Juli 1997
Life is a traffic jam
Crash
Es ist spät.- James Ballard (James Spader) fährt auf dem Highway. Er verliert die Kontrolle über sein Auto, gerät auf die andere Fahrbahn... Dann passiert es: "Crash"!
Der Beifahrer des entgegenkommenden Wagens klebt blutend auf seiner Windschutzscheibe. Die Fahrerin des anderen Wagens, Dr. Helen Remington (Holly Hunter), ist gerade Witwe geworden. Einige Tage vergehen. Täter und Opfer schlafen miteinander. Sie lernen Vaughan, besessenen Propheten eines Auto-Fetisch-Kults und seine wenigen Anhänger kennen. Gemeinsam mit Ballards lasziver Frau Catherine (Deborah Unger), durchleben sie abwechselnd hetero- und homoerotische Exzesse, ergötzen sich an ihren Narben und Verstümmelungen und an Massenkarambolagen...
Nein, das ist kein Werbefilm für einen Drive-In-Swinger-Club mit Sado-maso-Touch, sondern David Cronenbergs neueste cineastische Machenschaft. Der für seinen skurrilen Stil bekannte kanadische Regisseur macht auch diesmal seinem Namen alle Ehre: Fremd anmutende Charakterstudien, gepaart mit einer voyeuristischen Kameraführung, dazu ein schlaff durchhängender Spannungsbogen, ergeben circa 3000 Meter Celluloid, die mit Schrittempo über die Kinoleinwand schleichen. Äußerst bemerkenswert indes ist die kühle Leere, das spürbare Nichts, welches sich atmosphärisch wie ein schwarzer Schleier über den Plot legt.
"Scarface" Elias Koteas wirkt, als hätte er zu oft Abgase inhaliert. Holly Hunter und James Spader, die vormals durch schauspielerische Glanzleistungen brilliert haben ("Das Piano"; "Bad Influence"), benehmen sich im gesamten Szenario wie orientierungslose Crash-Test-Dummies.
Der 1943 in Toronto geborene "Moviemaker" erhielt für "Crash" den "Special Jury Price" (!) auf den Internationalen Filmfestspielen in Cannes. Bestand die Jury etwa aus James-Dean-Fanatikern? Eher hätten hier die einfallsreichen Titel des Soundtracks eine Auszeichnung verdient: "Two semi-mechanic human beings" / "Accident...Accident" usw.
Sexuelle Abnormitäten, die bereits von einschlägigen Programmformaten mehrfach thematisch vorverdaut wurden, nochmals auf der "Motorhaube" aufzuwärmen ist wohl überflüssig. Zumal sich die Handlung des Films - wie bei zweitklassigen Männermagazinen - im wesentlichen auf Sex und Autos, oder anders herum (ist ja auch egal), reduziert.
Weitere Kritik zum Film von Helge Judenau
Ali Selçuk Akinci
/ Wertung:
*
(1 von 5)
Filmdaten Crash (Crash) USA / Kanada 1996 Regie & Produktion: David Cronenberg; Drehbuch: David Cronenberg nach einem Roman von J. G. Ballard; Kamera: Peter Suschitzky; Musik: Howard Shore; Darsteller: Holly Hunter, James Spader, Deborah Unger, Elias Koteas, Rosanna Arquette u.a. Länge: 98 Minuten; FSK: nicht unter 18 Jahren.
Auszeichnungen:
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