Von Feinden umzingelt wird ein Mann zur Armee. Eine kurze Sequenz, in der Brendan Fraser als Rambo-Karikatur gegen die gnadenlosen Fellknäule antritt, ist proklamatisch für Roger Kumbles Familienkomödie "Reine Fellsache". Die "Furry Vengeance", so die Originalversion des unsinnigen deutschen Verleihtitels, geht unbarmherzig im Sekundentakt auf Brendan Frasers Rollenfigur nieder. Als Bauherr mit tierischen Problemen muss er die abgedroschene Rolle des Großstädters in der Wildnis geben.
Zum Leidwesen seines jugendlichen Sohnes Tyler (Matt Prokop) und seiner Frau Tammy (Brooke Shields) ist Manager Dan Sanders (Brendan Fraser) aus Chicago in das ländliche Rocky Springs gezogen. Von einem Leben in Einklang mit der Natur ist der speckige Karrierist weit entfernt. Die Waldtiere des Naturschutzgebietes, welches Dan für seinen skrupellosen japanischen Boss Neal Lyman (Ken Jeong) roden soll, haben seinem Bauprojekt den Kampf angesagt. Dan muss es mit Problemwaschbären und einem Stinktier-Angriff nach dem anderen aufnehmen. Als er ausgerüstet mit Betäubungsgewehr und Verstärkung des paranoiden Sheriffs dem Viehzeug den Krieg erklärt, wird es im vormals friedlichen Rocky Springs richtig wild.
"Reine Fellsache" ist eine Ein-Mann-Show, bei der nahezu jeder Gag auf die Kosten des Hauptprotagonisten geht. So erniedrigend und unappetitlich sind die lauen Witze, dass der habgierige Geschäftsmann Dan mehr Sympathie erntet als seine tierischen Widersacher. Umso mehr, da die Angriffe der Waldbewohner alles andere als originell sind. Eine animalische Gesangseinlage, zu der ein Nagetier-Chor in Dans Küche tanzt, erinnert verdächtig an "Alvin & The Chipmunks". Die restlichen quälenden Filmminuten fühlt sich "Reine Fellsache" nach einer abstrusen Mischung aus "Dr. Doolittle" ohne Tiergespräche und "Die Vögel" ohne Horrorelemente an. Für Schreckmomente sorgt höchstens die schlechte Verfassung des einst attraktiven Fraser. Mit der Bewegung in freier Natur hat der verfettete Hauptdarsteller es offenbar weniger. Die einzig glaubhafte Szene des haltlos albernen Klamauks ist jene, in der Dan sich schwitzend auf dem Laufband quält. Für seine physische Verfassung beweist der in das Genre platter Familienunterhaltung abgeschobene Mime dafür bemerkenswerte Kondition. Einen langen Atem braucht auch der Zuschauer, der das eigentliche Opfer von Kumbles "Furry Vengeance" ist.
Die Botschaft von der Bedeutung familiärer Werte und kommunaler Eintracht scheinen in Mainstream-Kinderfilmen wie "Reine Fellsache" ebenso obligatorisch wie rassistische Untertöne. Dans gieriger Boss ist asiatisch, seine zu akzentfreiem Englisch unfähigen Bauarbeiter mexikanisch und indische Immobilienhaie wollen den Wald ohne Rücksicht auf die Natur niedermachen. Da letzte sich nur von feindseliger Seite zeigt und keines der Tiere Ansätze zur Individualität zeigt, scheint das vielleicht die bessere Entscheidung. Überdrehten Familienfilmen wie "Reine Fellsache", die ihr kindliches Publikum für dumm verkaufen, droht dann wenigstens die Schere.