Mai 2001
Rassismus als Erfolgsrezept des Showbusiness
It's Showtime
![]()
Spike Lees Filme haben eine durchgängige Botschaft: Sie weisen auf die Unterdrückung der Afro-Amerikaner durch die Weißen hin. Dabei geht Lee aber stets vorsichtig vor. So hat Lee 1992 "Malcolm X" gedreht, eine Film-Biografie als Denkmal für den streitbaren wie umstrittenen farbigen Bürgerrechtler, gleichzeitig eine Anklage des Rassismus. Spike Lee hat sich für die Geschichte des Malcolm X entschieden, nicht für eine Bio über Martin Luther King, der wie Malcolm X einem Attentat zum Opfer fiel, im Gegensatz zu dem aber von Weißen ermordet wurde. Aus Kalkül - Lee wollte wohl der Gefahr entgehen, mit der direkten Darstellung des Hasses der Weißen auf Schwarze in den USA anzuecken. Er hätte dadurch die Chance vertan, den ihm wichtigen Subtext im Film zu vermitteln. Die Provokation ließe ihn in eine leicht angreifbare Außenseiter-Position bringen.
Der Originaltitel des Films lautet "Bamboozled", etwa "für dumm verkauft", ein Begriff, den Malcolm X geprägt hat, um die Situation der Afro-Amerikaner zu charakterisieren. Für Spike Lee ist die Unterdrückung der Minderheiten kein Thema aus vergangenen Zeiten, so wie die eigentlichen Minstrel Shows heutzutage Geschichte sind. Er wählte das Thema, das abgehakt zu sein schien, um auf die Zerbrechlichkeit des nur scheinbar auf einem Frieden basierenden Zusammenlebens Farbiger mit Weißen hinzuweisen. Delacroix' Chef Dunwitty (Michael Rapaport) sagt einmal im Film zu seinem Untergebenen: "I have a black wife and two biracional kids. Brother man - I'm blacker than you". Dunwitty, im Film der einzige Weiße von Bedeutung, ist der Prototyp des scheinbar Liberalen, von dem in Wirklichkeit der Druck auf Delacroix zu seinem verhängnisvollen Schritt ausging. Freilich ist Dunwitty anschließend begeistert von der Idee, die Erfolg garantierenden Minstrel Shows wieder einzuführen. Gleichzeitig ist Dunwitty eine Anspielung auf Spike Lees Regisseur-Kollegen Quentin Tarantino, mit dem Lee Ende der 90er Jahre eine öffentliche Debatte über die häufige Verwendung des Wortes "Nigger" in Tarantinos Filmen geführt hat: Tarantinos Meinungen in der Debatte werden mehrfach im Film zitiert.
Michael Dlugosch
/ Wertung:
* * *
(3 von 5)
Filmdaten It's Showtime (Bamboozled) USA 2000 Regie & Drehbuch: Spike Lee; Produzenten: Kisha Imani Cameron, Jon Kilik, Spike Lee; Originalmusik: Terence Blanchard, Bruce Hornsby; Kamera: Ellen Kuras; Schnitt: Samuel D. Pollard; Casting: Aisha Coley; Szenenbild: Victor Kempster; Kostüme: Ruth E. Carter; Darsteller: Damon Wayans (Pierre Delacroix), Savion Glover (Manray / Mantan), Jada Pinkett-Smith (Sloan Hopkins), Tommy Davidson (Womack / Sleep 'n' Eat), Michael Rapaport (Dunwitty), Thomas Jefferson Byrd (Honeycutt), Paul Mooney (Junebug), Sarah Jones (Dot), Gillian Iliana Waters (Verna), Susan Batson (Orchid Dothan), Dormeshia Sumbry (Topsy), Tyheesha Collins (Tante Jemina), Cartier Williams (Lil' Nigger Jim), Jason Bernard (Jungle Bunny), Baakari Wilder (Sambo) u.a.; Länge: 135 Minuten; deutscher Kinostart: 10.05.2001; Verleih: Arthaus Filmverleih GmbH; Wettbewerbsfilm der Berlinale 2001
|
|