19.03.2012
The Grey - Unter Wölfen
![]() In die Extremsituation, die immer nur ein Teil der Beteiligten überlebt, urplötzlich hineingeworfen, und in der es von nun ab zusehends nur noch um Leben und Tod geht, entwickeln sich schnell Gruppendynamiken. Es entstehen Bündnisse wie Rivalitäten, es entbrennen Machtkämpfe, wie ein notwendiges Wieder Zusammenschweißen. Die nunmehr aufeinander angewiesenen Figuren sind nicht nur unterschiedlicher sozialer, wie ideologischer Provenienz, sie spiegeln auch die Heterogenität der Gesellschaft wieder.
Die Dramaturgie dieses Genres fordert aber ebenso den Verlust der ein oder anderen Figur, ein Verlust, der sich zumeist durch eine physische Schwäche im Vorfeld ankündigt und abzusehen ist. Die Figuren sind häufig idealtypisch gezeichnet, die Widerstände und die entsprechenden Auflösungen vorhersehbar. Vielfach überleben Wenige nach einer langen Odyssee durch die unentrinnbare Gewalt der Natur, so es der Filmemacher auf ein Happy-End anlegt.
Durch seine zurückhaltende Art ist Ottway von Anbeginn ein Gegenstück zu den raubeinigen Arbeitern. Seine Aufgabe ist es, die Arbeiter vor wilden Tieren, vor allem vor Wölfen zu schützen. Ohne aufgeputztes Pathos, aber flankiert von einem lyrischem Nimbus mittels eines Off-Erzählers, erfährt man in traumhaft ausgeleuchteten, kurz währenden Rückblenden vom Tod seiner Frau, den er nur schwer verkraftet; einen Verlust, den der physisch strotzende Mann am liebsten mit Suizid beantworten möchte.
Ganz selten bekommt man Totalen zu sehen, die womöglich pittoreske und anheimelnde Panoramen der Landschaft suggerieren, und damit die Unberechenbarkeit womöglich relativieren. Diesem Blockbuster-Stil geht der Regisseur gottlob nicht auf den Leim. Action-Abenteuer und Katastrophenfilme überbieten sich manchmal in satten wie monumentalen Aufnahmen der Natur, um vielleicht ihre Gewalt, Größe und die Notwendigkeit sich dieser zu unterwerfen, noch mehr zu unterstreichen, oder herauszuarbeiten. Dieser Film setzt eher auf entsättigte, dunkle Bilder, dunkel wie die Wälder Alaskas, und in vielen Halbnah- oder Nahaufnahmen hebt der Filmemacher die scheußliche, ja gewalttätige Seite der Natur hierdurch hervor. Der Mensch auf sich selbst gestellt im eigentlich aussichtlosen Kampf gegen die Wölfe und die Naturgewalten, und im Kampf mit sich selbst. Mit viel Enthusiasmus und reichlich Suspense ist dem Regisseur die Bebilderung dieses (Ur)Konflikts gelungen. Sven Weidner /
Wertung: * * * *
(4 von 5)
Quelle der Fotos: Universum Film Filmdaten The Grey - Unter Wölfen (The Grey) USA 2011 Regie: Joe Carnahan; Darsteller: Liam Neeson (Ottway), Frank Grillo (Diaz), Dermot Mulroney (Talget), Dallas Roberts (Henrick), Joe Anderson (Flannery), Nonso Anozie (Burke), James Badge Dale (Hernandez) u.a.; Drehbuch: Joe Carnahan, Ian Mackenzie Jeffers; Produktion: Jules Daly, Joe Carnahan, Ridley Scott, Mickey Liddell; Kamera: Masanobu Takayanagi; Musik: Marc Streitenfeld; Schnitt: Roger Barton, Jason Hellman; Länge: 117,26 Minuten; FSK: ab 16 Jahren; ein Film im Verleih der Universum Film GmbH; deutscher Kinostart: 12. April 2012
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