November 2001
Harry Potter und der Stein der Weisen
![]() "Er wird berühmt werden - jedes Kind auf der Welt wird seinen Namen kennen!" Dieses Zitat aus den Anfangsseiten des ersten Buchs, dort rückwirkend wie magische Prophetie der Autorin erscheinend, setzen Regisseur Chris Columbus und Drehbuchautor Steven Kloves an den Anfang ihres Films - hier wohl als Hommage an die Leistung der Autorin gedacht. Zwei Zauberer, Professorin McGonagall (Maggie Smith) und Professor Albus Dumbledore (Richard Harris) sowie ihr Helfer Rubeus Hagrid (Robbie Coltrane), ein gutmütiger, bärtiger Riese, befinden sich des Nachts an für sie ungewöhnlichem Orte, einer kleinen Vorstadtstraße. Aber was sie sogleich tun werden, hat für die drei größte Bedeutung: Ein Baby, jenes, das berühmt werden wird, das einen Anschlag auf seine Familie überlebt hat, nun mit einer blitzförmigen Narbe auf der Stirn gezeichnet ist, legen sie an der Haustür einer Familie ab, den einzigen Verwandten, die das Kind noch hat. Es soll dort, unter den Muggels, den so als Nicht-Zauberern bezeichneten Menschen, die ersten Jahre seines Lebens verbringen und Erfahrungen sammeln - bis die Zeit reif ist, um ihm mitzuteilen, dass mehr in ihm, dem kleinen Harry, steckt. Zehn Jahre lang wächst Harry Potter (Daniel Radcliffe) bei den Dursleys auf, die ihren Sohn Dudley verwöhnen, hingegen Harry als ungeliebtes Stiefkind stiefmütterlich behandeln. Er muss im Schrank unter der Treppe schlafen, aber alle Demütigungen nimmt er hin, er weiß auf seine Weise durchzukommen. Bis Hagrid ihn zum elften Geburtstag aufsucht und nach Ewigkeiten in Trostlosigkeit das freilich schönste Geschenk seines Lebens überbringt: die Aufklärung darüber, dass er etwas Besonderes ist, ein Zauberer nämlich. Harry darf die von Albus Dumbledore geleitete Zauberschule Hogwarts besuchen. Dort erlebt er neue Abenteuer, denn sein Attentäter, von dem Harry nur den Namen kennt, obwohl Zauberer diesen Namen Voldemort aus Angst vermeiden, hat neue Kräfte gesammelt.
Die Methode, das Buch en detail, aber in rasanter Spezifizierung aller Einzelheiten auf die Leinwand zu transformieren, funktioniert im weiteren Verlauf des Films dann aber doch: Hogwarts, das Zauberschul-Schloss, ist atmosphärisch hervorragend getroffen. Die Mixtur aus Unterrichtsmief im alten Gemäuer und gleichzeitigem Gruselkabinett des Spukschlosses trifft genau den richtigen Ton, sorgt für viel Humor und gleichzeitig für eine eigenartige Bedrückung. Hier werden sich noch lebensbedrohliche Ereignisse um Harry und die neu gewonnenen Freunde Hermine Granger (Emma Watson) und Ron Weasley (Rupert Grint) abspielen, so ist schon vorweg zu spüren, die den drei Kindern den Schulalltag um das Erlernen von Zaubersprüchen, Besenreiten oder das Brauen von Zaubertränken sekundär erscheinen lassen werden. Der Schul-Alltag in Hogwarts weist, hervorragende Idee der Autorin und im Film genauso gut umgesetzt, Ähnlichkeiten mit Realem auf: Die bösen Blicke des Lehrers, wenn eine Antwort nicht kommt oder ein Fehler gemacht wird, gibt es auch hier, auch eine junge Hexe in Ausbildung wie Hermine Granger kann sich wie eine "normale" Schülerin als fleißige Streberin gerieren, zickig sein und nach einem gemeinsamen Zusammenraufen doch gute Freundin von Harry und Ron, der seinerseits Prototyp des lieben, guten Kumpels ist, werden.
Der erste von sieben geplanten Harry-Potter-Filmen - sieben, da die Autorin Rowling sieben Bücher vorgesehen hat -, kam Ende November 2001 mit einer Rekordzahl von 1200 Kopien in die deutschen Kinos. Zum Vergleich: "Titanic" oder "Star Wars: Episode 1" brachten es zu ihrem Kinostart jeweils auf etwa 400 Kopien. Doch die Planung in gigantischen Größenordnungen ist sinnvoll: In den USA lief der Film gleich mit einem neuen Einspielrekord von umgerechnet 70 Millionen DM nur am ersten Tag an. Das Harry-Potter-Fieber ist nach seinem Ausbruch ungebannt und wird zur Lizenz zum Gelddrucken mit den typischen Merchandising-Begleiterscheinungen, die den Erfolg unzweifelhaft ausbeuten - sogar einen Harry-Potter-Drucker von Hewlett Packard gibt es, man beachte die Initialen. Schade um die schöne literarische Figur und die interessanten Abenteuer, die sie erlebt. Michael Dlugosch /
Wertung: * * *
(3 von 5)
Quelle der Fotos: Warner Bros. Filmdaten Harry Potter und der Stein der Weisen (Harry Potter and the Sorcerer's Stone) Alternativ-Titel: Harry Potter and the Philosopher's Stone (internationaler englischer Titel); GB / USA 2001 Regie: Chris Columbus; Drehbuch: Steven Kloves ("Die WonderBoys") Darsteller: Daniel Radcliffe (Harry Potter), Rupert Grint (Ronald 'Ron' Weasley), Emma Watson (Hermine (Original: Hermione) Granger), Richard Harris (Professor Albus Dumbledore), Maggie Smith (Professorin McGonagall), Alan Rickman (Professor Severus Snape), Ian Hart (Professor Quirrell), Robbie Coltrane (Rubeus Hagrid), Richard Griffiths (Vernon Dursley), Fiona Shaw (Petunia Dursley), John Cleese (Sir Nicholas De Mimsy-Porpington ("fast kopfloser Nick")), Sean Biggerstaff (Oliver Wood), David Bradley (Argus Filch), Alfie Enoch (Dean Thomas), Tom Felton (Draco Malfoy), Joshua Herdman (Gregory Goyle), John Hurt (Mr. Ollivander), Matthew Lewis (Neville Longbottom), Rik Mayall ("Guest House Paradiso"; Peeves der Poltergeist), Harry Melling (Dudley Dursley), Devon Murray (Seamus Finnegan), Katharine Nicholson (Pansy Parkinson), Leslie Phillips (der sprechende Hut), Chris Rankin (Percy Weasley), Verne Troyer ("Mini-Me" in "Austin Powers 2"; Ghoul), Julie Walters ("Billy Elliot - I will dance"; Mrs. Molly Weasley), Zoë Wanamaker (Madame Hooch), James Waylett (Vincent Crabbe), Bonnie Wright (Ginny Weasley) u.a.; Länge: 152 Minuten; FSK: ab 6 Jahren
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