01.07.2023

Darkest Hour (2011)

Wie in Roland Emmerichs 90er-Blockbuster-Event "Independence Day" beginnt die Alieninvasion auch in "Darkest Hour" für einen kurzen Moment mit beinahe harmonischen Bildern: Wie gebannt schauen die Menschen in den Nachthimmel, aus dem funkelnde Lichtgestalten so elegant wie Schneeflocken auf den Boden rieseln. Doch als ein Moskauer Polizist einer der Erscheinungen (die in Wahrheit Aliens sind) zu nahe kommt und auf der Stelle von innen her explodiert, bricht Panik aus. Nach einer knappen Exposition, die eine vierköpfige amerikanische Reisegruppe (zwei Männer und zwei Frauen, darunter Emile Hirsch aus "Into the Wild" und Max Minghella aus "The Ides of March") mit wenigen Strichen skizziert, erhält die Invasion ab diesem Augenblick genau den richtigen Drive.

Mit "Darkest Hour" legt Chris Gorak nach "Right at Your Door" zwar erst seinen zweiten Kinospielfilm vor, die Filmographie des Regisseurs ist jedoch etwas länger, und vor allem nicht gerade uninteressant. Als Praktikant bei der King-Verfilmung "Der Rasenmäher-Mann" (1992) machte Gorak seine ersten Schritte, bevor er in ganz unterschiedlichen Funktionen bei diversen Filmproduktionen mitmachte: Als Dekorationsbauer beziehungsweise art director bei "Tombstone", "Fight Club" und anderen Filmen, als Szenenbildner unter anderem bei "Blade: Trinity", als Mitglied der Ausstatter-Crew der überdrehten Science-Fiction-Komödie "Tank Girl" oder als Verantwortlicher für die visuellen Effekte bei "Hudsucker – Der große Sprung" von Joel und Ethan Coen.

Die vielfältigen Fähigkeiten, die sich Chris Gorak über die Jahre angeeignet hat, setzt der Filmemacher in "Darkest Hour" mit versierter Hand in einen kurzweiligen und unterhaltsamen, stellenweise sehr lustigen Science-Fiction-Film um. Zugegeben: "Darkest Hour" ist erzählerisch ein wenig zu zerfahren und erscheint bisweilen wie ein Sammelsurium. Aber in erster Linie geht es dem Film ohnehin um die dichte Atmosphäre, das famose Setdesign und die vergleichsweise gelungenen 3D-Effekte. Das alles zusammen ist – auch dank einer guten Portion Ironie – weit entfernt von der sinnlosen und öden Dauerballerei eines "World Invasion: Battle Los Angeles", denn im Gegensatz zu einer solchen Effektorgie ist Goraks Film vor allem in kleinen Momenten ganz bei sich: Zum Beispiel, wenn die Moskauer Straßenlandschaft mit der Asche der zahlreichen Todesopfer übersät ist oder wenn eine russische Oma im Angesicht der Katastrophe ihr zur Straße gelegenes Fenster mit Backsteinen zumauert.



Diese Filmkritik ist zuerst erschienen bei fluter.de.

 

Christian Horn / Wertung: * * * * (4 von 5)



Filmdaten

Darkest Hour (2011)
(The Darkest Hour (2011))

Russland/USA 2011
Regie: Chris Gorak;
Darsteller: Emile Hirsch (Sean), Olivia Thirlby (Natalie), Max Minghella (Ben), Rachael Taylor (Anne), Joel Kinnaman (Skyler), Veronika Vernadskaya (Vika), Dato Bakhtadze (Sergei), Gosha Kutsenko (Matvei), Nikolai Efremov (Sasha) u.a.;
Drehbuch: Jon Spaihts nach der Story von Leslie Bohem, M.T. Ahern und Jon Spaihts; Produzenten: Timur Bekmambetov, Tom Jacobson, Miliane Nani Meimeth, India Osborne; Kamera: Scott Kevan; Musik: Tyler Bates; Schnitt: Priscilla Nedd-Friendly, Fernando Villena, Doobie White;

Länge: 89 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; deutscher Kinostart: 29. Dezember 2011



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Zitat

"Was soll das denn sein - wo du doch Schauspieler sein kannst? Da will man doch nicht Arzt werden!"

Die Reaktion der schauspielernden Eltern von Michael Verhoeven (13. Juli 1938 - 22. April 2024) auf seinen Wunsch, Medizin zu studieren - er wurde Regisseur ("o.k.", "Die weiße Rose"), Schauspieler ("Das fliegende Klassenzimmer" (1954), "Der Pauker") und Arzt

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