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20. Oktober 2005
Flightplan - Ohne jede Spur
Drei Jahre ließ Jodie Foster sich Zeit, um nach "Panic Room" erneut die Hauptrolle in einem Thriller zu übernehmen. Wieder geht es der von ihr gespielten Figur um das Leben der minderjährigen Tochter. Der deutsche Regisseur Robert Schwentke spielt clever mit Verschwörungstheorien auf engstem Raum: Ein Flugzeug auf Interkontinentalflug ist Schauplatz. In den USA wie in Deutschland sollte "Flightplan" zum im Kino rar gewordenen kommerziellen Erfolg werden.Anscheinend wird der deutschen Filmbranche wieder international Beachtung geschenkt. "Nirgendwo in Afrika" gewann den Academy Award alias Oscar, "Good Bye, Lenin!" und "Gegen die Wand" holten alle möglichen sonstigen zu vergebenden Auszeichnungen. Hollywood verpflichtet derzeit gerne ausländische Regisseure für seine Projekte, siehe Hideo Nakata für die US-Ausgabe von "The Ring 2". Der jetzt erfolgte Schritt ist somit nachvollziehbar. Ein deutscher Regisseur für einen US-Thriller ist dennoch ungewöhnlich; "Flightplan - Ohne jede Spur" ist gerade einmal Robert Schwentkes dritter Film nach "Tattoo" und "Eierdiebe". Aber das Vorhaben, ihm die Führung unter anderem von Superstar Jodie Foster anzuvertrauen, funktionierte. Zumindest weitestgehend; den Thrill des Plots in Szene zu setzen gelang ihm. Schwentke hat allerdings die Chance verpasst, massive Fehler im Drehbuch zu korrigieren. Was zeigt uns Schwentke nur für ein kaltes, unwirtliches Berlin. Kyle Pratt (Foster) trifft ihren Ehemann David in einem sehr toten U-Bahnhof Alexanderplatz. Um ihn sogleich im Leichenschauhaus ein letztes Mal wiederzusehen. Sein Leichnam soll in die gemeinsame Heimat USA überführt werden, Kyle verlässt das verschneite Deutschland. Mit ihrer Tochter. Julia (Marlene Lawston) ist sechs Jahre alt, wirkt aber ebenso seltsam leblos wie ihr Vater in der Anfangsszene - er war nichts als eine Illusion der trauernden Mutter - und wie die Mutter, der die Strapazen nach dem vermuteten Freitod des Gatten zu viel sind. Im Berliner Flughafen betrachten Mutter und Tochter das Flugzeug von außen; Kyle war an dessen Entwicklung beteiligt, sie ist Konstrukteurin. Der Flug, den beide antreten werden, soll ein Neubeginn sein. So wird es kommen; anders als geplant.
Der 11. September 2001 hat alles verändert. Man sagte al-Qaida nach, die Attentate seien nach dem Vorbild von Hollywood-Filmen ausgeführt worden. Showeffekte nach Drehbuch, perfekt gestylt für die Kameras der Medien. Nur: real. Vier Jahre später hat Hollywood das Schema wieder umgedreht. Und macht es sich jetzt zunutze, dass die Urängste des Menschen vor Machtlosigkeit im einsperrenden Flugzeug seitdem noch eine Steigerung erfahren haben. Das Flugzeug als Panic Room, wenn man so will, wortwörtlich, nicht ad definitionem.
Kurz vor "Flightplan - Ohne jede Spur" lief Wes Cravens Thriller "Red Eye" in den Kinos. Wieder gerät eine Frau in dem begrenzten Raum eines Flugzeugs in Not - sie soll zu einem Attentat genötigt werden -, ohne dass ein weiterer Passagier die Geschehnisse im ganzen Umfang kapiert. Es gehört zu den Urängsten eines Menschen, ebenfalls: Die gesellschaftliche Umgebung bleibt oberflächlich. Jeder ist sich selbst der Nächste, auf Verlass auf andere in der Not ist nicht zu bauen, sagen beide Filme aus. Michael Dlugosch /
Wertung: * * *
(3 von 5)
Quelle der Fotos: Buena Vista Int. (image.net) Filmdaten Flightplan - Ohne jede Spur (Flightplan) USA 2004 alternative Schreibweise des Titels: Flight Plan - Ohne jede Spur Regie: Robert Schwentke ("Tattoo", "Eierdiebe");
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