in einer auf wahren Begebenheiten basierenden Handlung. Die Osage-Morde haben sich wirklich ereignet, den durch Erdöl reichen Osage-Indianerstamm hat es in Oklahoma wirklich gegeben. Scorseses Western ist damit ein True-Crime-Film, gleichzeitig ein überlanges Epos von 3 Stunden 26 Minuten. Nach dem Film fühlt sich der Zuschauer von der strikt nacherzählten Handlungsfolge erschlagen.

Dies ist das Problem des Films: der über die gesamte Lauflänge immergleiche Tonfall. Er schläfert das Publikum ein. So, wie Mollie irgendwann durch Gift im Insulin nur noch somnambul wirkt. Sie ist Diabetikerin, Hale erwartet bereits ihren Tod und den dadurch erfolgenden Reibach über seinen Neffen. Dieser wird von DiCaprio immergleich gespielt, er entwickelt seine Figur nicht fort.

Dennoch ist sein Ernest in einem Punkt interessant: wie er von William Hale, dem "King", beeinflusst wird. Onkel, befiehl, ich folge dir. Und es geschehen Morde, die Ernest mitverantwortet. An den reich gewordenen Indianern. An ihren weißen Angehörigen. Und an Mittätern, die zu Zeugen werden könnten.

Die Scheinheiligkeit, die Bigotterie ist von Scorsese gut erfasst. Wir sind hier im Trump-Land, hier blühen Raffgier, Missgunst und Rassismus. Dargestellt von Robert De Niro als böser Onkel, den die Gesellschaft hofiert. Dies und das Wiedergeben der Gebräuche des Osage-Indianerstamms in einigen Szenen gleichen viel aus.  

Michael Dlugosch / Wertung: * * * (3 von 5)



Filmdaten

Killers of the Flower Moon
(Killers of the Flower Moon)

USA 2023
Regie: Martin Scorsese;
Darsteller: Leonardo DiCaprio (Ernest Burkhart), Robert De Niro (William Hale), Lily Gladstone (Mollie Burkhart), Jesse Plemons (Tom White), Tantoo Cardinal (Lizzie Q), John Lithgow (Staatsanwalt Peter Leaward), Brendan Fraser (W.S. Hamilton), Cara Jade Myers (Anna), JaNae Collins (Reta), Jillian Dion (Minnie), Jason Isbell (Bill Smith), William Belleau (Henry Roan), Louis Cancelmi (Kelsie Morrison), Scott Shepherd (Byron Burkhart), Yancey Red Corn (Chief Bonnicastle), Tatanka Means (John Wren), Gary Basaraba (Detective Burns), Pat Healy (Agent John Burger), Steve Witting (Dr. James Shoun), Steve Routman (Dr. David Shoun), Gene Jones (Pitts Beaty), Barry Corbin (Turton), Jack White (Radio-Show-Schauspieler), Martin Scorsese (Radio-Show-Erzähler) u.a.;
Drehbuch: Eric Roth, Martin Scorsese nach dem Sachbuch von David Grann; Produzenten: Dan Friedkin, Daniel Lupi, Martin Scorsese, Bradley Thomas; Kamera: Rodrigo Prieto; Musik: Robbie Robertson (+ 2023); Schnitt: Thelma Schoonmaker;

Länge: 206 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; deutscher Kinostart: 19. Oktober 2023



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Zitat

"Was soll das denn sein - wo du doch Schauspieler sein kannst? Da will man doch nicht Arzt werden!"

Die Reaktion der schauspielernden Eltern von Michael Verhoeven (13. Juli 1938 - 22. April 2024) auf seinen Wunsch, Medizin zu studieren - er wurde Regisseur ("o.k.", "Die weiße Rose"), Schauspieler ("Das fliegende Klassenzimmer" (1954), "Der Pauker") und Arzt

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