30.08.2023

Innovativer Film über die virtuelle Realität

Tron

1982 warnte der Film "Tron" bereits vor der Allmacht Künstlicher Intelligenz. In unseren Zeiten ist das angesichts Chat-GPT hochaktuell. Denn der Gegner von Kevin Flynn (der junge Jeff Bridges) ist nur scheinbar in erster Linie der Präsident seiner früheren Computerfirma, Dillinger (David Warner). Dillinger entließ Flynn, um an sein geistiges Eigentum zu kommen. Der eigentliche Kontrahent Flynns ist ein Computerprogramm namens Master Control Program, das ihn vernichten will. Es digitalisiert mithilfe eines neuen Lasers seinen Körper und Geist und zerrt ihn in die Spielewelt. Gut, dass Flynn der Spieleerfinder war, denn er muss nun um sein Leben kämpfen.
Regisseur Steven Lisberger gelingt es, uns in die virtuelle Realität hineinzuzaubern. So, wie Flynn in sie gerät, werden wir ebenfalls von ihr aufgesogen. Second Life lässt grüßen. Mächtig viel Prophetie, denn vieles ist heutzutage eingetreten. Der Film ist ein einziger farbiger Rausch, einem LSD-Trip ähnlich. Zumindest in der digitalen Welt. Die reelle Welt ist dagegen farblos, was auch an Lisbergers Regie liegt: Für sie interessiert sich der Filmemacher kaum.

Flynn ist mit einem Paar befreundet, das immer noch für die Computerfirma ENCOM arbeitet, Lora (Cindy Morgan) und Alan Bradley (Bruce Boxleitner, Serie "Babylon 5"). Die beiden besuchen ihren Kumpel und tauschen sich aus, teilen einander mit, was alle eigentlich jeweils bereits wissen müssten. Das Gespräch dient, der Kinozuschauer merkt es, nur ihm als Information. So erfährt Flynn jetzt erst, dass Dillinger der Präsident ENCOMS ist? Unwahrscheinlich.

Lora hat frisch einen Laser mitentwickelt, der Gegenstände digitalisiert. Und Menschen. Das Master Control Program (MCP) wird dies nutzen, um Flynn in seine Gewalt zu bringen - digital. Schnell verschwindet der junge Programmierer in einem "Alptraum", wie er mal sagen wird, als Spielfigur im virtuellen Raum. In diesem Raum sind andere Spielfiguren ebenfalls mit menschlichen Zügen ausgestattet - aber Flynn ist der erste Mensch, der sich unter ihnen in seinen von ihm selbst entwickelten Spielen durchsetzen muss. Er kann innerhalb des digitalen Raums flüchten und hat bald Tron als Mitstreiter an seiner Seite, den Avatar Alans. Tron sieht aus wie Alan, somit ebenfalls von Bruce Boxleitner gespielt. Sie müssen zusammen und mit der sich hinzugesellenden Yori, die die Gesichtszüge Loras trägt, einen Weg finden, das MCP zu besiegen und Dillinger als Dieb der Ideenwelt Flynns bloßzustellen.

Die gezeigte Computerwelt ist bunt, sehenswert, eine perfekte Idee für einen Film. Auch die Kämpfe gegen Dillingers Avatar Sark und gegen das MCP sind sehr gut inszeniert. Die Entwicklung der Handlung hat Lisberger ebenfalls im Griff. Das Innovative von "Tron" ist bemerkenswert. So eine Handlung war 1982 neu. Wäre da nicht das Desinteresse Lisbergers an der echten Welt. Das Filmende in ihr ist schnell abgehandelt.

2010 erschien die Fortsetzung "Tron: Legacy", die zu viel wiederholt.  

Michael Dlugosch / Wertung: * * * (3 von 5)



Filmdaten

Tron
(Tron)

USA 1982
Regie: Steven Lisberger;
Darsteller: Jeff Bridges (Kevin Flynn / Clu), Bruce Boxleitner (Alan Bradley / Tron), David Warner (Ed Dillinger / Sark / Stimme des Master Control Programs), Cindy Morgan (Lora / Yori), Barnard Hughes (Dr. Walter Gibbs / Dumont), Dan Shor (Ram / Mitarbeiter, der an Popcorn interessiert ist) u.a.;
Drehbuch: Steven Lisberger, Charles S. Haas nach der Story von Steven Lisberger und Bonnie MacBird; Produzent: Donald Kushner; Kamera: Bruce Logan; Musik: Wendy Carlos; Schnitt: Jeff Gourson;

Länge: 96 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; westdeutscher Kinostart: 9. Dezember 1982



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Zitat

"Was soll das denn sein - wo du doch Schauspieler sein kannst? Da will man doch nicht Arzt werden!"

Die Reaktion der schauspielernden Eltern von Michael Verhoeven (13. Juli 1938 - 22. April 2024) auf seinen Wunsch, Medizin zu studieren - er wurde Regisseur ("o.k.", "Die weiße Rose"), Schauspieler ("Das fliegende Klassenzimmer" (1954), "Der Pauker") und Arzt

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