Filmfestival
Max Ophüls Preis 2014
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"Ein Masseur. Eine Köchin. Ein junges Paar auf's Maul." Diese kurze Beschreibung wird demnächst deutschlandweit auf Filmplakaten zu lesen sein. So schief und verdreht wie der Abschlusssatz dieser Deskription ist auch der dazugehörige Film, der am Samstag, dem 25. Januar 2014 die Hauptauszeichnung, den Max Ophüls Preis, gewann: "Love Steaks". Die Jury war begeistert. Er sei "nicht nur ein Film, sondern vielmehr ein Geschenk an die Zuschauer, das nur so strotzt vor Kraft, Spielfreude, Farben und Liebe und einmal mehr zeigt, wozu Kino in der Lage ist." Spielfreude kann man den Darstellern nicht absprechen. Trotzdem: Der Film hinterlässt einen unfertigen, manchmal schlichten Eindruck. Wer Filme des dänischen Regisseurs Lars von Trier kennt, zum Beispiel "Idioten", weiß in etwa, was bei "Love Steaks" beabsichtigt war. Jakob Lass hält sich an die von Lars von Trier einst aufgestellten Dogmen-Regeln. Unter anderem: eine wackelnde, Authentizität suggerierende Handkamera. Kein künstliches Licht. Dreh außerhalb eines Studios. Aber Jakob Lass ist nicht von Trier.
Bereits auf dem Münchner Filmfest 2013 räumte "Love Steaks" alle vier möglichen Auszeichnungen des Förderpreises Neues Deutsches Kino ab, darunter auch den Drehbuchpreis, obwohl der Film kein richtiges Drehbuch hat. "Love Steaks" kommt am 27. März 2014 in die Kinos. Der Film hatte zwar schon vorher einen Verleih (daredo media), doch mithilfe des Max Ophüls Preises ist nun ein größerer Kinostart möglich: Die 36.000 Euro Preisgeld werden zu gleichen Teilen aufgeteilt auf Produktion und Verleihförderung.
Wie aktuell der Film ist, zeigt eine Nachricht vom 27. Januar, einen Tag nach dem Festival: Katholische Bischöfe forderten das Verbot von organisierter Sterbehilfe. Über das Thema kann man verschiedener Meinung sein – wie der Film umgesetzt ist, ist hervorragend. Auf dem Festival sah man keinen Film, in dem die Darsteller besser geführt wurden als in "Und morgen Mittag bin ich tot": Frederik Steiner weiß mit Schauspielern umzugehen, sie in Szene zu setzen. Liv Lisa Fries in der Hauptrolle bekam verdientermaßen die Auszeichnung als Beste Nachwuchsdarstellerin. Vermutlich wegen der Sterbehilfe-Kontroverse ging der Film bei der Jury ansonsten leer aus. Die Jury bestand aus dem Co-Regisseur des Vorjahressiegers "Der Glanz des Tages", Rainer Frimmel, den Schauspielern Götz Otto und Ronald Zehrfeld, der Produzentin Maria Köpf und der Schweizer Casterin Corinna Glaus. Frau Glaus geriet, ohne dass es die Öffentlichkeit groß mitbekam, zweimal in einen Interessenkonflikt. Sie war die Co-Casterin bei zwei Wettbewerbsfilmen, "Viktoria – A Tale of Grace and Greed" und "Sitting Next to Zoe". Letzterer erhielt einen Preis, allerdings keinen, über den Corinna Glaus mitentschied: den Fritz-Raff-Drehbuchpreis, verliehen durch eine andere Jury.
Den Film "Viktoria – A Tale of Grace and Greed" über eine ungarische Prostituierte in Zürich kennzeichnet knallharter Realismus. "Pretty Woman" mit Julia Roberts und Richard Gere schrumpft im Vergleich mit "Viktoria – A Tale…" zu dem, was er eigentlich ist, zu einem Märchenfilm, auch Ken Russells "Die Hure" sieht blass aus verglichen mit dem Film des 1968 in Chur geborenen Regisseurs Men Lareida: Wie der Alltag einer Prostituierte wirklich ist, nämlich alles andere als märchenhaft, zeigt Lareida ohne Beschönigung am Beispiel Viktorias (Franciska Farkas). In der Masse der guten Filme des Wettbewerbs ging "Viktoria – A Tale…" leider leer aus.
Chaussy gibt es wirklich; der BR-Journalist kam auch nach Saarbrücken. Auf seinen Recherchen und seinem Buch basiert der interessante Film, der Chaussys Erfahrungen bei den Ermittlungen wiedergibt. "Der blinde Fleck" konzentriert sich so sehr auf die Nachforschungen, dass manche Figuren eindimensional bleiben, zum Beispiel degradiert der Film Chaussys Frau (Nicolette Krebitz) zur Stichwortgeberin, manchmal zur meckernden Eifersüchtigen. "Der blinde Fleck" startete schon in den deutschen Kinos, als der Film noch im Saarbrücker Wettbewerb lief.
