10.10.2023

Paranormal Activity 2

Als "Blair Witch Project" 1999 in den Kinos startete, war kaum abzusehen, welch großen Einfluss der Horrorfilm haben sollte. Ende der Nullerjahre wurde seine Funktion als Schlüsselfilm zunehmend deutlich, als Filme wie "[Rec]", "Cloverfield" oder "Paranormal Activity" von Regie-Debütant Orin Peli den dokumentarischen Stil des Erfolgsfilms adaptierten. Vor allem letzterer erfuhr dabei viel Beachtung, da er mit einem verschwindend geringen Budget von etwa 12000 Dollar starke Effekte erzielte und im Verlauf seiner Kinoauswertung Millionen einspielte – der Kinostart einer Fortsetzung war daher nur Formsache.

Der nur ein Jahr nach dem Hype um den ersten Teil lancierte, zweieinhalb Millionen Dollar teure "Paranormal Activity 2" von Regisseur Tod Williams orientiert sich stark an den inhaltlichen und stilistischen Vorgaben des Originals. Heimgesucht wird nun die Familie von Ali Rey (Molly Ephraim), deren Schwester Katie (Katie Featherston) aus dem Vorgänger bekannt ist – zeitlich spielt "Paranormal Activity 2" dabei vor dem ersten Teil und erzählt die unmittelbare Vorgeschichte zum Spuk im Haus von Katie und ihrem Freund Micah (beide absolvieren einige Kurzauftritte). Wie im ersten Teil halten die Figuren das Geschehen mit einer Videokamera fest, wobei im Haus fünf weitere, mit Bewegungssensoren ausgestattete Kameras verteilt sind, die in erster Linie Einbrecher auf frischer Tat ertappen sollen. Dass denselben ausgerechnet die unheimlichen Aktionen eines Dämons vor die Linse geraten, erwarten die Reys im Gegensatz zum Publikum nicht.

Während Orin Peli in "Paranormal Activity" vornehmlich auf subtilen Grusel setzte und den Horror in Kleinigkeiten inszenierte, baut der Nachfolger auf ein schnelleres Fortschreiten der Erzählung und krassere Aktivitäten des Dämons. So steigert Williams den Gruselfaktor, der auch hier gemächlich beginnt, im Verlauf der Handlung rascher und versieht ihn mit deutlich mehr Schockeffekten. Trotzdem wirkt "Paranormal Activity 2" nicht überladen, denn Tod Williams versteht es, an den richtigen Stellen nichts passieren zu lassen und beweist ein großes Gespür für ein effektives Timing der Schreckmomente. Die Fake-Doku-Bilder, die manchmal unscharf, verwackelt oder grünstichig sind und irgendwo zwischen Youtube-Ästhetik und Dogma 95 pendeln, sorgen daher auch in der Fortsetzung für Gänsehaut – und machen "Paranormal Activity 2" zu einem würdigen Nachfolger.



Diese Filmkritik ist zuerst bei fluter.de erschienen.

 

Christian Horn / Wertung: * * * (3 von 5)



Filmdaten

Paranormal Activity 2
(Paranormal Activity 2)

USA 2010
Regie: Tod Williams;
Darsteller: Molly Ephraim (Ali Rey), Brian Boland (Daniel Rey), Katie Featherston (Katie), Micah Sloat (Micah), Seth Ginsberg (Brad), Sprague Grayden (Kristi Rey) u.a.;
Drehbuch: Michael R. Perry, Christopher Landon, Tom Pabst; Produzenten: Jason Blum, Oren Peli; Kamera: Michael Simmonds; Schnitt: Gregory Plotkin;

Länge: 91 Minuten; FSK: ab 16 Jahren; deutscher Kinostart: 4. November 2010



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Zitat

"Was soll das denn sein - wo du doch Schauspieler sein kannst? Da will man doch nicht Arzt werden!"

Die Reaktion der schauspielernden Eltern von Michael Verhoeven (13. Juli 1938 - 22. April 2024) auf seinen Wunsch, Medizin zu studieren - er wurde Regisseur ("o.k.", "Die weiße Rose"), Schauspieler ("Das fliegende Klassenzimmer" (1954), "Der Pauker") und Arzt

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