15.09.2010
Boston Illegal

The Town
- Stadt ohne Gnade


The Town - Stadt ohne Gnade: Ben Affleck Solide Kriminalthriller gibt es, wie es Bankräuber in Charlestown gibt. In keinem anderen Stadtteil Bostons, verrät der Vorspann, hätte die Panzerknacker-Bande mehr Konkurrenz. Die Guten sind rar. Mit seiner vierten Regiearbeit "The Town" trägt Ben Affleck in beiden Kategorien zu einem Qualitätsanstieg bei. In Boston ist seine Rollenfigur Mitglied einer der Banden, die "The Town" zur "Stadt ohne Gnade" machen.
Als Co-Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller lotet der Oscar-Preisträger Affleck in seiner Verfilmung von Chuck Hogans Roman "Prince of Thieves" die Grenzen zwischen Gut und Böse, Loyalität und Lüge aus.

Der erfolgreiche Bankräuber Doug (Ben Affleck) ist wie seine Gangmitglieder im heruntergekommenen Bostoner Viertel Charlestown aufgewachsen. Dort lebt auch die junge Claire (Rebecca Hall), Leiterin einer Bankfiliale, die Doug und sein Kumpel Jem (Jeremy Renner) überfallen. Claire nehmen die Maskierten als Geisel. Als die Bande darauf kommt, dass Claire ihnen auf der Straße begegnen und sie identifizieren könnte, beschließt Doug sie auszuhorchen. Bei einem scheinbar zufälligen Treffen verfällt Claire seinem Charme. Aus der arrangierten Affäre wird für Doug echte Liebe. Doch die Rechnung hat er ohne seine Komplizen und den durchtriebenen FBI-Agenten Frawley (Jon Hamm) gemacht.

The Town - Stadt ohne Gnade: Rebecca Hall, Ben Affleck Seine filmischen Vorbilder sucht Affleck weniger in den zeitgenössischen Genrewerken als in den harschen Kriminalthrillern der fünfziger Jahre. Der Weg in die Zukunft scheint für die Jugendlichen in "The Town" zwangsläufig in die Kriminalität zu führen. Die andere Form des Lebenserhalts wird wie eine gute Tradition vom Vater an den Sohn weitergegeben, ein blutiges Erbe, dem sich zu entziehen einem Verrat gleichkommt. Hätte der Zufall jeden im Wohnviertel in dem Viertel des anderen aufwachsen lassen, könnten ihre Rollen umgekehrt verteilt sein. Polizei und Verbrecher üben ihr Metier in Uniformen aus. In Afflecks Thriller werden sie zu Symbolen für die Verhüllung der Persönlichkeit. Recht und Gesetzt vertritt in "The Town" der schmierige FBI-Agent Frawley. Der manipulative Zyniker ist nicht minder skrupellos als sein Widersacher Doug. Die Bösen tragen beim Überfall Totenkopfmasken, die Guten rücken in Dienstuniform an. Verkleiden sich die Bankräuber bei einem Überfall als Polizisten, verwischen sich die Grenzen zwischen den Fronten.

The Town - Stadt ohne Gnade Dass "The Town" letztendlich nicht über ein dynamisches Räuber-und-Gendarm-Spiel hinausreicht, ist vor allem dem inkonsequenten Ende geschuldet. Ein Hauch Nicholas Sparks weht mit einer sentimentalen Szene über die Leinwand. Der bemüht versöhnliche Abschluss gibt der bis dahin als kompromisslos auftretenden Handlung den Makel der Kalkulation. Die sich besonders in der Liebesgeschichte niederschlagende Tendenz zur Naivität lassen "The Town" weit hinter Afflecks Glanzstück "Gone, Baby, Gone" zurückbleiben. Die visuelle Dynamik und formelle Perfektion verleihen dem Thriller seine Kraft. Rasant und routiniert aufgezogen beobachtet er sich spannend wie ein Banküberfall – um letztlich nur zu einer weiteren Zeitungsmeldung unter vielen zu werden.  

Lida Bach / Wertung: * * * (3 von 5) 
 

Quelle der Fotos: Warner Bros.

 
Filmdaten 
 
The Town - Stadt ohne Gnade (The Town) 
 
USA 2010
Regie: Ben Affleck;
Darsteller: Ben Affleck (Doug MacRay), Rebecca Hall (Claire Keesey), Jon Hamm (FBI-Special Agent Adam Frawley), Jeremy Renner (James Coughlin), Blake Lively (Krista Coughlin), Slaine (Albert 'Gloansy' Magloan), Owen Burke (Desmond Elden), Titus Welliver (Dino Ciampa), Pete Postlethwaite (Fergus 'Fergie' Colm), Chris Cooper (Stephen MacRay), Dennis McLaughlin (Rusty), Corena Chase (Agent Quinlan), Brian Scannell (Henry) u.a.; Drehbuch: Ben Affleck, Peter Craig, Aaron Stockard nach dem Roman "Prince of Thieves" von Chuck Hogan; Produktion: Basil Iwanyk, Graham King; Ausführende Produktion: David Crockett, Jon Jashni, Thomas Tull; Co-Produktion: Chay Carter; Kamera: Robert Elswit; Musik: David Buckley, Harry Gregson-Williams; Länge: 125 Minuten; FSK: ab 16 Jahren; ein Film im Verleih von Warner Bros.; deutscher Kinostart: 23. September 2010



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"Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch..."

Schauspieler und Komiker Karl Valentin

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