21.01.2012
Tage, die bleiben
![]() Als ihr eigener Vater überraschend starb, entdeckte Pia Strietmann, dass die Tage nach dem Verlust eines geliebten Menschen manchmal absurde Züge tragen. Man muss sich arrangieren. Bei der Planung des Begräbnisses hat man logistische Wunder kühl zu vollbringen, während man trauert, den Verlust erst einmal begreifen muss. Diese Zeit schildert Strietmann in ihrem Film in den kleinsten Details bis zur Auswahl des Sargs. Was die Regisseurin selbst erlebt hat, beschreibt sie exemplarisch an einer Familie, deren Mitglieder sich jeweils ihrer Sache zu sicher sind, bis der Tod eingreift.
"Tage, die bleiben" besticht durch die realistische Schilderung der Geschehnisse. Auch stellt Strietmann mit viel Sensibilität das Verhalten und Reaktionen von Menschen dar, die eine schwere Zeit durchleben. Andererseits gelingt es ihr nicht immer, die Distanz zu den Protagonisten ihres Films zu durchbrechen. Der Zuschauer wird auf die Rolle des nüchternen Beobachters einer Familie im Ausnahmezustand verwiesen. Er kann sich mit den Schicksalen und Gefühlen der dargestellten Familie nicht identifizieren, um das nötige Mitgefühl zu empfinden. Zwar inszeniert Strietmann den Film etwas zu konventionell, fernsehspielartig, aber das mindert nicht die Qualität des Films, der lange im Gedächtnis bleibt. Michael Dlugosch /
Wertung: * * * *
(4 von 5)
Quelle der Fotos: alpha medienkontor Filmdaten Tage, die bleiben Deutschland 2011 Regie & Drehbuch: Pia Strietmann; Darsteller: Götz Schubert (Christian Dewenter), Max Riemelt (Lars Dewenter), Mathilde Bundschuh (Elaine Dewenter), Lena Stolze (Andrea Dewenter), Tessa Mittelstaedt (Laura), Lucie Hollmann (Merle), Michael Kranz (Benjamin), Andreas Schmidt (Iggy), Karl Alexander Seidel (Francis), Franziska Weisz (Babsi), Heinrich Schafmeister (Bürgermeister) u.a., als Gäste: Barbara Salesch, Manu Delago; Produktion: Toccata Film in Koproduktion mit Westdeutscher Rundfunk, Bayerischer Rundfunk und Esperanto Entertainment; Produzenten: Fritz Böhm, Sven Nuri; Ausführender Produzent und Koproduzent: Christoph Oliver Strunck; Redaktion: Andrea Hanke (WDR), Natalie Lambsdorff (BR); Kamera: Stephan Vorbrugg; Musik: Martin Stock; Songs: Peter Horn; Schnitt: Sandy Saffeels, Denis Bachter; Länge: 105,43 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih von alpha medienkontor; deutscher Kinostart: 26. Januar 2012 nominiert für den Max Ophüls Preis 2011 (lobende Erwähnung der Jury) und zahlreiche weitere Festivalauftritte (Biberach an der Riß, Leipzig u.a.)
Artikel empfehlen bei:
![]() ![]() ![]() ![]() |
|