20.06.2013
Zombieland

World War Z


World War Z: Brad Pitt "Mutter Natur ist eine Serienkillerin", verkündet der Harvard-Student Fassbach (Elyes Gabel) in "World War Z". Im titelgebenden Krieg des epischen Endzeit-Thrillers ist Fassbach eines der wenigen Opfer. Die tausende Namenlosen, die nach lebenden Menschen ausschwärmen wie Insekten und beiläufig wie solche zerdrückt, zertreten und weggeschnippt werden, nicht mitgezählt. Für die Infizierten der Seuche, die in Marc Forsters dreidimensionaler Adaption von Max Brooks' gleichnamigem Roman die Welt überzieht, gibt es ein Wort, das die staatlichen Autoritäten zu spät als verifiziert erkennen: Zombies.

"Die lebenden Toten per definitionem" nennt einer der im globalen Chaos versinkenden Militärkräfte die explosionsartig wachsende Horde. Sie allerdings ist nicht die Hauptbedrohung der Handelnden. Diese Ehre gebührt deren Dummheit. Der angeblich hochintelligente Fassbach schießt den Vogel ab und obendrein sich selbst als er beim Verlassen eines Armeefliegers mit einer Waffe in der Hand stolpert. Für trittfestes Rampen-Runterlaufen gab es in Harvard anscheinend keinen Kurs. Während des ersten Akts in Philadelphia, von wo der frühere UN-Soldat Gerry Lane (Brad Pitt) mit seiner Frau Karen (Mireille Enos) und den Töchtern Rachel (Abigail Hargrove) und Constance (Sterling Jerins) knapp mit dem Leben entkommt, will eine andere Familie die Invasion in ihrer Hochhauswohnung aussitzen. Derartige kollektive Unvernunft, die der Film gänzlich unkritisch auftischt, potenziert sich, zeigt eine Szene in Jerusalem. Dorthin reist Gerry auf der Suche nach einem Schlüssel zu der Plage, die vor der alttestamentarischen Kulisse nahezu biblisch wirkt. Gleich einer unersättlichen Union von Geschmeiß wälzt sich die untote Masse über Landstriche, krabbelt über Rettungstunnel und türmt sich an Mauern zu Ameisenhaufen auf, um sich sintflutartig in die Heilige Stadt zu ergießen.

World War Z Die war bis dahin ein vergleichsweise sicherer Ort, an deren Grenzen nur noch zwischen Mensch und Zombie unterschieden wurde. Das klingt nach schicksalhafter Ironie, aber die geht wie jede Art von Humor oder gar philosophischer Einsicht unter im Getümmel. Letztes eindrucksvoll in Szene zu setzen gelingt dem Regisseur von "Ein Quantum Trost" immerhin mit gehetzten Schnitten und eruptiver Action. Wäre da nicht der wachsende Eindruck, dass hektische Aufnahmen und unscharfe Perspektiven die Spannung nicht steigern, sondern im Zaum halten sollen. "World War Z" ächzt unter der Thematik (Weltkrieg! Endzeit!! Zombies!!!) und den zähen Gefühlsszenen zwischen Gerry und Karen. Während er sich an geräuschorientierten Untoten vorbeischleicht, lässt sie schon mal sein Funktelefon klingeln, um "Ich liebe dich" zu sagen. Dass Herzensbotschaften Ärger bringen, lernen später auch die Menschen in Jerusalem. Sie provozieren mit versöhnlichem Gesang die lokale Apokalypse, die auf Dauer selbst global eher langweilig ist. Einen Charakter, für den man fiebern könnte, existiert nicht, denn Lebende sind in der ziellosen Story so austauschbar wie die Toten.

World War Z Pitts verschlossener Krieger agiert seelenloser als die Zombies, die sich jede Nebenfigur einverleiben, bevor man sich für sie interessieren kann. Einzige Ausnahme ist die israelische Soldatin Segen (Daniella Kertesz), die sich im grotesken Schlussakt des uneinheitlichen Triptychons so unverwundbar zeigt wie Gerry. "Wenn du kämpfen kannst, kämpfe", lehrt der Held wider Willen aus dem Off, während die systemkritischen Züge der Vorlage ins martialische Gegenteil verkehrt werden. Das desorientierte Drehbuch, verfasst von Matthew Michael Carnahans und umgeschrieben von Damon Lindelof und Drew Goddard, erinnert in seiner sinnentleerten Zerstörungswut den Zombies, die angesichts all der hirnlosen Figuren magere Zeiten erwarten. "Unser Krieg hat gerade erst begonnen", verabschiedet sich schließlich Gerry, offenbar wohl wissend, dass "World War Z" als Trilogie geplant ist. Die Spannung darauf dürfte so rar sein wie während des Auftakts der Kinoserie: Die Bilder tollwütiger Raubtiere während des Vorspanns korrelieren statt mit irgendeinem Subtext höchstens mit der kommerziellen Aggressivität der Produktionsstudios.  

Lida Bach / Wertung: * * (2 von 5) 
 

Quelle der Fotos: Paramount Pictures

 
Filmdaten 
 
World War Z (World War Z) 
 
USA / Malta 2013
Regie: Marc Forster;
Darsteller: Brad Pitt (Gerry Lane), Mireille Enos (Karin Lane), Daniella Kertesz (Segen), James Badge Dale (Captain Speke), Ludi Boeken (Jurgen Warmbrunn), Matthew Fox (Parajumper), Fana Mokoena (Thierry Umutoni), David Morse (Ex-CIA-Agent), Elyes Gabel (Andrew Fassbach), Moritz Bleibtreu (Arzt), Sterling Jerins (Constance Lane) u.a.;
Drehbuch: Matthew Michael Carnahan, Drew Goddard, Damon Lindelof; Produzenten: Ian Bryce, Dede Gardner, Jeremy Kleiner, Brad Pitt; Kamera: Ben Seresin; Musik: Marco Beltrami; Schnitt: Roger Barton, Matt Chesse;

Länge: 116,25 Minuten; FSK: ab 16 Jahren; ein Film im Verleih der Paramount Pictures Germany GmbH; deutscher Kinostart: 27. Juni 2013



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Zitat

"Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch..."

Schauspieler und Komiker Karl Valentin

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