Zarah Ziadi war eine von immerhin sechs Regisseurinnen im sechzehn Filme umfassenden Hauptwettbewerb des Max Ophüls Preises 2014. Die Zahl dürfte einer der anderen Regisseurinnen, Isabell Suba, besonders gefallen haben. Bei den 65. Internationalen Filmfestspielen in Cannes 2012 war das anders: Keine einzige Regisseurin war im Hauptwettbewerb von Cannes vertreten. Das empörte Suba. Die deutsche Regisseurin durfte dort ihren Kurzfilm "Chica XX Mujer" vorführen. Isabell Suba dachte sich etwas aus, woraus sie ihr Langfilmdebüt machte, das jetzt in Saarbrücken im Wettbewerb lief: "Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste". Den Film drehte Suba während Cannes 2012 mit Schauspielerin Anne Haug als Isabell Suba und ihrem Produzenten Matthias Weidenhöfer als David, Produzent der falschen Suba. Die echte Suba akkreditierte sich unter anderem Namen. Und filmte die falsche Suba und David in ihrem Geschlechterkampf. Auch auf der Bühne bei der Kurzfilmvorführung in Cannes trat Anne Haug als Isabell Suba auf, was in "Männer zeigen Filme..." kurz vorkommt.
Einer der letzten Sätze in "Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste" lautet: "Lasst uns doch einfach mal schauen, was die anderen so für Filme machen." Dies kann man als Motto für das 35. Filmfestival Max Ophüls Preis 2014 verstehen. Aufgeführt wurden viele sehenswerte Filme. Die Nachwuchsfilmer bewiesen ihr oft professionelles Können. Zwei Nachträge: Am letzten Tag des Festivals schlug die Saarbrücker Verkehrspolizei mit einer Strafe zu. Der breite, von der Straße durch einen Grünstreifen abgetrennte Bürgersteig vor dem CineStar, in dem die meisten Festivalfilme gezeigt werden, müsse unbedingt frei bleiben. Auf dem Bürgersteig hielten stets für kurze Zeit die Festivaltaxis und -shuttles, um prominente Gäste wie Corinna Harfouch, Benno Fürmann oder Heiner Lauterbach in Empfang zu nehmen oder aussteigen zu lassen. Das Festival bekam ein Protokoll aufgebrummt, Co-Festivalleiterin Gabriella Bandel war zu recht außer sich. Der Max Ophüls Preis ist das Aushängeschild der Stadt Saarbrücken, des Saarlandes schlechthin und eines der wichtigsten Filmfestivals Deutschlands. Man kann mit dem Dienst nach Vorschrift auch übertreiben. Und in eigener Sache: Matthias vom Schemm, der einst für filmrezension.de u.a. "Alien" und "Der weiße Hai" rezensierte, macht als Regisseur und Drehbuchautor Karriere in der Filmbranche. In Saarbrücken begleitete vom Schemm den Film "A Promised Rose Garden", für den er das Drehbuch schrieb. Der Film lief im Wettbewerb Mittellanger Film, ging aber leer aus.
Quelle der Fotos siehe jedes einzelne Foto alle Preisträger 2014:
Max Ophüls Preis: Love Steaks Regie: Jakob Lass Filmpreis der saarländischen Ministerpräsidentin: Familienfieber Regie: Nico Sommer Beste Nachwuchsdarstellerin: Liv Lisa Fries (Film Und morgen Mittag bin ich tot) Bester Nachwuchsdarsteller: Vincent Krüger (Film Sunny; Regie: Barbara Ott) Fritz-Raff-Drehbuchpreis: Sitting Next to Zoe Regie: Ivana Lalovic Publikumspreis: High Performance Regie: Johanna Moder Preis der Jugendjury: Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste Regie: Isabell Suba Preis für den gesellschaftlich relevanten Film: Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste Regie: Isabell Suba Kurzfilmpreis: Wo wir sind Regie: Ilker Catak Publikumspreis Kurzfilm: Alter Egon Regie: Levin Hübner Interfilmpreis: Seme - Schlage nicht um zu gewinnen... Regie: Il Kang Publikumspreis Mittellanger Film: Besuch im Wald Regie: David und Elena Gruschka Dokumentarfilmpreis: Earth's Golden Playground Regie: Andreas Horvath Förderpreis der DEFA-Stiftung: Journey to Jah Regie: Noel Dernesch, Moritz Springer
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