23.07.2021

Unter den Sternen von Paris


Film Unter den Sternen von Paris: Catherine Frot, Mahamadou Yaffa Claus Drexels Rückkehr zum fiktiven Sujet gestaltet sich weit weniger sentimental als das süßliche Poster und der elegische Titel suggerieren. Unverkennbar sind in der Geschichte einer Obdachlosen (überzeugend: Catherine Frot), deren emotionale Abschottung durch ein von seiner Mutter getrenntes Flüchtlingskind aufgebrochen wird, die Bezüge zu Drexel Dokumentarfilm "On the Edge of the World". Dessen Schauplatz im winterkalten Paris, operatische Zwischentöne und das Obdachlosen-Milieu prägen die zärtliche Freundschaftsepisode, deren Hauptfigur direkt an die Christine der Doku angelehnt ist. Eindrücklicher als Christines dramatische Suche nach der Mutter des kleinen Suli (Mahamadou Yaffa) sind Einblicke in eine von Heim- und Heimatlosen bevölkerte Parallelwelt.

Film Unter den Sternen von Paris: Catherine Frot, Mahamadou YaffaZwischen diesem für gewöhnliche Passanten unsichtbaren Paris der Zeltburgen, Metro-Tunnel und Essensausgaben und den imposanten Wahrzeichen der Metropole wandert die Handlung ihrem vorhersehbaren Ausgang zu. Die Fallstricke von Sozialkitsch, White Savior und Homeless Hero Tropen umschifft die Inszenierung indes nur bedingt. Suli bleibt trotz Yaffas gewinnender Darstellung vorrangig Instrument von Christines innerer Transformation von der verschlossenen Eigenbrötlerin zur kommunikativen Fürkämpferin. Ihre überraschend enthüllten sozialen und intellektuellen Stärken und Rückblenden zu einer vergangenen Tragödie machen sie zur ungleich komplexeren Figur dieses modernen Märchens. Dessen bittersüßer Balanceakt zwischen Rührseligkeit und Realismus ist letztlich so instabil wie die Existenz der gegensätzlichen Hauptfiguren.  

Lida Bach / Wertung: * * * (3 von 5) 
 

Quelle der Fotos: Arsenal Filmverleih

 
Filmdaten 
 
Unter den Sternen von Paris (Sous les étoiles de Paris) 
 
Frankreich/Belgien 2019
Regie: Claus Drexel;
Darsteller: Catherine Frot (Christine), Mahamadou Yaffa (Suli), Baptiste Amann, Emilie Favre Bertin, Jean-Henri Compère, Dominique Frot, Richna Louvet, Farida Rahouadj, Raphaël Thiéry, Alain Carville, Jean-Yves Freyburger u.a.;
Drehbuch: Olivier Brunhes, Claus Drexel; Produzenten: Etienne Comar, Didar Domehri; Kamera: Philippe Guilbert; Musik: Valentin Hadjadj; Schnitt: Anne Souriau;

Länge: 82,25 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih von Arsenal Filmverleih; deutscher Kinostart: 19. August 2021



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"Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch..."

Schauspieler und Komiker Karl Valentin

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