24.07.2003
Sushi - The Global Catch
![]() Bei beiden sei die Stahlqualität sehr wichtig, erklärt er, während die Kamera ihm bei der Arbeit über die Schulter schaut, und kein Messer gleiche dem anderen. Die Klinge dessen, das er schleift, liegt vielleicht einmal in den Händen Sugiyamas, für dessen Speise-Kunstwerke aus Meerestieren und Reis das gleiche gilt. Jedes von ihnen entsteht unter höchster Konzentration und Sorgfalt, in Handarbeit von dem Sternekoch gefertigt vor den Augen seiner Gäste. Was ihnen in dem winzigen Tokioter Spitzenrestaurant serviert wird und das, was New Yorker Kinder in einer anderen Szene aus einer Papprolle vertilgen, trennen Welten. Geografische Welten, vor allem aber kulinarische. Sie erkundet Mark S. Halls dokumentarischer Fangzug nach dem dicken Fisch der Trend-Küche: Sushi.
Mehr brauchen die Testkunden nicht, um "Sushi-Popper-Roll" zu essen. Bei dem Convenience-Food kommt eine Reis-Fisch-Mischung gepresst aus einer Rolle: "Eine spaßige Art, Sushi zu essen." Mit Stäbchen war das so verdammt schwierig. Wie cool ist da Sushi nach dem Prinzip Ed von Schleck oder aus dem fahrenden "Sushi-A-Go-Go"? Ihre Gerichte seien stark amerikanisiert, sagt der Verkäufer: "Damit Texaner sie mögen." Wie die bei einem Sportevent: Sushi-Platten. Fangfrisch wie die auf Tokios historischem Tsukiji-Fischmarkt gehandelte Ware ist der Thunfisch darin wohl kaum. Stattdessen radikalisiert der Massensnack Sugiyamas Worte: "Bei Sushi kommt es darauf an, dass Fisch und Reis eine Einheit bilden." California Inside Out Roll statt Sashimi. Roher Fisch ist eh nicht so lecker wie Fischstäbchen. Ab in die Fritteuse und "Tempura" davor gesetzt, auch wenn das Resultat schmeckt wie ein Fish-Mäc von McDonalds.
Im Angesicht der ökologischen Katastrophe scheint verzeihlich, dass Halls auf Differenziertheit bedachter Querschnitt durch Kommerz, jahrhundertealte Kulturtradition und Lifestyle-Trend zugleich Reportage und Pamphlet ist und als solches an die eigene Mitverantwortung erinnert: "Jeder von uns hat die Wahl." Spätestens beim nächsten Blick in die Speisekarte. Lida Bach /
Wertung: * * *
(3 von 5)
Quelle der Fotos: Concorde Filmverleih Filmdaten Sushi - The Global Catch (Sushi - The Global Catch) USA/Polen/Japan/Australien/Singapur 2011 Regie: Mark S. Hall; Mitwirkende: Akira Okazaki, Mamoru Sugiyama, Mike Sutton, Alistair Douglas, Casson Trenor, Hagen Stehr u.a.; Produktion: Mark S. Hall / Sakana Film Productions; Kamera: Jason Faust, Matt Franklin, Kazu Furuya, Kazutomo Iwata, Jason Wehling, Ita Zbroniec; Länge: 77,39 Minuten (Kino), 74,56 Minuten (Fernsehen/Video/DVD); FSK: ohne Altersbeschränkung; ein Film im Verleih von Neue Visionen; deutscher Kinostart: 7. Juni 2012
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