31.08.2011
Midnight in Paris
![]() Inez entpuppt sich als Prachtexemplar einer amerikanischen Upper Class Familie, deren Eltern sich durch außergewöhnliches Spießertum und republikanische Ansichten auszeichnen. Die Diskrepanz zwischen dem rastlosen Schriftsteller Gil und den anderen wird noch größer, als diese sich durch ein pseudointellektuelles, amerikanisches Freundespaar erweitern. Nach etlichen besserwisserischen Vorträgen und nach etlichen subtilen Demütigungen seiner Freundin, hält er es nicht mehr in dieser Gesellschaft aus. Seine Freundin spricht in seiner Anwesenheit spöttisch über ihn, als ob er nicht daneben stünde, und will ihn zu kommerziellen Hollywooddrehbüchern verdammen, anstatt in seine Gabe als Buchautor zu vertrauen. Gil erduldet zunächst alles schweigsam wenn auch zunehmend zermürbter, versucht schließlich einen letzten Annäherungsversuch zu Inez, die ihm aber auch physisch nur den Rücken zuwendet. So verabschiedet er sich und läuft alleine, gedankenverloren und leicht angetrunken durch Pariser Straßen.
Woody Allen lässt uns auf der Straße Gils gehen. Zuerst sind wir verblüfft. Dann akzeptieren wir und nehmen an. Fangen an zu genießen. Owen Wilson als Gil hat es geschafft, diesen Moment der Bewusstwerdung und der Annahme, in dem er alle Zweifel und Abwehr niederlegt, einmalig auf die Leinwand zu bringen. Allen bringt uns eine Traumvorstellung näher, die wohl in jedem schon einmal gebrütet hat. Die Wunschvorstellung einer Zeitreise in die zauberhafte Vergangenheit. Er entführt uns, lässt eine tote Welt noch mal in ihren schillerndsten Farben aufleuchten und aufleben und macht diesen Traum für jeden von uns für einige wertvolle Filmminuten greifbarer und beinahe real.
Ein romantisches, reales Ende findet dennoch seinen Platz ohne dabei besonders kitschig zu werden. Gil trifft auf die Schallplattenverkäuferin, die ihm eine Cole-Porter-Scheibe verkauft hat. Ihre Begegnung ist herzenswarm und natürlich. Zum Schluss hin gesellt sich der Regen zu den beiden und sie wandern nass durch Paris, was Gil schon immer tun wollte. Vielleicht würde da ein Hauch Kitsch aufkommen, wenn Regen nicht so etwas wunderbar Nüchternes wäre. Angelika Imhof /
Wertung: * * *
(3 von 5)
Quelle der Fotos: Concorde Film Filmdaten Midnight in Paris (Midnight in Paris) Spanien / USA 2011 Regie & Drehbuch: Woody Allen; Darsteller: Owen Wilson (Gil), Kathy Bates (Gertrude Stein), Adrien Brody (Salvador Dalí), Carla Bruni (Museumsführerin), Marion Cotillard (Adriana), Rachel McAdams (Inez), Olivier Rabourdin (Paul Gauguin), Michael Sheen (Paul), Léa Seydoux (Gabrielle), Alison Pill (Zelda Fitzgerald), Tom Hiddleston (F. Scott Fitzgerald), Corey Stoll (Ernest Hemingway), Kurt Fuller (John), Gad Elmaleh (Detektiv Tisserant) u.a.; Produktion: Letty Aronson, Stephen Tenenbaum, Jaume Roures; Co-Produktion: Helen Robin, Raphael Benoliel; Ausführende Produktion: Javier Méndez; Kamera: Darius Khondji; Schnitt: Alisa Lepselter; Länge: 94,27 Minuten; FSK: ohne Altersbeschränkung; ein Film im Verleih der Concorde Filmverleih GmbH; deutscher Kinostart: 18. August 2011
Artikel empfehlen bei:
![]() ![]() ![]() ![]() |
|