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06.04.2015
Grigris' Glück
Eigentlich ist er nett, der vom Schicksal durch seine Gehbehinderung gezeichnete Grigris. Obwohl er stark humpelt, tanzt er leidenschaftlich und ist als eine Art Vortänzer Publikumsliebling bei Clubabenden. Sein Oberkörper ist muskulös und gleicht etwas das Defizit des Beines aus. Grigris ist kein Macho und Übeltäter, er will anderen helfen. Leider verfällt er aber der bösen Verführung und kommt aus dieser Schlinge um seinen Hals nicht mehr heil heraus. Diese Grundlage hätte den Stoff zu einer größeren Botschaft geboten, die der Film aber nicht herüberbringt.Die subjektiv gedrehten Bilder, die in langen – oft eintönigen – Einstellungen die Bewegungen der Darsteller verfolgen, bieten dem Zuschauer fast nebenbei Einblicke in den Alltag von N'Djamena, der Hauptstadt der afrikanischen Republik Tschad. Französisch ist Amts- und überwiegend auch Umgangssprache, die Straßen und die Versorgung sind schlecht, Armut, Korruption und Kriminalität lungern überall. Grigris' kranker Stiefvater muss seine Krankenhausrechnung selber bezahlen, aber der schlecht laufende Fotoladen, den Grigris an dessen Stelle weiterführt, wirft dafür nicht genug Geld ab. Auch nicht das eingesammelte Geld beim Vortanzen. Gleichzeitig verliebt sich Grigris in die Prostituierte Mimi, die er auch gerne verwöhnen möchte. So entschließt er sich, ins Schmuggelgeschäft einzusteigen.
Hauptdarsteller Souleymane Démé verfügt durchaus über Ausstrahlung, vor allem die Tanzdarbietungen, die er alleine aufführt, haben künstlerischen Ausdruck, sind geprägt von der Physikalität des behinderten Körpers. Aber diese kurzen Einlagen passen inhaltlich nicht in den Film, sie wirken wie echte Kunst, die einem Film zur Aufwertung beigefügt wurde. Hilde Ottschofski /
Wertung: *
(1 von 5)
Quelle der Fotos: temperclay Filmverleih Filmdaten Grigris' Glück (Grigris) Tschad / Frankreich 2013 Regie: Mahamat-Saleh Haroun; Darsteller: Souleymane Démé (Grigris), Anaïs Monory (Mimi), Cyril Guei (Moussa), Marius Yelolo (Onkel), Hadjé Fatime N'Goua (Mutter) u.a.; Drehbuch: Mahamat-Saleh Haroun, Jacques Akchoti; Produktion: Pili Films, Goï Goï Productions, France 3 Cinéma; Produzentin: Florence Stern; Kamera: Antoine Héberlé; Musik: Wasis Diop; Schnitt: Marie-Hélène Dozo; Länge: 95 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih von temperclay Filmverleih; deutscher Kinostart: 9. April 2015
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