13.02.2020
Jojo Rabbit
![]() Ja, es ist Satire, und es ist Satire, die gut funktioniert, weil sie richtig inszeniert wurde. Mit ganz viel Fingerspitzengefühl beobachtet der Zuschauer über 108 Minuten den Gang Taika Waititis auf einer scharfen Klinge zwischen ernsthafter Geschichtsaufarbeitung und urkomischen Charakteren.
Durch die Augen eines Kindes zeigt Taika Waititi, wie absurd die Zeit vor 80 Jahren war. Dies macht er nicht so wie Steven Spielberg mit "Schindlers Liste", der einen dunklen und ernsten Weg einschlägt, um dem Zuschauer die Grauen des Dritten Reiches zu verdeutlichen. Waititi macht es, wie er es immer macht, humorvoll, aber auch realistisch. Er macht sich lustig über sämtliche Nazioberhäupter, die Gestapo und die HJ-Ausbilder. Das schafft er durch überzeichnete Charaktere, die sich schon fast wie Zeichentrickfiguren anfühlen, da sie so absurd sind. Dabei wird es aber zu keiner Sekunde so abgedreht, als dass man mit diesen Figuren sympathisieren könnte. Bei jeder Persönlichkeit wahrt Waititi die Ernsthaftigkeit und Distanz, die dieses Kapitel der Geschichte benötigt.
Seinen Humor verliert der Oscar-Preisträger trotz dieses dunklen Themas aber keinesfalls. In gewohnter Lässigkeit und Leichtigkeit schüttelt der Drehbuchautor hier einen Witz oder eine urkomische Szene nach der anderen aus dem Ärmel und jedes Mal passt der Humor haargenau zur jeweiligen Situation. Eine Schwäche hat der Streifen allerdings doch aufzuweisen. Die Geschichte wird gerade zum Ende des Films etwas dünn und ziellos. Gerade nach dem zweiten Drittel fehlt eine klare Struktur, die den Zuschauer durch das Grauen des Weltkrieges leitet, und so wird es etwas durcheinander wenn der Film aufs Ende zusteuert. Taika Waititi beweist mit "Jojo Rabbit" ein weiteres Mal sein Können als Drehbuchautor und Regisseur. Obwohl es ein schweres Thema ist, an das sich der Neuseeländer traut, bewahrt er jedes Mal den Respekt und Anstand vor der Geschichte, schafft es aber auch, geniale Absurditäten zu kreieren. "Jojo Rabbit" zeigt die Grauen der Geschichte auf, übt aber auch gleichzeitig durch einen bittersüßen Humor Kritik und zeigt auf, worauf es im Leben ankommt und dass es niemals zu spät ist, etwas an seinem Handeln zu ändern. Gregor Oldenburg /
Wertung: * * * *
(4 von 5)
Quelle der Fotos: The Walt Disney Company (Germany) GmbH Filmdaten Jojo Rabbit (Jojo Rabbit) Neuseeland/Tschechien/USA 2019 Regie: Taika Waititi; Darsteller: Roman Griffin Davis (Jojo), Thomasin McKenzie (Elsa), Scarlett Johansson (Rosie), Taika Waititi (Adolf), Sam Rockwell (Kapitän Klenzendorf), Rebel Wilson (Fräulein Rahm), Alfie Allen (Finkel), Stephen Merchant (Deertz), Archie Yates (Yorkiv), Luke Brandon Field (Christoph), Sam Haygarth (Hans), Stanislav Callas (russischer Soldat) u.a.; Drehbuch: Taika Waititi nach dem Roman von Christine Leunens; Produzenten: Carthew Neal, Taika Waititi, Chelsea Winstanley; Kamera: Mihai Malaimare Jr.; Musik: Michael Giacchino; Schnitt: Tom Eagles; Länge: 108,18 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih der The Walt Disney Company (Germany) GmbH; deutscher Kinostart: 23. Januar 2020 Auszeichnungen:
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