20.02.2013
Pluto (2012)
![]() Regisseurin Shin Su-won, die letztes Jahr in Cannes für ihren Kurzfilm "Circle Line" ausgezeichnet wurde, taucht mit minimalen materiellen Mitteln und exorbitanten Ambitionen in den geschlossenen Kreis von Koreas elitärem Schulsystem. In ihrem intellektuellen Ehrgeiz spiegelt die Regisseurin ihren ambivalenten Hauptcharakter, dessen Erlebnisse von Su-wons persönlichen Erfahrungen als Lehrerin inspiriert sind. Vor dem Hintergrund des unerbittlichen gesellschaftlichen und familiären Leistungsdrucks sichert sich die vermögende Oberschicht ihren Rang auch auf Bildungsebene mittels ihres sozialen Einflusses. Als Sohn einer Versicherungsvertreterin hat June zu derartigen Hebeln keinen Zugang und ebenso wenig zu den Spezialklassen, Lehrbüchern und Spickzetteln der Besten der Besten. Ihr Anführer ist Junes Zimmernachbar Yunjin (Sung June), der im eiskalten Wettstreit um die Spitzenpositionen auf der im Schulfoyer ausgehängten Leistungstafel längst über seine eigenen moralischen Grenzen hinausgegangen ist.
In einer solchen findet sich June, dessen Pläne sich mit dem Himmel verdunkeln. Von der keineswegs rein fiktive Eliteclique berichtet Sujin: "Sie glauben, die Welt ginge unter, wenn sie rausgeschmissen werden." Das tut sie auf blutige Weise für Yunjin. Sein Tod eröffnet "Pluto" und er bleibt nicht der letzte. Die demonstrative Parabel, die ihre Systemkritik in den schwächsten Szenen selbst wie eine moralische Lehrstunde anbringt, trägt im Titel nicht zufällig den Namen des Unterweltgottes, der die Handlung bis zum kompromisslosen Ende beherrscht. Lida Bach /
Wertung: * * *
(3 von 5)
Quelle der Fotos: Berlinale Filmdaten Pluto (2012) Republik Korea 2012 Regie & Drehbuch: Shin Su-won; Darsteller: David Lee, Sung June, Cho Sung-ha, Kim Kkob-bi, Kim Kwon u.a.; Produzent: Francis Lim; Kamera: Yun Ji-Un; Musik: Ryu Jae-Ah; Schnitt: Lee Do-hyun; Länge: 114 Minuten; deutscher Kinostart: noch nicht bekannt
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