12.01.2010

Die neue Jugendgeneration mag's wieder heiß

Manche mögen's heiß

In einer Zeit, in der Kino und Fernsehen mehr denn je von einer Filmflut neuester Blockbuster überschwemmt werden, scheint es, dass die sogenannten "Klassiker" ein regelrechtes Revival feiern. Das Schauen von alten Filmen wie "Manche mögen's heiß" avanciert zum Trend und ältere Semester freuen sich wieder mitreden zu können. Doch was macht diese neue Faszination aus? Schurken, Abenteuer, Gerissenheit, Witz und eine gehörige Portion Glück, alles verpackt in einer viel zu überspitzten Handlung, wirken auf uns authentischer als jeder noch so aufwendig realisierte Special Effect, und sie lassen uns von den alten Zeiten träumen, in denen das Leben, scheinbar, noch aufregend war und an jeder Ecke eine neue packende Gelegenheit wartete. Und klingt es nicht reizvoll, ein Leben wie die Musiker Joe (Tony Curtis) und Jerry (Jack Lemmon) aus "Manche mögen's heiß" im Chicago der späten 1920er Jahre zu führen?

Als die beiden Tagelöhner Zeuge werden, wie die Gangsterbande um "Zahnstocher-Charlie" wegen eines Verrats bei der Polizei von "Gamaschen-Colombo" und seiner Bande erschossen wird, beginnt ein abenteuerliches Versteckspiel. Die beiden Freunde tauchen nun, als Frauen verkleidet, bei einer umhertourenden, rein weiblichen Musikkapelle unter und nehmen die Identität von Daphne und Josephine an. Schnell entwickeln sie Interesse an der liebreizenden, wenn auch etwas naiven Sugar Kane (Marilyn Monroe), die von einem gesicherten Leben mit einem Millionär träumt. Eine Farce ist vorprogrammiert, als "Gamaschen-Colombo" und seine Truppe im selben Hotel einchecken.

Mit den frauenfeindlichen Bemerkungen und übertriebenen Elementen versöhnt letzten Endes der originelle Charakter von "Manche mögen's heiß", ein Merkmal, das vielen neueren Filmen fehlt. Eskapaden, Glamour und menschliche Schwächen verpackt in Wortwitz und Situationskomik spiegeln uns eine glaubhafte Illusion des damaligen Lebensgefühls vor, in der es ebenso Gewalt und Tod gibt, welche dem Zuschauer jedoch kaum gezeigt werden, da sie in Zuständen der allgemeinen Not nebensächlich und nur banaler Zusatz des Ganzen sind. Die Gegenwart kommt uns im Vergleich schrecklich steril vor. Ist neben unserem durchgeplanten und strukturierten Alltag überhaupt noch Platz für Abenteuer und Feuerproben?

Gerade die Spontaneität und das Unvorhersehbare scheinen die Begeisterung für den Film auszumachen. In einer Wohlstandsgesellschaft wird Vagabundentum misstrauisch betrachtet und so bleibt die Sehnsucht nach Wagnissen für unsere Gesellschaft unerfüllt. Nicht umsonst bewundern wir zuhauf Menschen, die die Welt bereisen und in der Ferne ihr Glück suchen. Ihnen werden sogar ganze Fernsehformate gewidmet. Ausgefallene Modestile und Musikgeschmäcker, rasante Karieren und Reichtum zählen nicht mehr. Waghalsigkeit ist Trumpf. "Manche mögen's heiß" und seine unsterbliche Popularität beweisen das seit fünf Jahrzehnten. Der Film erscheint wie ein modernes Märchen, in dem zwei Pechvögel, die anfangs noch um ihr Überleben kämpfen müssen, letztendlich doch das große Glück finden.

Ebenso erstaunlich ist, dass auch heutzutage die Problematik der Geschlechterrollen im Film nicht weiter im Hinblick auf die thematisierte Lebensfreude stört, die trotz oft scheinbar auswegslosen Situationen stets vorherrscht. Je sorgenvoller die Zeiten sind, desto mehr genießen die Menschen ihr Leben, so scheint es.

Aber wer mag sich schon am Sexismus des Films stören, wenn Marilyn Monroe so wunderbar glaubhaft "I wanna be loved by you" singt und uns weiter träumen lässt?  

Saskia Singhuber / Wertung: * * * * (4 von 5)



Filmdaten

Manche mögen's heiß
(Some like it hot)
USA 1959

Regie: Billy Wilder; Drehbuch: Billy Wilder, I.A.L. Diamond nach der Story von Robert Thoeren und Michael Logan; Produktion: Billy Wilder; Kamera: Charles Lang Jr.; Musik: Adolph Deutsch;
Darsteller: Marilyn Monroe (Sugar Kane Kowalczyk), Tony Curtis (Joe / 'Josephine' / 'Junior'), Jack Lemmon (Jerry / 'Daphne'), George Raft (Gamaschen-Colombo), Pat O'Brien (Det. Mulligan), Joe E. Brown (Osgood Fielding III) u.a.

Länge: 120 Minuten; FSK: ab 16 Jahren; BRD-Kinostart: 17. September 1959



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