|
06.10.2014
Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste
Der Filmtitel ist eine Provokation. Die Regisseurin von "Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste" hat sich bei ihm etwas gedacht. Dennoch gibt der Titel nicht den Filminhalt adäquat wieder. Geplant hatte Nachwuchsregisseurin Isabell Suba zweifellos eine mutige Abrechnung mit der Filmbranche, weil, wie sie zu Recht findet, zu wenige Frauen in der Branche Bedeutung erlangen können. Das Ergebnis ist ein Film, der zwar das Mekka des Kinos, das Filmfestival in Cannes, genauer betrachtet, aber vor allem Geschlechterforschung betreibt: Eine Regisseurin und ihr Produzent kabbeln sich zur Freude des Kinopublikums vor dem Hintergrund des Festivals von Anfang bis Ende des Films um Kopf und Kragen.Das hatte das Filmfestival Max Ophüls Preis in Saarbrücken noch nicht erlebt: Die allererste Präsentation eines Wettbewerbsfilms im Jahrgang 2014 um 11 Uhr morgens war fast ausverkauft, kaum noch ein Platz blieb frei. Die anderen Jahrgänge leiden um diese Zeit, Dienstagsmorgens, stets eher unter Besuchermangel. Was war los? Gezeigt wurde Isabell Subas Film "Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste". Der Filmtitel zog.
In dem Film geht es, wodurch sein Titel infrage gestellt wird, weniger um Subas Empörung über die mangelnde Präsenz von Regisseurinnen in Cannes, als vielmehr um die Auseinandersetzung zweier egozentrischer Streithähne. Die beiden kriegen sich während des Festivals ständig in die Haare, weil Produzent David, ein Chauvinist, unfähig ist, etwas zu organisieren, dafür selbstbewusst genug, sich gegenüber Suba zu verteidigen. Suba ihrerseits ist nicht in der Lage, bei Davids Fehlern ruhig zu bleiben. Der Fight beider gegeneinander trotz Abhängigkeit voneinander ist herrlich gefilmt. Selten gelingt es der Film-Suba und David, sich am Riemen zu reißen. Dabei gilt es, vor Ort das nächste Filmprojekt zu "pitchen", das heißt, das Vorhaben möglichen Finanziers vorzustellen. Auf einer Yacht – typisch Cannes – treffen die beiden eine ARTE-Redakteurin, Barbara Häbe. Eine echte Redakteurin, die sich selbst spielt. Zweifelsohne wusste die Dame, dass die echte Suba die Kamera mitlaufen lässt, während die falsche Suba und David gegenüber Häbe um ihren nächsten Film kämpfen. Realität und Fiktion gehen nicht nur in dieser bemerkenswerten Szene ineinander über. Der Film "Männer zeigen Filme..." ist eine sogenannte "Mockumentary", eine fiktive Dokumentation, aber in realer Szenerie.
Der Film ist als Gender study großartig. Als Aufruf, in der Filmbranche die Frauen auch mal ans Ruder zu lassen, fungiert lediglich der Filmtitel. Aber wegen der unterhaltsamen Machart des Films stört dies den Zuschauer letzten Endes nicht. Michael Dlugosch /
Wertung: * * *
(3 von 5)
Quelle der Fotos: Missingfilms Filmdaten Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste Deutschland, Frankreich 2013 Regie: Isabell Suba; Darsteller: Anne Haug (Isabell Suba), Matthias Weidenhöfer (David), Eva Bay, Elmira Rafizadeh, Julia Glasewald, Molly Ullery, Barbara Häbe u.a.; Drehbuch: Lisa Glock, Isabell Suba; Produzenten: Isabell Suba, Matthias Weidenhöfer; Kamera: Johannes Louis; Musik: Hector Marroquin; Schnitt: Clemens Walter; Länge: 77,08 Minuten; FSK: ohne Altersbeschränkung; ein Film im Verleih von Missingfilms; deutscher Kinostart: 14. August 2014
Artikel empfehlen bei:
|
|