25.10.2000
Puppenspielers Wunschtraum
Being John Malkovich Wer den Humor von Monty Python schätzt, der hat gute Chancen, daß ihm auch "Being John Malkovich" gefallen wird. Es ist keine Voraussetzung, aber es könnte helfen. Selten hat man einen so abgedrehten und dabei so un-albernen Film gesehen. ![]() Als ob das nicht schon verwirrend genug wäre, verliebt sich der bereits verheiratete Craig noch in seine ebenso gutaussehende wie selbstbewußte Kollegin Maxine (Catherine Keener). Natürlich erzählt er ihr sofort von seiner Entdeckung, und sie weiß daraus Kapital zu schlagen, indem die beiden von jedem Besucher von Malkovichs Gehirn 200 Dollar verlangen. Für wen das schon recht verrückt klingen mag, der sollte sich mal anschauen, was noch alles passiert... Es beginnt ein chaotischer Tausch der Identitäten und Geschlechter, der nur um so mehr verdeutlicht, daß man das möglichst Beste aus seinem eigenen Leben machen sollte. Spike Jonze liefert mit seinem Spielfilm-Debüt ein mehr als gelungenes
Werk ab. Es ist sehr witzig und skurril, mit einen Hang zum Surrealen -
dabei ist es sicher auch nach mehrfachen Sehen noch interessant, weil
"Being John Malkovich" nicht auf der unterhaltsamen Ebene steckenbleibt.
Ein Film, dessen Grundidee schon so gut ist, braucht nicht unbedingt noch unzählige weitere von der gleichen Qualität. Fast könnte man aus der Menge von Material mehrere neue Filme machen. Jonze war bisher nur durch seine außergewöhnlich originellen Videoclips
bekannt. Zu denen gehören der Clip-Klassiker "Sabotage" von den Beastie
Boys (eine Parodie auf schlechte Polizei-Serien der 70er), "It's Oh So Quiet"
von Björk (im zuckersüßen Stil der amerikanischen Tanzfilme) oder auch
"Praise" von Fatboy Slim (eine Art improvisierter Tanz-Slapstick?). Somit
geschätzte und immer wieder gern gesehene Clips, die aus der Masse der
Videoclips herausragen. Ab und zu hat sich Spike Jonze auch schon als
Darsteller betätigt, wie in eben diesem Fatboy-Slim-Video.
Hervorzuheben ist auch Femme Fatale Catherine Keener und nicht zuletzt Hauptfigur John Malkovich, der sich zumindest teilweise selbst spielen darf. Daß keiner genau weiß, inwieweit wir den "echten" John Malkovich zu sehen kriegen oder wieder nur eine Rolle, macht einen großen Reiz des Films aus. Nicht unbegründet gibt es hier den Running-Gag, daß sich keiner an einen Film erinnern kann, in dem er mitgespielt hat. Malkovich hat im Vergleich zu anderen Hollywood-Darstellern die Blockbuster gemieden (Gegenbeispiele: "Con Air", "In The Line Of Fire") und ist mehr als Charakterdarsteller bekannt. Oft sah man ihn in Literaturverfilmungen, wie etwa in "Death Of A Salesman", "Of Mice And Men" und "Portrait Of A Lady". Am bekanntesten dürfte seine Rolle in Gefährliche Liebschaften sein. Gerne wird Malkovich als "Bösewicht" gecastet. Sozusagen als Bonus bietet der Film nach einige kurze Gastauftritte, schon allein der verdutzte Gesichtsausdruck von Brad Pitt ist sehenswert. Anzumerken ist der Soundtrack von Carter Burwell, der bisher für die Filme der Coen-Brüder komponierte. Auch Björk hat hier einen Song dazu beigetragen. Dieser Film wird Sie bestimmt nicht langweilen. Fazit: Gönnen Sie sich
diesen Trip!
Jessica Ridders /
Wertung: * * * * (4 von 5)
Quelle des Fotos: offizielle Film-Homepage beingjohnmalkovich.com Filmdaten Being John Malkovich (Being John Malkovich) USA 1999; Regie: Spike Jonze; Darsteller: John Cusack (Craig Schwartz), Cameron Diaz (Lotte Schwartz), Catherine Keener (Maxine), Orson Bean (Dr. Lester), Mary Kay Place (Floris), W. Earl Brown (Erroll), Carlos Jacott (Malkovichs Agent), Byrne Piven (Mertin), John Malkovich als er selbst, Octavia Spencer, Ned Bellamy (Derek Martini) u.a.; als Gäste: Charlie Sheen als er selbst, Regisseur David Fincher ("Se7en", "Alien 3", "Fight Club") als Christopher Bing u.a.; Drehbuch: Charlie Kaufman; Produktion: Steve Golin, Charlie Kaufman, Michael Kuhn, Vincent Landay, Sandy Stern, Michael Stipe; Länge: 112 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; deutscher Kinostart: 4. Mai 2000
|
|