08.12.2009 (publiziert)
29.11.2007 (geschrieben)

Liebe auf Französisch

In Didier Bourdons frivoler Liebeskomödie aus Frankreich begibt sich ein sexuell frustrierter Unfallchirurg im verflixten siebten Ehejahr auf die Suche nach neuem erotischem Nervenkitzel.

Seit sieben Jahren führen der ruhige Gemütsmensch Alain (Didier Bourdon) und die praktisch veranlagte Bankkauffrau Audrey (Catherine Frot) ein harmonisches Eheleben. Gemeinsam mit seiner aufgeweckten neunjährigen Tochter Camille (Gabrielle Lopes Benites) lebt das Paar in einer gemütlichen Pariser Appartement-Wohnung. Getrübt wird das bürgerliche Vorzeige-Glück der beiden nur durch Audreys homosexuellen Bruder Arnaud (Yan Duffas), der sich in Ermangelung einer eigenen Bleibe vorübergehend bei den Verwandten einquartiert hat – und das samt seinen zahlreichen wechselnden Liebhabern. Doch zwischen den Eheleuten steht es nur oberflächlich zum Besten: Als Alain eines Tages auf einer Hochzeit von den Gefahren des siebten Ehejahres erfährt, beginnt der Mittvierziger seine Beziehung zu Audrey einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Sein Resümee fällt beunruhigend aus: Der einst so selbstverständliche Abschiedskuss ist inzwischen zu reiner Routine verkommen, für Zärtlichkeit bleibt kaum noch Zeit. Stattdessen ertappt sich Alain wiederholt beim lustvollen Beobachten anderer Frauen. In seiner Not sucht der Gebeutelte Rat bei dem befreundeten Sexualwissenschaftler Claude (Jacques Weber), der dem schüchternen Arzt rät, Audrey mit provokanten erotischen Ideen aus der sexuellen Reserve zu locken. Entschlossen schreitet Alain zu Tat – allerdings ohne den erhofften Erfolg: Erst als Audrey erfährt, dass neben ihrem Bruder auch die eigenen Eltern in hochgradig desavouierenden Affären verstrickt sind, beginnt ihre so sorgfältig gepflegte Contenance zu bröckeln. Nach einem gemeinsamen Besuch in einem berüchtigten Szene-Etablissement geraten die Ereignisse zunehmend außer Kontrolle – und plötzlich ist Alain sich gar nicht mehr so sicher, ob ihm eine erotisch unbefangene Ehefrau wirklich so recht ist...

"Liebe auf Französisch" ist die fünfte Regiearbeit des vielbeschäftigten französischen Schauspielers Didier Bourdon. Die Erotikkomödie bietet zuweilen annehmbare Situationskomik, wirkt in der Schilderung der sexuellen Eskapaden allerdings oft weniger humoristisch als vielmehr verstimmend. Immerhin spielt sich die kleine Gabrielle Lopes Benites mit ihren entwaffnenden Fragen nach den allabendlichen "Liebeslauten" der Eltern, nach dem Nutzen von Pornoheften und den sexuellen Eskapaden des Großvaters ins Herz der Zuschauer. Hauptdarstellerin Catherine Frot dagegen fehlt es für die Rolle einer sinnlichen Ehefrau merklich an Sex-Appeal. Die Tochter eines Ingenieurs und einer Mathematiklehrerin begann ihre schauspielerische Ausbildung im Alter von 17 Jahren am "Ecole de la Rue Blanche" und studierte später am Pariser Konservatorium. 1978 war sie eines der Gründungsmitglieder der Komödiantengruppe "Compagnie du Chapeau Rouge", die sich schnell einen legendären Ruf in der Pariser Café-Théatre-Szene erwarb. Auf der Leinwand debütierte Frot, deren Schwester Dominique ebenfalls als Schauspielerin arbeitet, 1980 in Alain Resnais' Komödie "Mein Onkel aus Amerika". Fünf Jahre später wurde sie für ihre Rolle in Jean-Charles Tacchellas "Die Kunst, verliebt zu sein" mit dem César als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet.

Als Erotikkomödie liefert "Liebe auf Französisch" womöglich einem älteren Publikum Unterhaltungswerte. Für alle Zuschauer unter Vierzig aber funktioniert der Film in keinem der beiden Genres, die er augenscheinlich bedienen will.  

Christian Heger / Wertung: * * (2 von 5)



Filmdaten

Liebe auf Französisch
(7 ans de mariage)

Frankreich 2003
Regie: Didier Bourdon; Drehbuch: Didier Bourdon, Dominique Coubes, Nathalie Vierne; Produktion: Charles Gassot; Ausführende Produktion: Jacques Hinstin; Kamera: Pascal Caubère; Musik: Laurent Bertaud, Jean-Charles Laurent, Jean-Christophe Prudhomme;
Darsteller: Catherine Frot (Audrey), Didier Bourdon (Alain), Jacques Weber (Claude), Yan Duffas (Arnaud), Gabrielle Lopes Benites (Camille), Véronique Barrault (Chantal), Françoise Lépine (Ariane), Jean-Pierre Tagliaferri (Monsieur Masson), Jacques Herlin (Großvater Ménard), Claire Nadeau (Viviane), Frédéric van den Driessche (Jean de la Ferrière), Samir Djama (Haissa), Michèle Moretti (Audreys Mutter), Philippe Brigaud (Audreys Vater) u.a.

Länge: 97 Minuten



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