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30.10.2018
Drei Gesichter
Gab es in "Taxi Teheran" noch eine eigensinnige Mischung aus kreativem Widerstandsgeist und individueller Systemkritik, die den Goldenen Bären auf der Berlinale 2015 verdienten, so erscheint der diesjährige Drehbuchpreis für Jafar Panahis jüngstes Werk in Cannes als pauschale Geste. Zu unentschlossen, zu richtungslos ist das dahinplätschernde Road Movie, mit dem der iranische Filmemacher zum vierten Mal das 2010 verhängte 20-jährige Berufsverbot umfährt. Der mit dem Handy gedrehte Auftakt bleibt sowohl inszenatorisch als auch dramatisch der bescheidene Höhepunkt einer Geschichte, deren gesellschaftspolitische Motive in Ansätzen verkümmern.Ein mühsam artikulierter Kommentar zum Einfluss der modernen Medienlandschaft auf selbst den entlegensten Provinzort kann den Mangel an Inhalt und Dramatik nicht aufwiegen. Der erzwungene Minimalismus, der die experimentelleren Filmprojekte anspornte, blockiert den vergleichsweise konventionellen Plot. Dessen Stärke ruht in nostalgischen Beobachtungen der Eigentümlichkeiten seiner Herkunftsregion und dem präzisen Spiel von Hauptdarstellerin Behnaz Jafari. Ihre Anteilnahme am Schicksal der um einen Berufsweg als Schauspielerin kämpfenden Marziyeh (Marziyeh Rezaei) sowie dem einer von der Dorfgemeinschaft ausgestoßenen Altschauspielerin vermittelt vage ein Ideal von generationsübergreifendem Zusammenhalt unter Künstlerinnen.
Lida Bach /
Wertung: * * *
(3 von 5)
Quelle der Fotos: Jafar Panahi Film Production Filmdaten Drei Gesichter (Se Rokh) Iran 2018 Regie, Drehbuch & Produzent: Jafar Panahi; Darsteller: Jafar Panahi, Behnaz Jafari, Maedeh Erteghaei, Narges Delaram, Marziyeh Rezaei u.a.; Kamera: Amin Jafari; Schnitt: Mastaneh Mohajer, Panah Panahi; Länge: 101,07 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih von Weltkino Filmverleih; deutscher Kinostart: 26. Dezember 2018
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