22.02.2018
Shape of Water - Das Flüstern des Wassers
![]() Alles dreht sich um ein Hochsicherheitslabor der US-amerikanischen Regierung im Jahr 1962 und ein mysteriöses humanoides Fischwesen (Doug Jones), das aus Südamerika verschleppt wurde und jetzt dort gefangen gehalten wird. Aber wo fängt man im Reigen der Figuren an, die sich um dieses Zentrum drehen und die alle abgründig, kantig und einfühlsam genug gezeichnet sind, um alleine einen Film tragen zu können? Bei Colonel Strickland (Michael Shannon), der das von den Einheimischen als Gottheit verehrte Hybrid-Wesen gefangen und in die USA gebracht hat? Er hasst dieses 'Objekt', quält es bei Versuchen, es mit seinem dicken Elektroschock-Rinderknüppel zu zähmen. Zugleich hofft er, sich nach Abschluss der Experimente an den zwei unabhängigen Atem-Systemen des Forschungs-Objekts, und dessen Tod, in Ehren zur Ruhe setzen zu können; mit seinen Kindern und seiner Frau, von der er mehr als alles andere verlangt, dass sie beim Sex die Klappe hält. Etwas voreilig erwirbt er, sein Verhalten wird von einem Positive-Thinking-Buch gesteuert, einen mintgrünen Cadillac, der ihm als 'Auto der Zukunft' verkauft wird.
Oder beginnt man mit Giles (Richard Jenkins), Elisas Nachbarn, einem gescheiterten Werbezeichner? Außer der stummen Elisa hat er niemanden zum 'Sprechen', abgesehen vielleicht von einer jungen, männlichen Bedienung in einem Pudding-Kuchen-Franchise, in die er sich verliebt. Seine Leidenschaft sind alte Filme und die Überzeugung, zu früh oder zu spät geboren worden zu sein. Auch sein Leben wird das Mischwesen verändern.
Oder man fängt doch mit Elisa (Sally Hawkins) an, der stummen Putzkraft und Hauptprotagonistin des Films. Jeden Morgen kocht sie sich Eier zum Proviant und steigt währenddessen zur Masturbation in die Badewanne. Sie ist es, die sich im Hochsicherheitslabor in das gefangene Wesen verliebt, das ebenso stumm ist wie sie. In Gebärdensprache bringt sie ihm die Worte 'Ei' und 'Musik' bei, picknickt mit ihm im Labor zu Musik aus einem tragbaren Plattenspieler. Als sie zufällig ein Gespräch belauscht, in dem besprochen wird, dass ihr Geliebtes getötet werden soll, beschließt sie, es zu befreien.
Der Film ist ein Plädoyer für das Hybride. Kolonialistisches und chauvinistisches Gehabe, Rassismus und die Unterdrückung von Frauen werden, vor allem in der Figur des Strickland, zelebriert und dabei feierlich und mit viel Spaß entblößt. Denn der Film setzt unserer Welt in allen Details seiner Inszenierung die verspielte und hybride Sichtweise der Form des Wassers entgegen, die durch alle Bilder fließt – eine liebevolle, mächtige und tanzende Kritik aller bestehenden Verhältnisse. Simon Probst /
Wertung: * * * * *
(5 von 5)
Quelle der Fotos: Twentieth Century Fox of Germany Filmdaten Shape of Water - Das Flüstern des Wassers (The Shape of Water) USA 2017 Regie: Guillermo del Toro; Darsteller: Sally Hawkins (Elisa Esposito), Michael Shannon (Richard Strickland), Richard Jenkins (Giles), Octavia Spencer (Zelda Fuller), Michael Stuhlbarg (Dr. Robert Hoffstetler), Doug Jones (Amphibienmann), David Hewlett (Fleming), Nick Searcy (General Hoyt), Stewart Arnott (Bernard), Nigel Bennett (Mihalkov), Lauren Lee Smith (Elaine Strickland) u.a.; Drehbuch: Guillermo del Toro, Vanessa Taylor nach der Story von Guillermo del Toro; Produzenten: J. Miles Dale, Guillermo del Toro; Kamera: Dan Laustsen; Musik: Alexandre Desplat; Schnitt: Sidney Wolinsky; Länge: 123,28 Minuten; FSK: ab 16 Jahren; ein Film im Verleih der Twentieth Century Fox of Germany GmbH; deutscher Kinostart: 15. Februar 2018 Auszeichnungen: zahlreiche Auszeichnungen, u.a. für 13 Oscars (Academy Awards) nominiert Golden Globes 2018: Beste Regie, Beste Musik
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