06.09.2023

Nichts Neues in der virtuellen Welt

Tron: Legacy

Alles wie gehabt. Wer den Film "Tron" (1982) kennt, für den bringt die 28 Jahre später erfolgte Fortsetzung "Tron: Legacy" keine neuen Eindrücke, keine neuen Erkenntnisse. Es ist ein Aufguss des alten Films, dazu gibt es eine minimalistische Handlung. Die Walt Disney Company versucht sich gerne in Neuauflagen, mal erfolgreich und sehenswert, siehe "Star Wars", mal sinnfrei, wie in diesem Falle, denn "Tron: Legacy" ist nur rein optisch für Kinogänger, die das Original nicht kennen, ein Gewinn, zumal in 3-D. Die Handlung wiederholt sich, aus Alt mach Neu. "Legacy" heißt auf Deutsch "Hinterlassenschaft" bzw. "Erbe", das passt, denn der Sohn der Hauptfigur des ersten Teils wird, wie einst sein Vater, mithilfe des aus "Tron" bekannten Lasers in die virtuelle Welt gerissen. Sam (Garrett Hedlund) muss dieselben Spiele spielen wie einst sein Daddy, Diskuswerfen und Motorradrennen mit tödlichem Ausgang. Dem vorausgegangen war die Suche nach seinem schon lange verschollenen Vater Kevin Flynn (Jeff Bridges), der scheinbar seinem Filius eine Nachricht hat zukommen lassen. Es ist aber sein Avatar Clu (der visuell auf jung getrimmte Bridges), der sich von seinem Schöpfer lossagte und eine Armee gegen die Menschheit aufbaut. Er will mit ihr in die reale Welt, diese in seinem Herrschaftsanspruch übernehmen. Kleiner geht es nicht. Alles schon mal dagewesen, nur in anderen Filmen mit mehr Glaubwürdigkeit, mehr Verve, nicht bei anderen Filmen kopiert, also hier: Alles wie gehabt.

Eine virtuelle Figur, die die Weltmacht anstrebt - es passt zur derzeitigen, durch Chat-GPT mehr denn je vorhandenen Angst der Menschen vor der Unbeherrschbarkeit Künstlicher Intelligenz. Selbst der Entwickler Kevin Flynn hat keine Kontrolle mehr. Auch Sam fast nicht. Er wird von einer weiteren Schöpfung seines Vaters gerettet, Quorra (Olivia Wilde). Die virtuelle junge Frau bringt ihn zu seinem in einem Versteck lebenden Vater, dargestellt von Jeff Bridges nun ohne optische Verjüngungsmittel. Gemeinsam nehmen sie den Kampf gegen Clu und seine Schergen auf.

Der Film bietet Schauwerte, ganz sicher, aber wiederholt sich in dem Gedanken, dass der 1982er-Film erfolgreich war, also muss alles neu aufgelegt werden. Aus dem Schauspielerensemble ragt Michael Sheen heraus, der die Figur Zuse spielt - der Name lehnt an den Computerpionier Konrad Zuse an. Ein deutscher Name. Also ist diese Figur ein Verräter. Leicht durchschaubar, wie auch das Drehbuch nicht viele Überraschungen aufbietet.

Eine Frage zum Schluss: Wo hat der echte Kevin Flynn zum Festessen mit Sam und Quorra in der virtuellen Welt das Spanferkel her?  

Michael Dlugosch / Wertung: * * (2 von 5)



Filmdaten

Tron: Legacy
(Tron (2010) / Tron: Legacy)

USA 2010
Regie: Joseph Kosinski;
Darsteller: Jeff Bridges (Kevin Flynn / Clu), Garrett Hedlund (Sam Flynn), Olivia Wilde (Quorra), Bruce Boxleitner (Alan Bradley / Tron), James Frain (Jarvis), Beau Garrett (Gem), Michael Sheen (Castor / Zuse), Anis Cheurfa (Rinzler), Cillian Murphy (Edward Dillinger), Daft Punk u.a.;
Drehbuch: Edward Kitsis, Adam Horowitz nach der Story von Edward Kitsis, Adam Horowitz, Brian Klugman und Lee Sternthal; Produzenten: Sean Bailey, Steven Lisberger, Jeffrey Silver; Kamera: Claudio Miranda; Musik: Daft Punk; Schnitt: James Haygood;

Länge: 125 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; deutscher Kinostart: 27. Januar 2011



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Zitat

"Was soll das denn sein - wo du doch Schauspieler sein kannst? Da will man doch nicht Arzt werden!"

Die Reaktion der schauspielernden Eltern von Michael Verhoeven (13. Juli 1938 - 22. April 2024) auf seinen Wunsch, Medizin zu studieren - er wurde Regisseur ("o.k.", "Die weiße Rose"), Schauspieler ("Das fliegende Klassenzimmer" (1954), "Der Pauker") und Arzt

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