06.08.2015

Sinister 2


Mit "Sinister" schuf Scott Derrickson einen der wenigen Horrorfilme der letzten Jahre, der zugleich mit einem unheimlichen Monster aufwarten konnte und einem unerwarteten finalen Twist. Die Enthüllung am Ende legt den Grundstein der Fortsetzung und wird bereits in deren Trailer verraten: "Es sind die Kinder. Er holt sich die Kinder." Er ist Bughuul, ein uralter Dämon, der Schwarze Mann. Die Kinder sind dieses Mal der 9-jährige Dylan (Robert Sloan) und sein Zwillingsbruder Zach (Dartanian Sloan), die zugleich vor einem Ungeheuer aus Fleisch und Blut flüchten.

Dieses menschliche Monster ist ihr gewalttätiger Vater Clint (Lea Coco), der ihrer Mutter Courtney (Shannyn Sossamon) das Sorgerecht abknöpfen will. Die drei flüchten in ein entlegenes Haus, wo Clint, der bald mit Gesetzesvertretern vor der Tür steht, nicht die schlimmste Bedrohung ist. Die benachbarte Kirche war Schauplatz eines Ritualmordes zur Beschwörung Bughuuls. Er hat es wie im ersten Teil auf die Nachmieter abgesehen. Um an sein neues Opfer heranzukommen, schickt er die Kinder, die in "Sinister" unter seinem Bann ihre Familien ermordeten und die Taten filmten. Nacht für Nacht holen die Geisterkinder den von Alpträumen gepeinigten Dylan in den Keller und zeigen ihm ihre grausigen Heimvideos: "Angelausflug", "Küchenrenovierung", "Weihnachtsabend" - die auf verwackeltem Super8 ohne Tonspur flimmernden Streifen zählen ein zweites Mal zu den effektivsten Gruselmomenten. Letzte sind ansonsten leider rar unter der Regie von Ciarán Foy, der dem subtilen Stil des Erstlings nur oberflächlich treu bleibt. Es gibt die Animateurfilme, einen düsteren Elektro-Soundtrack und Bughuul, die Inszenierung jedoch ist das Gegenteil des kriechenden Grauens von "Sinister".

Bughuul zeigt sich überdeutlich und oft, den Jungen genauso wie Ex-Polizist Deputy So & So (James Ransone). Der aus einer Nebenrolle im Vorgängerfilm bekannte Hauptcharakter wirkt selbst wie ein verschrecktes Kind, das fest von der Realität des Übernatürlichen überzeugt ist. Überhaupt glauben in "Sinister 2" fast alle an das leibliche Böse, vom Beichtvater bis zum in jedem Dämonie-Film auftauchenden Typen, der einen Haufen zerfledderter Bücher über Okkultismus hat und das nötige Hintergrundwissen liefert. Dylan und Zach sehen tote Menschen und scheinen davon wenig beeindruckt. Kein Wunder, denn fies guckende Kids sind längst ein abgenutztes Standardrequisit des Horrorgenres. Daran erinnert sogar das Drehbuchautoren-Duo Derrickson und C. Robert Cargill, wenn es Zach und Dylan im Fernsehen "Night of the Living Dead" schauen lässt. Die Gewalt auf dem Bildschirm sei nicht schlimm, sagen die Brüder ihrer Mutter, da sie nicht real sei. Ob beide überhaupt begreifen, dass die Heimkino-Vorstellungen im Keller wirkliche Morde zeigen, ergründet die Handlung nicht. Das gleiche gilt für die Anziehungskraft von Gewaltdarstellungen gerade auf Kinder. Auch die Rolle des brutalen Vaters bei der psychologischen Entwicklung der Brüder wird nur ansatzweise berührt. Und das sind nur einige der Elemente, bei denen die Handlung ihr Potential verschenkt.

Scheinbar zum Ausgleich setzt "Sinister 2" auf Jump Scares nach dem immer gleichen Muster. Einmal aus dem Halbdunkel des Ungewissen gezerrt, ist letztendlich sogar Bughuul mehr Popanz als Psychohorror. Die makabere Pointe und das beklemmende offene Ende machten "Sinister" zu einem der besten Horrorfilme der letzten Dekade. Das Sequel enttäuscht hingegen nicht nur, es wirft ein unvorteilhaftes Licht auf das Original, indem es zu viel über die Vorgänge darin enthüllt. Eines der Geisterkinder sagt einmal, wenn Dylan alle ihre Filme gucke, werde er nie wieder Alpträume haben. Eine ähnliche Ernüchterung hinterlässt "Sinister 2" beim Kinozuschauer.  

Fortsetzungsfilm von "Sinister - Wenn Du ihn siehst, bist Du schon verloren"

Lida Bach / Wertung: * * (2 von 5) 
 

Quelle der Fotos: Wild Bunch Germany

 
Filmdaten 
 
Sinister 2 (Sinister 2) 
 
USA / GB 2015
Regie: Ciarán Foy;
Darsteller: Shannyn Sossamon (Courtney Collins), James Ransone (Deputy So & So), Tate Ellington (Dr. Stomberg), Robert Daniel Sloan (Dylan Collins), Dartanian Sloan (Zach Collins), Lea Coco (Clint Collins), John Beasley (Father Rodriguez) u.a.;
Drehbuch: Scott Derrickson, C. Robert Cargill; Produzenten: Jason Blum, Scott Derrickson, Brian Kavanaugh-Jones; Kamera: Amy Vincent; Musik: tomandandy; Schnitt: Timothy Alverson, Ken Blackwell, Michael Trent;

Länge: 97,05 Minuten; FSK: ab 16 Jahren; ein Film im Verleih der Wild Bunch Germany GmbH; deutscher Kinostart: 17. September 2015



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Zitat

"Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch..."

Schauspieler und Komiker Karl Valentin

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