|
11.08.2011
Sommer in Orange
1980 war ein tolles Jahr. Zumindest für Lili. "Während in New York John Lennon erschossen wurde und Punks das Nachbarhaus besetzten, hatten wir Kinder die schönste Zeit unseres Lebens. Und wenn ihr mich fragt, hätte es immer so weitergehen können." Dann würde John Lennon jeden Tag erschossen werden, im Nachbarhaus würden immer mehr Punks einziehen und die Mauer würde immer noch stehen. Zum Glück hat die 12-jährige Berlinerin (Amber Bongard) niemand gefragt, auch nicht ihre Mutter Amrita (Petra Schmidt-Schaller), bevor sie mit Lili und deren kleinem Bruder Fabian (Bela Baumann) nach Talbichl auswandert. Talbichl ist nicht der deutsche Ableger von Rajneeshpuram, auch wenn die Sannyasin-Kommune daran arbeiten will, sondern eine kleine Gemeinde im urigen Bayern.Inmitten des fremden Landes mit seinen seltsamen Bräuchen, kuriosen Trachten und exotischen Speisen wollen Marcus H. Rosenmüllers Protagonisten durch Anbau eines Ashrams an den alten Bauernhof, den Amritas Partner Siddharta (Georg Friedrich) geerbt hat, Satsangs und dynamische Meditation abhalten. Lilis Mutter ist nicht mit Buddha liiert, sondern einem der zehn Anhänger von Guru Bhagwan, der den bayerischen Anwohnern einen "Sommer in Orange" beschert. Die prominent im Titel vertretene Farbe tragen die an eine Ayurveda-Variation der Elf Hippies ähnelnden Kommunen-Mitglieder als Zeichen ihrer mentalen Verbundenheit mit dem umstrittenen Begründer der Sannyasin-Bewegung, der nicht nur den prominenten Geistesführer Prem Bramana (Thomas Loibl) auf dem traditionellen Dorffest Peace predigen und Gänseblümchen verteilen lässt, sondern sich persönlich vor Lili materialisiert. Ihr zu Filmbeginn verkündeter Konventionalismus prädestiniert die Heldin von Marcus H. Rosenmüllers Culture-Clash-Posse, die sich aufgrund ihrer arglosen Moralbotschaft und der kindlichen Handlungsperspektive wie ein naiver Familienfilm ausnimmt, für das konservative Umfeld.
Lida Bach /
Wertung: * *
(2 von 5)
Quelle der Fotos: Christian Hartmann / Majestic Filmverleih Filmdaten Sommer in Orange Deutschland 2011 Regie: Marcus H. Rosenmüller; Darsteller: Petra Schmidt-Schaller (Amrita, Lilis und Fabians Mutter), Georg Friedrich (Siddharta), Oliver Korittke (Gopal), Amber Bongard (Lili), Brigitte Hobmeier (Leela), Thomas Loibl (Prem Bramana), Florian Karlheim (Rudi), Daniel Zillmann (Jogi), Chiem van Houweninge (Prakasch), Gundi Ellert (Lehrerin), Daniela Holtz (Brigitte), Heinz Josef Braun (Bürgermeister), Carla Sprenger (Susi), Thomas Wittmann (Franz), Bettina Mittendorfer (Frau des Bürgermeisters), Wiebke Puls (Chandra), Daniel Brunner (Max), Bela Baumann (Fabian) u.a.; Drehbuch: Ursula Gruber nach der Story von Ursula und Georg Gruber; Produktion: Odeon Pictures, Roxy Film in Koproduktion mit Bayerischer Rundfunk (BR) und ARTE; Produzenten: Annie Brunner, Georg Gruber, Andreas Richter, Ursula Wörner; Kamera: Stefan Biebl; Musik: Gerd Baumann; Schnitt: Georg Söring; Länge: 109,35 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih von Majestic Filmverleih; deutscher Kinostart: 18. August 2011
Artikel empfehlen bei:
|
|