"Thomas, der seit längerem an einer Blutkrankheit leidet, hat
einen heftigen Rückfall erlitten. Unter diesen Umständen entscheidet
er sich, den Kontakt zu Luc wieder aufzunehmen, seinem jüngeren Bruder,
den er seit langer Zeit nicht mehr gesehen hat. Während Thomas‘ Krankheit
unabwendbar voranschreitet, überwinden die beiden Brüder ihre
Entfremdung, kommen sich näher, werden sich ihrer Liebe füreinander
bewusst. Gemeinsam stehen sie das Martyrium und die Qualen der Krankenhausbehandlungen
durch, bis zu dem Tag, an dem Thomas den Kampf aufgibt. Sie unternehmen
noch eine letzte Reise zusammen, ins Haus der Familie am Meer.
Der Tod. Die Liebe.
Thomas stirbt. Er akzeptiert das Sterben. Ein Haus am Ufer des Ozeans
– das Haus seiner Kindheit - hat er ausgewählt, um aufs Sterben zu
warten. Ich bin bei ihm. Es ist immer noch Sommer. Ich wusste nicht, dass
man auch im Sommer sterben kann.
Ich dachte, dass der Tod immer im Winter eintritt, dass er den Frost,
das Grau in Grau und die Trostlosigkeit braucht. Doch ich stelle fest,
dass er genauso gut seine Geschäfte bei Sonne verrichten kann, im
prallen Licht des Tages. Ich überlege, dass Thomas ihn im vollen Licht
empfangen wird.
In diesem Winter, als er im Krankenhaus lag, glaubte ich, dass es mit
einer Erstarrung der Glieder beginnen würde, einer Art Kontraktion,
und dass dann plötzlich eine Dringlichkeit da wäre, Eile und
Gewaltsamkeit. Aber nein: der Tod kommt mit einer gewissen Lässigkeit
und Trägheit, langsam, wie das Dahinschwinden in der Sommerhitze.
Trotzdem wird dieser vorhersehbare, erwartete Tod eine Katastrophe
auslösen. Er wird uns auf unsere Existenz zurückwerfen. Er wird
sie verändern, ihr eine neue, unvorhergesehene Richtung geben. Er
wird unser Leben aus der Bahn werfen, ohne dass sich einer von uns dagegen
wehren könnte. Dieser Tod wird das größte Ereignis sein.
Mein Bruder stirbt." (Presse-Text)
Filmtitel: Sein
Bruder
Originaltitel: Son Frère (Frankreich 2002)
Regie: Patrice Chéreau ("Wer mich liebt, nimmt den Zug",
"Intimacy");
Darsteller: Bruno Todeschini ("Code:
unbekannt"; Thomas), Eric Caravaca (Luc), Maurice Garrel (alter Mann),
Antoinette Moya (Mutter), Fred Ulysse (Vater), Nathalie Boutefeu (Claire),
Sylvain Jacques (Vincent), Catherine Ferran (Chefärztin), Robinson
Stévenin (Manuel) u.a.; Drehbuch: Patrice Chéreau,
Anne-Louise Trividic; Produktion: Azor Films / ARTE F / Love Streams;
Kamera: Eric Gautier, Irina Lubtchansky;
Maske: Kuno Schlegelmilch;
Länge:
92 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im
Verleih von Concorde
Film