21.11.2009
Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte
![]() Von Bertolt Brecht stammt das Zitat: Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank? Michael Moore scheint das Zitat zu kennen. Denn er beginnt seinen Film "Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte" mit den Bildern einer Überwachungskamera während eines Banküberfalls.
Seit 20 Jahren ist Michael Moore jetzt Dokumentarfilm-Regisseur. 1989 drehte er "Roger & Me" über die Massenentlassungen bei General Motors und die damit einhergehende Ausblutung der Region. Mit "Bowling for Columbine" (2002), für den er den Academy Award, den Oscar erhielt, wurde Moore auch in Deutschland bekannt: Da befasste er sich mit den Waffennarren Amerikas, die seiner Ansicht nach eine Mitschuld am Amoklauf zweier Schüler der Columbine High School tragen. Es folgte 2004 "Fahrenheit 9/11", bei den Filmfestspielen in Cannes mit der Goldenen Palme als Bester Film ausgezeichnet, in dem Moore Präsident George W. Bush Kriegspolitik scharf anging. In "Sicko" befasste er sich 2007 mit der medizinischen Versorgung Amerikas. Beispielsweise kritisierte er dort, wie ein Mann, der sich versehentlich durch einen Unfall zwei Finger abschnitt, tausende Dollar hätte zahlen müssen, um seine Finger wieder angenäht zu bekommen – Geld, das der Mann leider nicht hatte.
Sogar der aktuelle US-Präsident Barack Obama, den Moore ansonsten lobt, hat solch einen Menschen in seinem Kabinett sitzen, stellt Moore fest: Finanzminister Timothy Geithner. Als die Wirtschaftskrise ausbrach, arbeiteten Republikaner und Demokraten Hand in Hand, als es darum ging, 700 Milliarden Dollar den nun "Not leidenden Banken" (das deutsche Unwort 2008) aus dem Staatshaushalt zu vermitteln. Dabei waren diese an der Misere schuldig, weil sie mit komplexen Derivaten handelten, an denen die Banker sich bereicherten, Derivate, die selbst Fachleute nicht mehr verstehen – Moore lässt in seinem Film Fachleute vergeblich deren Zweck erklären. Moore bastelt weitere Beispiele für die Gier ohnehin Reicher zusammen. In einer US-Provinz gab es ein Jugendgefängnis, in das Halbwüchsige über viele Monate gesteckt wurden zur Resozialisierung. Ihre Vergehen: Zum Beispiel warf ein Jugendlicher ein Steak nach dem Freund der Mutter. Ein Mädchen wurde Gras rauchend erwischt. Also steckte man sie in dieses Gefängnis – ein privates Gefängnis, dessen Betreiber an möglichst vielen Insassen verdiente. Also bestach er den Richter, die Kinder zu ihm zu bringen. In den USA gibt es die kuriose Regelung, erklärt Michael Moore des Weiteren, dass Unternehmen auf ihre Arbeiter Lebensversicherungen abschließen können. Deren Tod wird regelrecht herbeigesehnt, denn dann fließen Millionen – aber die Familien der Verstorbenen gehen leer aus, denn sie werden von den Unternehmen nicht finanziell unterstützt.
Michael Dlugosch /
Wertung: * * *
(3 von 5)
Quelle der Fotos: Concorde Film Filmdaten Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte (Capitalism: A Love Story) USA 2009 Regie: Michael Moore; Produktion: Michael Moore, Anne Moore, Kathleen Glynn, Bob Weinstein, Harvey Weinstein, Rod Birleson, John Hardesty; Kamera: Daniel Marracino, Jayme Roy; Originalmusik: Jeff Gibbs; Länge: 127 Minuten; ein Film im Verleih von Concorde Filmverleih; deutscher Kinostart: 12. November 2009
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