12.02.2013
Vic + Flo haben einen Bären gesehen
![]() Gäbe es eine Preis für den originellsten Filmtitel, hätte der ebenfalls im Wettbewerb laufende "Vic + Flo haben einen Bären gesehen" gute Chancen darauf. Da diese Kategorie trotz zahlreicher aussichtsreicher Kandidaten immer noch nicht existiert, ergeht es dem frankokanadischen Regisseur wahrscheinlich wie seinen weiblichen Hauptfiguren. Die 61-jährige Victoria (Pierette Robitaille), die frisch aus dem Gefängnis von ihrer lebenslangen Haftstrafe auf Bewährung entlassen wurde, und ihre weit jüngere Freundin Florence (Romane Bohringer), die sich nicht mehr von ungebetenen Gästen wie Bewährungshelfer Guillaume (Marc-André Grondin) auf die Nerven gehen lassen muss, bekommen das Titeltier bis zuletzt nicht zu Gesicht. "Ich habe im Wald etwas gesehen. Einen Fuchs oder so", sagt Vic einmal, aber das ist auch alles, was sich an Fauna in den zugleich malerischen und vage bedrohlichen Wäldern herumtreibt. Dafür begegnen Vic, die halbherzig ihre eingerostete Beziehung mit Flo aufpoliert, und Flo, die alles auf jene einzige ihr erträgliche Gesellschaft setzt, vegetativen und animalischen menschlichen Zeitgenossen.
"Wenn die Balance stimmt, werden sie aufregende Hybriden. Aber das ist schwer zu erreichen." Zu schwer für die sich mit den Titelfiguren in der seelischen und landschaftlichen Wildnis verlierenden Groteske. "Vic + Flo" liest sich wie eine Gleichung, aber dramatisch und romantisch geht sie letztendlich nie auf. Chopins Der Trauermarsch in Moll, den ein Pfadfinder (Raoul Fortier-Mercier) gen Ende spielt, und Flos Schlusserkenntnis kommt nicht nur für sie, sondern auch die Zuschauer erlösend: "Es ist vorbei." Lida Bach /
Wertung: *
(1 von 5)
Quelle der Fotos: Yannick Grandmont Filmdaten Vic + Flo haben einen Bären gesehen (Vic + Flo ont vu un ours) Kanada 2013 Regie & Drehbuch: Denis Côté; Darsteller: Pierrette Robitaille (Victoria), Romane Bohringer (Florence), Marc-André Grondin (Guillaume), Marie Brassard (Jackie / Marina St-Jean) u.a.; Produzenten: Stéphanie Morisette, Sylvain Corbeil; Kamera: Ian Lagarde; Schnitt: Nicolas Roy; Länge: 90 Minuten; deutscher Kinostart: unbekannt
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