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07.03.2017
Marija
Die Politik diskutiert über No-Go-Areas in Deutschland, Regisseur Michael Koch zeigt sie. Zeigt, wie die Menschen wirklich in Stadtteilen leben, in denen es Konflikte, das Recht des Stärkeren und einen Alltag in prekärer Lage gibt. Koch zeigt speziell ein Individuum in diesem Mikrokosmos. Wie es sich durchbeißt. Wünschen nachgeht. Bis zur Selbstverleugnung. Kein Geld für die Miete. Also greift Marija (Margarita Breitkreiz) kurzerhand zum Reißverschluss des Vermieters und bläst diesem einen. Das Problem ist bis zum Monatsende gelöst, oder länger – der Vermieter, Cem (Sahin Eryilmaz), ein Deutschtürke, möchte sie zur Freundin haben. Doch die junge Ukrainerin ist emotional abgehärtet. Was man zu sein hat, wenn man ums tägliche Brot, ums Überleben kämpfen muss. Eine Beziehung ist für Marija nicht drin, da sie es nicht will – es sei denn, sie kann so an ihr Ziel kommen. "Marija" von Michael Koch, der bislang nur Kurzfilme drehte, ist nahezu hervorragend. Auch wenn der österreichische Schauspieler Georg Friedrich, jüngst mit dem Silbernen Bären der Berlinale 2017 für "Helle Nächte" ausgezeichnet, wieder mal in der Rolle des zwielichtigen Typen besetzt ist, was man – nichts gegen Friedrich – langsam nicht mehr sehen kann.
Michael Dlugosch /
Wertung: * * * *
(4 von 5)
Quelle der Fotos: Real Fiction Filmverleih Filmdaten Marija Deutschland/Schweiz 2016 Regie: Michael Koch; Darsteller: Margarita Breitkreiz (Marija), Georg Friedrich (Georg), Sahin Eryilmaz (Cem), Olga Dinnikova (Olga), Dmitri Alexandrov (Igor) u.a.; Drehbuch: Juliane Grossheim, Michael Koch; Produzenten: Claudia Steffen, Christoph Friedel; Kamera: Bernhard Keller; Schnitt: Florian Riegel; Länge: 99,57 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih von Real Fiction FIlmverleih; deutscher Kinostart: 9. März 2017
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