09.02.2015
Nobody Wants the Night
"Mein erster Bär, mein erster Bär!", jubelt Josephine (Juliette Binoche) im ersten Satz des Berlinale 2015-Eröffnungsfilms. Hofft Regisseurin Isabel Coixet, das kommt bei der Jury an? Subtilität liegt jedenfalls ihrem theatralischen Wildnisdrama nicht. Miguel Barros' Drehbuch basiert "auf realen Charakteren", aber wie die französische Regisseurin auf der Pressekonferenz erklärt: "This is not a story". Solide Kinounterhaltung ist es trotz der verheißungsvollen Prämisse noch weniger.
Männer riskieren ihr Leben auf Expeditionen zu Erdpolen, die wie es dräuend heißt "terra incognita" sind, alles für Ruhm und Ehre. Frauen riskieren ihr Leben und dazu das anderer auf Expeditionen zu ihren Ehemännern, alles aus Liebe und Dummheit. "Ich muss dort sein, nah bei ihm, denn er kommt nie zurück!", jammert die verwöhnte Society-Lady. Hat man die Männer nicht ständig im Auge, machen sie mit irgendeiner hübschen Inuit "einen Welpen". So tat es Mr. Peary mit der jungen Allaka (wundervoll: Rinko Kikuchi), die ebenso stur seiner Rückkehr entgegensieht. Stattdessen steht der Winter vor der Tür und platzt schließlich in Form eines Schneesturms herein. Fortan ist Sense mit den kulturellen Errungenschaften, die die unsympathische Heldin in die verschneite Pampa schleppt. Was wäre ein Arktis-Ausflug ohne Porzellan, Grammophon und das gute Tafelsilber! Ohne die würde es im verschneiten Häuschen nie so gemütlich, wie der allwissende Erzähler berichtet: "Dort, in dieser schmutzigen Baracke fühlte sie sich ihm näher als in all der Intimität unter den weichen Leinenlaken ihres Heims in Washington D. C." Nach anfänglichem Zickenkrieg kommen Allaka und Josephine sich beim Bewundern von Designermode näher.
Lida Bach /
Wertung: *
(1 von 5)
Quelle der Fotos: Leandro Betancor Filmdaten Nobody Wants the Night (Nadie Quiere La Noche) Spanien / Frankreich / Bulgarien 2014 Regie: Isabel Coixet; Darsteller: Juliette Binoche (Josephine), Rinko Kikuchi (Allaka), Gabriel Byrne (Bram), Orto Ignatiussen (Ninq), Alberto Jo Lee (Odaq), Clarence Smith (Henson - Erzähler), Ben Temple (Frand), Matthew Salinger (Spalding), Reed Brody (Lucius), Ciro Miró (Njal) u.a.; Drehbuch: Miguel Barros; Produktion: Ariane Garoe; Produzenten: Andrés Santana, Jaume Roures; Kamera: Jean Claude Larrieu; Musik: Lucas Vidal; Schnitt: Elena Ruiz; Länge: 118 Minuten; deutscher Kinostart: noch nicht bekannt Ein Film im Wettbewerb der 65. Berlinale 2015 und ihr Eröffnungsfilm
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