15. Februar 2001
Fehlende Spannung soll durch Brutalität ausgeglichen werden
Hannibal
![]() Man erinnert sich: "Das Schweigen der Lämmer" konfrontierte uns mit Dr. Hannibal Lecter (Anthony Hopkins), einem intellektuellen Psychiater und kannibalischen Massenmörder. Lecter, eine ungeheure Bedrohung für die Menschen, war in einem Hochsicherheitstrakt verwahrt. Dort suchte ihn gelegentlich die FBI-Agentin Clarice Starling (Jodie Foster) auf. In den Gesprächen offenbarten sich die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele. Am Ende des Films konnte Hannibal aus seinem Käfig fliehen. Der Film spielte genial mit den Urängsten des Menschen. Dieser Kannibale hinter Gittern war grauenvoller als der frei herumlaufende Serienmörder Jame Gumb, den Clarice mit Lecters Informationen fassen wollte. Jetzt, zehn Jahre später, ist Hannibal Lecter, die Intelligenz-Bestie, ins Kino zurückgekehrt. Sir Anthony Hopkins spielt erneut die Titel-Figur; Jodie Foster hingegen lehnte es ab, die Rolle der Clarice Starling ein zweites Mal zu übernehmen. Das Drehbuch soll ihr nicht gefallen haben. Ähnlich wird vielleicht Jonathan Demme gedacht haben. Für ihn übernahm Ridley Scott ("Alien 1", 1979; "Gladiator", 2000) die Regie. An Stelle von Jodie Foster spielt Hopkins' Wunschkandidatin Julianne Moore ("Psycho '98", 1998, "Magnolia", 2000) die FBI-Agentin. "Hannibal" ist mittlerweile die dritte Thomas-Harris-Verfilmung mit der Figur des Hannibal Lecter. Bevor Jonathan Demme "Das Schweigen der Lämmer" inszenierte, drehte Regisseur Michael Mann 1986 "Manhunter" (deutscher Titel: "Roter Drache"; alternativ: "Blutmond"). In "Hannibal" will ein einst von Dr. Hannibal Lecter verstümmeltes Opfer, der schwerreiche Mason Verger (Gary Oldman hinter einer Latex-Maske), blutige Rache. Hannibal Lecter, seit seinem Gefängnisausbruch vor zehn Jahren flüchtig, wird in Florenz vom bestechlichen Commandatore Rinaldo Pazzi (Giancarlo Giannini) enttarnt. Pazzi begeht den Fehler, Hannibal an Verger ausliefern zu wollen, anstatt ihn zu verhaften. Lecter erkennt die Falle und flieht nach Amerika. Die durch eine schiefgelaufene Razzia in Ungnade gefallene Clarice Starling ist die Einzige, die Lecter besser kennt und wird erneut auf ihn angesetzt. Verger will Clarice dazu benutzen, Lecter aus seinem Versteck hervorzulocken. "Das Schweigen der Lämmer" ist ein moderner Filmklassiker geworden, der das Horror-Genre revolutioniert. Dagegen sieht man "Hannibal" jederzeit an, dass dieser Film nur den damaligen finanziellen Welterfolg wiederholen soll. Die Rechnung geht tatsächlich auf: "Hannibal" hat an seinem US-Startwochenende alle Rekorde gebrochen. 58 Millionen Dollar an den ersten drei Tagen flossen in die Kinokassen, berichtete Produzentin Martha de Laurentiis stolz auf der Berliner Pressekonferenz. Damit rangiert "Hannibal" auf Platz 3 der Startliste der erfolgreichsten US-Filme aller Zeiten.
Dementsprechend reagierten die deutschen Politiker: Sie begannen am 13. Februar, zwei Tage vor dem deutschen Kinostart, eine Debatte, in der gefragt wurde, ob der Film nicht zu brutal sei und gar fürs Kino verboten werden sollte. Die FSK, die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, gibt den Film nicht unter 18 Jahren frei. "Hannibal" wurde in Berlin von den Schauspielern Anthony Hopkins, Giancarlo Giannini, den Produzenten Martha und Dino de Laurentiis und dem Deutschen Hans Zimmer, der die Musik komponierte, vorgestellt. Regisseur Scott zog es vor, nicht in Berlin zu erscheinen. Er wird gewusst haben, warum.
Michael Dlugosch /
Wertung: * (1 von 5)
Quelle des Fotos: Metro Goldwyn-Mayer Filmdaten Hannibal (Hannibal) USA 2001; Regie: Ridley Scott; Drehbuch: David Mamet, Steven Zaillian; Darsteller: Anthony Hopkins (Dr. Hannibal Lecter), Julianne Moore (Clarice Starling), Giancarlo Giannini (Rinaldo Pazzi), Francesca Neri (Laura Pazzi), Alex Corrado (Piero Falcione), Frankie Faison (Barney), Zeljko Ivanek (Dr. Cordell Doemling), Boyd Kestner (Agent Méndez), Ray Liotta (Paul Krendler), Ivano Marescotti (Carlo Deogracias), Gary Oldman (Mason Verger), Mark Margolis u.a.; Produzent: Dino De Laurentiis, Martha Schumacher (in den Credits als Martha De Laurentiis); Originalmusik: Klaus Badelt, Hans Zimmer; Kamera: John Mathieson; Schnitt: Pietro Scalia; Casting: Stephanie Corsalini; Länge: 131 Minuten; FSK: nicht unter 18 Jahren
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