05.07.2017
Geniale Grundidee, doch der Film scheitert

Small Town Killers


Small Town Killers Wie wird man den weiblichen Anhang los, um wieder frei zu sein? Das fragen sich zwei Freunde, deren Ehen gescheitert sind. Die beiden Frauen, ihrerseits Freundinnen, sehen in ihren Männern nur noch Witzfiguren. Die Männer prüfen Scheidungskosten. Die würden sie ruinieren, da sie Schwarzgeld gebunkert haben und die Frauen das wissen. Wie es der Filmtitel schon sagt: Ein Killer wird angeheuert. Kaum dass er da ist, bereuen die Männer ihren Plan. Die Frauen ihrerseits tun es ihren Männern gleich, als sie vom betrunkenen Killer persönlich informiert werden, und holen die Miss Marple unter den Profikillern. Aber auch sie haben kurz darauf Bedenken. Jeweils zu spät. Schon bald gibt es im dänischen Örtchen Nibe die ersten Leichen.
Schwarzer Humor aus Skandinavien? Noch dazu vom renommierten "Nachtwache"-Regisseur Ole Bornedal? Humor ist keiner da, und Bornedal zerstört mit diesem Film sein Renommee.

Ole Bornedal ist einer der wenigen Regisseure, die ihren eigenen Filmhit nochmal für den US-Markt drehen durften: Nach "Nattevagten" ("Nachtwache", 1994) kam "Nightwatch" ("Freeze – Alptraum Nachtwache", 1997). Ein junger Mann ist Nachtwächter in einem Leichenschauhaus. Unheimliche Ereignisse geschehen, die Polizei verdächtigt ihn schließlich, der Täter in einer Mordserie zu sein. Mit dem Killen hat Bornedal durch diese beiden Psychothriller schon Erfahrungen gesammelt, und für das Publikum waren die Filme ein mörderisches Vergnügen. Nach diversen Genrewechseln, z.B. mit dem Drama "Dina – Meine Geschichte" (2002, mit Gérard Depardieu), kehrt der Däne zurück zu dem Thema, das ihm einst Erfolge einbrachte: das Morden und der Spaß des Publikums daran. Bornedal hofft, dass er daran anschließen kann. Aber die Komödie "Small Town Killers" ist kein mörderisches Vergnügen, mörderisch schon, vergnüglich keinesfalls. Ihr kann der Zuschauer nur etwas abgewinnen, wenn er selbst in einer Ehekrise steckt und Hoffnungen hegt, dass der Noch-Partner umgestimmt werden kann. Dann – und nur dann – hat der Kinogänger etwas von dem Film.

Small Town Killers Für "Small Town Killers" holte der Regisseur international bekannte Schauspieler wie Ulrich Thomsen ("Das Fest", "Adams Äpfel") und Nicolas Bro ("Nymphomaniac", ebenfalls "Adams Äpfel") als die beiden Freunde, die ihre Ehefrauen loswerden wollen, vor die Kamera. Edward (Ulrich Thomsen) und Ib (Nicolas Bro) sind als oft schwarz arbeitende Bauunternehmer erfolgreich. Doch die Frauen ziehen sie runter, erden sie regelrecht durch ihre Geringschätzung. Der Dorfpolizist Heinz (Søren Malling) setzt eins drauf und vergleicht sie mit dem Freundesduo aus "Dumm und dümmer". Vom Loserimage gezeichnet und geistig noch Kinder, finden die beiden Trost im Alkohol. Weil die Frauen weg müssen, sucht Edward im Suff einen Killer und findet ihn im Internet in Russland. Der kommt tatsächlich. Und macht einen Fehler nach dem anderen. Versehentlich berichtet er seinen geplanten Opfern vom Vorhaben. Die Frauen flüchten – und holen eine britische Killerin. Es kommt an: eine Art Miss Marple. Die aber dem Russen in Sachen Professionalität in nichts nachsteht.

Small Town Killers Was hätte der Film gut werden können. Er hat eine ideale Grundidee. Er hat auch sehr gute Schauspieler. Es rettet den Film nicht, dass die Darsteller ihr Bestes geben: Bornedal findet kein Mittel, seine schwarze Komödie von Peinlichkeiten fernzuhalten. Wenn die beiden Herren sich mal als Frauen verkleiden, um den von ihnen bestellten Killer hereinzulegen, ist Fremdschämen angesagt. Und nicht nur dann. Absichtlich ist "Small Town Killers" politisch inkorrekt, was aber schiefgeht: Über einen geistig Behinderten machen sich die Männer lustig, der russische Killer säuft sich Klischee-gemäß zu, die britische Killerin ist tüddelig und very british mit Anleihen an der Queen, ein muslimischer Taxifahrer trägt Osama-Bin-Laden-Tattoo. Und die vier Hauptfiguren sind weitestgehend unsympathisch. Das plumpe Drehbuch vom Regisseur und die inszenatorische Ausführung versagen in jeder Hinsicht dem Publikum die Freude am Film. "Small Town Killers" wäre gerne "Fargo" – siehe die Mütze des Dorfpolizisten: Genauso sah Frances McDormands Mütze in "Fargo" aus. Doch von dem 1994 von den Coen-Brüdern gedrehten, echt schwarzhumorigen Filmklassiker ist Bornedals Film meilenweit entfernt.  

Michael Dlugosch / Wertung:  0 von 5 Punkten 
 

Quelle der Fotos: DCM Film Distribution GmbH

 
Filmdaten 
 
Small Town Killers (Dræberne fra Nibe) 
 
Dänemark 2017
Regie & Drehbuch: Ole Bornedal;
Darsteller: Nicolas Bro (Ib), Ulrich Thomsen (Edward), Mia Lyhne (Gritt), Lene Maria Christensen (Ingrid), Marcin Dorocinski (Igor Ladpolny), Gwen Taylor (Miss Nippleworthy), Søren Malling (Heinz), Ole Thestrup (Anwalt) u.a.;
Produzenten: Jonas Allen, Peter Bose; Kamera: Dan Laustsen, Linda Wassberg; Musik: Joachim Holbek; Schnitt: My Thordal;

Länge: 90,08 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih der DCM Film Distribution GmbH; deutscher Kinostart: 6. Juli 2017



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"Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch..."

Schauspieler und Komiker Karl Valentin

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