12.02.2020

Peak

Der Klimawandel verschont auch die Alpen nicht. Seit einigen Jahren herrscht an allen Ecken und Enden des Gebirges akuter Schneemangel, den die Betreiber der touristischen Wintersportgebiete in einer Art Sisyphusarbeit bekämpfen. Hochtechnisierte Schneeanlagen, die bei 24 Stunden Dauerbetrieb Kosten von 500.000 Euro erzeugen, sollen die Skipisten mit Kunstschnee überdecken – rund 50 Millionen Euro kostet dieses Verfahren pro Jahr. Um den für die meisten Alpenregionen lebenswichtigen Tourismus zu erhalten, entstehen immer neue Schneeanlagen, die mit Hilfe von eigens angelegten Speicherseen in Höhenlagen betrieben werden und wie Prothesen aus der alpinen Landschaft ragen.

Regisseur Hannes Lang, der selbst in den Bergen groß geworden ist, dokumentiert diese Entwicklung in seinem Langfilmdebüt "Peak", wobei neben Südtirol auch französische und italienische Alpengebiete ins Bild rücken. In langen und ruhigen Einstellungen, die lärmende Schneeanlagen und Touristenscharen im Originalton stehen lassen, dokumentiert der minimalistische Film die landschaftlichen Veränderungen der Alpen und den aktuellen Ist-Zustand. Die Frage, wie viel "echte" Natur noch in den Alpen steckt und zu welchem Grad der Mensch mit künstlichen Mitteln nachgeholfen hat, steht im Mittelpunkt dieser Aufnahmen, die ohne moralische Wertung oder erhobenen Zeigefinger auskommen und dem Zuschauer viel Raum zur eigenen Auseinandersetzung mit der Thematik lassen.

Neben den Bildern informieren viele Interviews mit den Betreibern der Schneeanlagen und Skipisten über den immensen technischen und finanziellen Aufwand, der eine Kunstschneedecke auf den Alpen erfordert. Auf der anderen Seite der Nahrungskette stehen die Bewohner der Alpenregionen, etwa Bergbauern, die der klimatische Wandel auf ganz andere Weise trifft. So nähert sich "Peak" seinem Gegenstand aus verschiedenen Blickwinkeln und dokumentiert das Dilemma einer Kulturlandschaft auf vielschichtige Weise.



Diese Filmkritik ist zuerst erschienen bei fluter.de.

 

Christian Horn / Wertung: * * * * (4 von 5)



Filmdaten

Peak


deutscher Alternativtitel: Peak - Über allen Gipfeln

Deutschland/Italien 2011
Regie: Hannes Lang;
Drehbuch: Hannes Lang, Mareike Wegener; Produzenten: Titus Kreyenberg, Jörg Schneider; Kamera: Thilo Schmidt, Hajo Schomerus; Musik: Benedikt Schiefer; Schnitt: Stefan Stabenow;

Länge: 94,39 Minuten; FSK: ohne Altersbeschränkung; deutscher Kinostart: 28. März 2013



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"Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch..."

Schauspieler und Komiker Karl Valentin

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