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21.10.2013
Zonenmädchen
Ganz ohne artifizielle Sentimentalität, ohne bitteres Nostalgiegebaren oder Larmoyanz, sondern eher authentisch, emotional, gebeutelt von den eigenen und den schwärenden Lebenswidersprüchen, aber dennoch unterschiedlich optimistisch: so in etwa könnte man die fünf Frauen in aller – natürlich unvollständig bleibenden – Charakterisierung beschreiben. Sie werden von Sabine Michel, der Filmemacherin, nach etlichen Jahren der Trennung wieder versammelt, wobei sie selbst eine der Protagonistinnen ihres Dokumentarfilms ist.Sie waren sich eng verbundene Freundinnen, die zwar in ihrem inneren Kreis wiederum engere wie auch losere Allianzen schmiedeten, aber trotzdem einen festen Zirkel bildeten. Gemeinsame Basis, ja Ausgangspunkt ihrer jeweiligen Biographien ist ihre Ostidentität; sie allesamt waren mehr oder minder volljährig, dem Schulabschluss nahe, aufgewachsen in Dresden, das verächtlich-ironisch mitsamt seiner Umgebung als das "Tal der Ahnungslosen" tituliert wurde, als die Mauer im nicht allzu entfernten Berlin fiel. Mit dem Gefühl, dass ihnen nunmehr, im wahrsten wie beglückenden Sinne des Wortes, die ganze Welt uneingeschränkt zu Füßen liegen sollte, machen sie sich zusammen auf dem Weg nach Paris. Damals Sehnsuchtsort für die jungen Frauen.
Die Biographien der Frauen werden aber nicht nur chronologisch abgehandelt, wo dann am Ende die großen Bestandsaufnahmen stehen. Vielmehr lässt die Filmemacherin den einzelnen Frauen, ihren Freundinnen, ihren jeweiligen individuellen Raum über das zu berichten was sie wollen. Und selbst jene Momente, die von starker Betroffenheit der Frauen etwa über den Selbstmord ihrer Mutter oder der jedem von uns bekannten Einsamkeit sprechen, sind mitnichten voyeuristisch oder kitschig gefühlsheischend.
Sven Weidner /
Wertung: * * * *
(4 von 5)
Quelle der Fotos: Mindjazz Pictures, Susanne Schüle (erste beide Fotos), Martin Langner (Foto 3) Filmdaten Zonenmädchen Deutschland 2013 Regie & Drehbuch: Sabine Michel; Produzentinnen: Maria Wischnewski, Holly Tischmann; Produktion: eine Koproduktion von It Works! Medien und dem RBB und dem MDR in Zusammenarbeit mit ARTE; Redaktion: Dagmar Mielke, Rolf Bergmann, Martin Hübner; Kamera: Susanne Schüle, Martin Langner; Musik: Sebastian Herzfeld; Schnitt: Gudrun Steinbrück-Plenert, Catrin Vogt; Länge: 89,56 Minuten; FSK: ohne Altersbeschränkung; ein Film im Verleih von Mindjazz Pictures; deutscher Kinostart: 14. November 2013
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