19.01.2010
La Belle Visite
![]() Es ist eine von täglichen Routinen gleichmäßig geglättete Welt, die Regisseur Jean-François Caissy im Dokumentarfilm "La Belle Visite" mit Hilfe langer Einstellungen zeichnet. In seinem von der Außenwelt weitgehend abgeschirmten Heim im ländlichen Québec hat das Altern nichts Prozesshaftes mehr. Man betrachtet Caissys Alte beim Friseurbesuch, beim gemeinschaftlichen Beten, beim Fernsehen. In der konzentrierten Wiederholung des Alltäglichen geht beinahe jegliche Individualität verloren. Die Zähigkeit, mit der die Kamera etwa sekundenlang auf den schrumpligen Händen eines Grauhaarigen verharrt, der nach seiner Krankenversicherungskarte tastet, vermittelt die Monotonie einer ziellosen Existenz. Hier ist das Leben an sein Ende gelangt, hier ereignet sich nichts Nennenswertes mehr. Draußen taut der Schnee. Die angestaubte Weihnachtsdekoration kann in den Müll. Die Jahreszeiten mögen vergehen – doch die Zeit kriecht nur so dahin.
Jasmin Drescher /
Wertung: * * *
(3 von 5)
Quelle der Fotos: offizielle Film-Homepage Filmdaten La Belle Visite (La Belle Visite) Titel für den englischsprachigen Markt: Journey's End Kanada 2009 Regie und Drehbuch: Jean-François Caissy; Produktion: Les Films de L'Autre; Länge: ca. 80 Minuten; ein Film im Forum der Berlinale am 11. Februar 2010
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