11.04.2017
Siebzehn
![]() Die Wiener Regisseurin Monja Art interessierte sich in ihrem Spielfilmdebüt, das in Saarbrücken im Januar 2017 den Max Ophüls Preis gewann, für die hormongesteuerten Gefühle samt allen sozialen Konsequenzen in einem Alter des Übergangs zwischen Kind- und Erwachsensein. "Siebzehn" ist nicht unbedingt künstlerisch wertvoll, weiß aber gut, wenn auch nicht brillant von den Nöten einer Schülerin als Einzelkämpferin vor der doppelten Reifeprüfung Schule und Leben zu erzählen. Kurz vor "Siebzehn" startete der französische Film "Mit Siebzehn" von André Téchiné in den deutschen Kinos. Auch hier: Testosteron und Hormone, die das Leben Heranwachsender steuern in Sachen pubertärem Verhalten und Gefühlen (nach Gewaltausbrüchen gegeneinander verlieben sich zwei 17-jährige Burschen ineinander). Beide Filme thematisieren das Sich-selbst-Entdecken, das Sich-Ausprobieren in der Zeit des Übergangs zur Vollreife. Mit einem Blick zurück der beiden Filmemacher, die schon älter sind – Téchiné ist gerade 74 geworden, Monja Art immerhin 33 Jahre alt.
Paula wird an einem Französisch-Wettbewerb teilnehmen, in dem sie Proust und Flaubert rezitiert. Literatur, die von vergeblicher Liebe handelt. Für die Mitschülerinnen und Mitschüler ist Paulas Interesse an Französisch, wie könnte es anders sein, die Grundlage für einen doppeldeutigen Witz – "Französisch" steht auch für Sex mit dem Mund.
Die Wahl, den Film beim Saarbrücker Max Ophüls Preis als besten des Hauptwettbewerbs zu prämieren, ist eher als ein Trend der letzten MOP-Jahrgänge anzusehen: 2015 gewann "Chrieg"; 2016 "Einer von uns". Beide Gewinnerfilme thematisierten die Nöte Jugendlicher. In der Jury eines Jahrgangs findet sich stets der Regisseur des Vorjahres-Siegerfilms wieder. Es kann sein, dass der sich jeweils bei der Entscheidungsfindung durchgesetzt hat. "Siebzehn"-Hauptdarstellerin Elisabeth Wabitsch erhielt in Saarbrücken außerdem den Preis als Beste Nachwuchsdarstellerin. Michael Dlugosch /
Wertung: * * *
(3 von 5)
Quelle der Fotos: Salzgeber & Co. Medien Filmdaten Siebzehn Österreich 2016 Regie & Drehbuch: Monja Art; Darsteller: Elisabeth Wabitsch (Paula), Magdalena Wabitsch (Magdalena), Vanessa Ozinger (Kathrin), Daniel Prem (Marvin), Peter Kubicek (Busfahrer), Anaelle Dézsy (Charlotte), Leo Plankensteiner (Michael), Alexander Wychodil (Tim), Christopher Schärf (Lehrer Florian Tangler), Alexandra Schmidt (Lilli) u.a.; Produzent: Ulrich Gehmacher; Kamera: Caroline Bobek; Schnitt: Monja Art, Claudia Linzer; Länge: 105,01 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih der Salzgeber & Co. Medien GmbH; deutscher Kinostart: 27. April 2017
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