22.01.2013
Puppe (2012)
![]() Das stilistisch originelle Langfilmdebüt des Münchner Filmhochschulabsolventen Sebastian Kutzli ist wohltuend unsentimental. Die auf zwei Ebenen spielende Handlung wirkt am Schluss des Films allerdings aufgesetzt. Perspektiven für ihr weiteres Leben bräuchte die junge Anna. Dabei hat sie bereits ein Leben hinter sich: Sie hat eine Menge heftiger Erfahrungen machen müssen. Der Zuschauer erfährt dies allmählich – und doch nur unzureichend – in immer wieder eingestreuten, wie Flashbacks inszenierten Rückblenden. Es war ein Leben auf der Flucht, ohne Obdach und voller Gefahren. Die Stadt Duisburg hat man schon lange nicht mehr in so hässlichen Bildern gezeigt; Bilder, die im extremen Kontrast zu den Bildern der Bergwelt stehen. Anna wird am Anfang des Films von Camp-Leiterin Geena in das alpine Erziehungscamp gefahren. Hier, zwischen Kühen und Ziegen, soll Anna lernen, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Aber alles kommt anders, als sie im Camp auf die etwa gleichaltrige Magenta trifft. Diese ist ebenfalls ein Straßenkind aus Duisburg, ein Zufall, der am Schluss des Films eine Rolle spielen wird.
Drehbuchautorin Marie Amsler griff für ihre Vorlage auf ihre eigenen Erfahrungen in einem Camp für Mädchen in den Pyrenäen zurück. Nur in Ansätzen gelingt es, die Beobachtungen, die Amsler machte, im Film zu vermitteln. In den Rückblenden ist zu viel von der Flucht und zu wenig von Hintergründen zu sehen: Was ging in Anna und Leila vor, wovor flohen sie? Man kann es nur erahnen, bis in der letzten Rückblende mehr aus der Vergangenheit der drei Mädchen erklärt wird.
Michael Dlugosch /
Wertung: * * *
(3 von 5)
Quelle der Fotos: W-film Distribution / Hagen Keller Filmdaten Puppe (2012) Deutschland / Schweiz 2012 Regie: Sebastian Kutzli; Darsteller: Corinna Harfouch (Geena), Anke Retzlaff (Anna), Sara Fazilat (Magenta), Jella Haase (Leila), Christoph Gaugler (Francis), Anne Haug (Julie) u.a.; Drehbuch: Marie Amsler; Produktion: enigma Film GmbH in Koproduktion mit Dschoint Ventschr Filmproduktion AG; Produzenten: Clarens Grollmann, Fritjof Hohagen; Kamera: Stephan Vorbrugg; Musik: Gert Wilden Jr.; Schnitt: Wolfgang Weigl; Länge: 89,10 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih von W-film Distribution; deutscher Kinostart: 21. Februar 2013
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