25.05.2000
Magnolia
"Wir haben mit der Vergangenheit abgeschlossen, aber die Vergangenheit nicht mit uns." Um den Inhalt dieser Worte kreisen die Episoden in Magnolia. Es mutet an, dass die Menschen am Vorabend ihrer letzten Chance oder des Todes stehen. Gefühle der Schuld und der Scham, das Bitten, die Reue möge nicht zu spät kommen, das verzweifelte Ringen um Vergebung und damit die Hoffnung auf Erlösung und Neuanfang bestimmen den Gang, den die Charaktere in Magnolia antreten.
Der Produzent der Show, Earl Patridge, liegt im Sterben, das Morphium beraubt ihn zusehends klarer Gedanken. Seinen verlorenen Sohn möchte er noch einmal sehen. Der ist auch im Showgeschäft tätig und vermittelt als Verführer und Zerstörer sexuell frustrierten Männern neues Selbstbewusstsein bei der Jagd auf den Pelz. Partridges Frau wird von ihrer Lebenslüge zerfressen: Ihren Mann hatte sie nur des Geldes wegen geheiratet. Doch nun hat sie ihre Liebe zu ihm entdeckt und möchte sterben vor Scham über ihre einstige Kälte. Alle diese Personen wollen eine vielleicht letzte Möglichkeit ergreifen, und damit sind sie nicht die einzigen in Paul Thomas Andersons drittem Film nach Last Exit Reno (Hard Eight, 1996) und Boogie Nights (Boogie Nights, 1998). Weitere Geschichten werden sich zu noch mehr Kreisen schließen, und die Art und Weise, wie der Gang der Protagonisten miteinander verknüpft wird, kann man getrost als genial bezeichnen.
Das durchgehend überzeugend besetzte Schauspielerensemble hat maßgeblichen Anteil am künstlerischen Erfolg dieses Films. Den Dialogen kann man leider allzu oft eine pathetische Färbung nicht absprechen. Sie entrückt die Personen und lässt sie manchmal zu unwirklich erscheinen. Altmans Short Cuts blenden schließlich mit einem diffusen Gefühl von Vergänglichkeit und trotziger Lebensfreude aus. Am Ende von Magnolia führt die Menschen ein Ereignis biblischen Ausmaßes im wahrsten Sinne des Wortes zusammen. Und spätestens in diesem Moment, der die Tragik des Lebens zu bannen scheint und Erlösung versprechen kann, entflieht der Film in aufrüttelnde, aber auch überheblich hoffnungsfrohe Bilder. Dies macht ihn nicht plötzlich zu leichter Kost, aber vielleicht etwas zu einfach. Philipp Wallutat /
Wertung: * * * *
(4 von 5)
Quelle der Fotos: offizielle Film-Homepage Filmdaten Magnolia (Magnolia) USA 1999 Regie und Drehbuch: Paul Thomas Anderson; Darsteller: Jason Robards (Earl Partridge), Julianne Moore (Linda Partridge), Philip Seymour Hoffman (Phil Parma), Tom Cruise (Frank T. J. Mackey), Philip Baker Hall (Jimmy Gator), Melinda Dillon (Rose Gator), Melora Walters (Claudia Wilson Gator), John C. Reilly (Jim Kurring), Luis Guzmán (Luis), Jeremy Blackman (Stanley Spector), Michael Bowen (Rick Spector), William H. Macy (Donnie Smith), Alfred Molina (Solomon Solomon), Henry Gibson, Michael Murphy, William Mapother, Clark Gregg u.a.; Kamera: Robert Elswit; Musik: Aimee Mann (Songs), Fiona Apple, Jon Brian; Schnitt: Dylan Tichenor; Länge: 189 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; Film-Homepage: www.magnoliamovie.com
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