März 2002
Kaugummisprint
Lola rennt
"Lola rennt" war einer der größten auch internationalen Erfolge des deutschen Films der letzten Jahre und für Regisseur Tom Tykwer die Eintrittskarte zu kostspieligeren Produktionen wie zuletzt "Heaven". Zu gleichen Teilen originell und flach taugt der Film zum Fallbeispiel deutschen Massengeschmacks, reflektierte er doch vermutlich die jungen Deutschen und wie sie die Welt sahen, - oder besser, sehen wollten: Als Computerspiel.
![]() Es wäre ungerecht, "Lola rennt" seinen hohen Unterhaltungswert abzusprechen, besonders die ersten etwa 20 Minuten quellen über vor verspielten und witzigen Ideen. Lola mutiert zeitweise zur Zeichentrickfigur, die Zukunft der Menschen, denen sie begegnet, wird im Ultraschnellzeitraffer abgespult und ein flotter Technosoundtrack unterstützt das Erzähltempo. Wie in einem Computerspiel hat sich Lola "abgesaved" und kann im nächsten Durchlauf dazu lernen,- wenn sie auch leichte Probleme damit hat. Nur etwas zu vertraulich nahe werden Manni und Lola dem Zuschauer angedient. Wer sich mit deren Naivität nicht gern identifizieren mag, wem die konstruiert wirkende Wiederholungsgeschichte mit ihren comicartig reduzierten Figuren dann doch zu aufgesetzt erscheint, wer neben Unterhaltung schon auch eine Prise Echtes vom Kino erwartet, dessen Spass wird bei "Lola rennt" immer wieder ausgebremst werden, und er behält hinterher einen komischen Geschmack im Mund, - wie von billigem Kaugummi.
Andreas Thomas
/ Wertung:
* *
(2 von 5)
Filmdaten Lola rennt Deutschland 1998 Titel für den englischsprachigen Markt: Run Lola Run Regie & Drehbuch: Tom Tykwer; Kamera: Frank Griebe; Schnitt: Mathilde Bonnefoy; Produzenten: Stefan Arndt für X-Filme Creative Pool; Musik: Tom Tykwer, Johnny Klimek, Reinhold Heil; Ausstattung: Alexander Manasse; Kostüme: Monika Jacobs; Make-Up: Margrit Neufink; Ton: Frank Behnke; Darsteller: Franka Potente (Lola), Moritz Bleibtreu (Manni), Herbert Knaup (Lolas Vater), Armin Rohde (Herr Schuster), Joachim Król (Norbert von Au / Penner), Heino Ferch (Ronnie), Nina Petri (Frau Hansen), Suzanne von Borsody (Frau Jäger), Lars Rudolph (Kassierer Kruse), Ludger Pistor (Herr Meier), Sebastian Schipper (Mike), Monica Bleibtreu (die Blinde) u.a. Länge: 81 Minuten; deutscher Kinostart: 20. August 1998
|
|