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09.02.2017
Paula - Mein Leben soll ein Fest sein
Der Film handelt von einer der größten deutschen Malerinnen, der einzigen zudem, der ein eigenes Museum gewidmet ist (in Bremen): Paula Modersohn-Becker, die von 1876 bis 1907 lebte und deren Name eng mit der Künstlerkolonie Worpswede verbunden ist. Sie schuf während ihrer kurzen Wirkungszeit 750 Gemälde und 1000 Zeichnungen. Aber nur zwei Ausstellungen zu Lebzeiten gab es von ihr, beide mit niederschmetterndem Ergebnis. Sie war ihrer Zeit voraus, unterstützt wurde sie lediglich von ihrem Mann Otto Modersohn, der neben Fritz Mackensen, Hans am Ende und Heinrich Vogeler zu den berühmten Malern der Kolonie gehörte.Der Film zeichnet die letzten sechs Jahre des Lebens der Malerin nach, von der Ankunft in Worpswede bis zu ihrem Tod. "Worpswede, Worpswede, Worpswede! ... Es ist ein Wunderland, ein Götterland". So euphorisch kommentiert 1897 die junge Paula Becker ihren ersten Besuch in dem Künstlerort. Angezogen fühlte sie sich von den Bildern Otto Modersohns. Sie nimmt Malunterricht bei Fritz Mackensen, der jedoch ihre Malweise ablehnt und ihr vorwirft, dass die Äpfel auf ihren Stilleben wie Kohlköpfe aussehen und die Kinder auf den Porträts grobe Gesichter und Finger wie Löffel hätten.
Zu kritisieren ist, dass einige historische Ungenauigkeiten einfließen. So war Paula nicht einmal, sondern viermal in Paris, und sie kannte Modersohns kranke Frau Helene persönlich. Im Film ist Helene schon einige Monate tot, als Paula in Worpswede eintrifft. In der Wirklichkeit hat Clara Westhoff, nicht der junge französische Liebhaber George (Stanley Weber), Paula mit dem Werk Cézannes vertraut gemacht. Und es fehlt die Vorgeschichte: Paulas Zeichenstunden mit 16 Jahren bei Bernhard Wiegandt, Aufenthalt in London, Lehrerinnenseminar in Bremen, Berliner Malschule... Das ändert nichts an dem Gesamturteil über diesen außergewöhnlichen Film. Er ergreift den Zuschauer als Porträt einer emanzipierten, frühexpressionistischen Künstlerin, die viel zu früh verstarb und die im Jahre 1900, sieben Jahre vor ihrem Tod, in ihr Tagebuch geschrieben hatte: "Ich weiß, ich werde nicht sehr lange leben. Aber ist das denn traurig? Ist ein Fest schöner, weil es länger ist? Und mein Leben ist ein Fest, ein kurzes, intensives Fest... Und wenn nun die Liebe mir noch blüht, vordem ich scheide, und wenn ich drei gute Bilder gemalt habe, dann will ich gern scheiden mit Blumen in den Händen und im Haar." Manfred Lauffs /
Wertung: * * * * *
(5 von 5)
Quelle der Fotos: Pandora Film / Martin Menke Filmdaten Paula - Mein Leben soll ein Fest sein Deutschland/Frankreich 2016 Regie: Christian Schwochow; Darsteller: Carla Juri (Paula Modersohn-Becker), Albrecht Abraham Schuch (Otto Modersohn), Roxane Duran (Clara Rilke-Westhoff), Joel Basman (Rainer Maria Rilke), Michael Abendroth (Carl Woldemar Becker), Nicki von Tempelhoff (Fritz Mackensen), Dominik Weber (Fritz Overbeck), Klara Deutschmann (Martha Vogeler), Jonas Leonhardi (Heinrich Vogeler), Stanley Weber (George), Bella Bading (Elsbeth, 8 Jahre) u.a.; Drehbuch: Stephan Suschke, Stefan Kolditz; Produzenten: Ingelore König, Christoph Friedel, Claudia Steffen; Kamera: Frank Lamm; Musik: Jean Rondeau; Schnitt: Jens Klüber; Länge: 123,16 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih der Pandora Film GmbH & Co. Verleih KG; deutscher Kinostart: 15. Dezember 2016
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