24.12.2012

Der Wolf und die sieben Teenager

The Twilight Werewolf

Bevor ein abträgliches Wort über "The Twilight Werewolf" fällt, muss fairerweise gesagt werden, dass Jonathan Glendenings Monsterthriller immerhin solides Low-Budget-Handwerk bietet, nebst frischem Schauspielblut. Letztes fließt reichlich in der Vollmondnacht, in der Sarah (Isabella Calthorpe) aus den USA in ihren englischen Heimatort zurückkehrt. In dem abgelegenen Familienheim machen ihre Brüder Luke (Antony De Liseo), Charlie (Gabriel Thomson) und Stephen (Peter Gadiot), Sarahs frühere Freundin Emily und zwei weitere Freunde Party wie es sich für jugendliche Horrorfilmprotagonisten gehört. Erst killen alte Konflikte die Stimmung, dann tut ein bestialisches Etwas das gleiche der Reihe nach mit Sarahs Verwandten.

Hätten sie doch einfach ruhig im Dachbodenversteck auf den Morgen gewartet. Dann verwandeln sich Werwölfe, zu deren Gattung die Kreatur zählt, in halbnackte Typen wie in "Twilight". Dass die Zugkraft der Fantasy-Kinoserie abfärbt, ist dabei offenbar Einfall des deutschen Verleihs, der den beiden US-Titeln "13Hrs" und "Night Wolf" einen dritten hinzufügte. Glendening steht in seinem DVD-Streifen vor noch mehr Budgethindernissen, die er mehr schlecht als recht handhabt. Zu enger Zeitplan zum Wechseln des Drehorts? Eine akzeptable Szenerie muss genügen. Kein Geld für gute Monstereffekte? Dann taucht das Biest möglichst spät auf und streunt im Off herum. Wenig von der Bedrohung zu zeigen ist sowieso viel künstlerischer. Die Filmblutkonserven sind alle alle? Dann sterben die Opfer wenn die anderen Figuren gerade nicht da sind oder körperlich da sind, aber geistig total abwesend, weil sie lieber zanken. Das Ausmalen des Gemetzels überlässt man so voller Raffinesse den Horrorfans, die ausreichend Kinoerfahrung haben dürften, sich die versprochenen Schockszenen dazu zudenken.

Die Reibereien der Charaktere erzeugen wenigstens etwas Spannung, da man rätselt, ob ihnen zuerst der Werwolf an die Kehle geht oder sie sich gegenseitig. Dass banale Privatstreitigkeiten ausdiskutiert werden müssen, blutrünstige Bestie hin oder her, kann jeder der Geschwister oder beste Freunde hat nachvollziehen. Besonders, wenn es Halbgeschwister sind wie Sarahs Brüder und die beste Freundin wie Emily längst entfremdet. Die Wolfsattacke liefert kurioserweise keine so üble Metapher für Sarahs Widerwillen gegen ihre Teilverwandtschaft. Kurz nach ihrer Ankunft berichtet Stephen, sein Vater verdächtige ihre Mutter einer Affäre, da sie trotz wachsender Schulden einem anderen Geld zukommen lässt. Der vermeintliche Endtwist lässt sich hier bereits absehen und wird spätestens dadurch offensichtlich, dass Stephen den mütterlichen Wagen lahmgelegt hat, damit sie keinen möglichen Liebhaber besucht. Das hat den günstigen Nebeneffekt, dass die Protagonisten dem Titelmonster nicht einfach davonfahren können.

Neben Stephens Manipulation des Wagenmotors geht noch ein anderer Schuss nach hinten los und trifft seine Freundin Emily. Die erschießt sich aus Tollpatschigkeit selbst, denn bei gerade 80 Minuten Laufzeit muss sogar ein Werwolf schlingen, damit rechtzeitig alle gefressen sind. So helfen die Jugendlichen beim Draufgehen persönlich nach, damit rechtzeitig alle tot sind, und einige Futterkandidaten bleiben nur angenagt. Wer ahnt, zu welcher Gruppe Stephen zählt, bekommt einen Eindruck von der skurrilen Allegorik in Adam Phillips' Drehbuch. Das behält sich gleich mehrere Optionen für eine Fortsetzung offen, als schwanke Phillips noch, mit welcher der angeknabberten Figuren es in einem zweiten Teil in der Richtung "The Twilight Werewolf – New Full Moon" weitergehen soll. Am besten mit keiner.  

Lida Bach / Wertung: * (1 von 5)



Filmdaten

The Twilight Werewolf
(13Hrs / Night Wolf)

GB 2010
Regie: Jonathan Glendening;
Darsteller: Isabella Calthorpe (Sarah Tyler), Tom Felton (Gary), Gemma Atkinson (Emily), Joshua Bowman (Doug Walker), Gabriel Thomson (Charlie Moore), Peter Gadiot (Stephen Moore), Antony De Liseo (Luke Moore), Sue Scadding (Mrs Moore), John Lynch (McRae), Cornelius Clarke (May), Simon MacCorkindale (Duncan) u.a.;
Drehbuch: Adam Phillips; Produktion: Eyeline Entertainment, Feature Productions; Produzent: Nick Napier-Bell; Kamera: Jordan Cushing; Musik: Edward Bradshaw; Schnitt: Adrian Murray;

Länge: 81,48 Minuten; FSK: ab 16 Jahren



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