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10.11.2014
Gardenia – Bevor der letzte Vorhang fällt
Sie heißen Andrea, Vanessa, Gerrit, Danilo, Rudy und Richard. Zwei Frauen und vier Männer, Belgier, wobei Andrea und Vanessa ebenfalls als Männer zur Welt kamen. Die alternden Homo- oder Transsexuellen versuchten ihre Identitätskrise mit der Travestieshow "Gardenia" zu bewältigen. Das originelle Spektakel, das auf allen fünf Kontinenten in 25 Ländern erfolgreich gastierte, wurde von dem belgischen Choreographen Alain Platel und dem erfolgreichen Musical- und Opernregisseur Frank Van Laecke inszeniert. In "Gardenia" reflektieren die Mitwirkenden mimisch und improvisierend ihr Leben und demonstrieren ihre Lust am Verkleiden und Parodieren. Der Dokumentarfilm fügt Ausschnitte aus dem musikalischen Bühnenstück und Interviews mit den Darstellern zusammen. "Gardenia – Bevor der letzte Vorhang fällt" des 1966 in Bad Tölz geborenen Regisseurs Thomas Wallner ist ein gelungenes Beispiel für das Genre Dokumentation. Der Film gewährt Einblicke in eine weithin unbekannte Welt.Das Altern. Wenn das nur nicht wäre. Die sexuelle Anziehungskraft lässt nach, man ist kaum noch so begehrt wie früher. Alle sechs Protagonisten, die Thomas Wallner porträtiert, müssen damit klarkommen. Mehr oder weniger gut gelingt es den 60- bis 70-Jährigen. Mit Wallner sprechen sie darüber und über ihre Ängste, ihre Leidenschaften, ihre Vergangenheit als entweder versteckt lebende oder diskriminierte Homosexuelle. Rudy beispielsweise, der älteste "Gardenia"-Darsteller, war Regierungsangestellter. Er verschwieg lange sein Schwulsein. "Wenn die das rausgekriegt hätten, wäre ich sofort gefeuert worden." Wallner entlockt den Leuten Intimes wie das Beschreiben der Tätigkeit als männliche oder transsexuelle Prostituierte, um wie im Fall Vanessas Schulden abzuarbeiten. Eine Geschlechtsumwandlung kostet Geld.
Michael Dlugosch /
Wertung: * * * *
(4 von 5)
Quelle der Fotos: Luk Monsaert / Real Fiction Filmdaten Gardenia – Bevor der letzte Vorhang fällt Deutschland / Belgien 2014 Regie & Drehbuch: Thomas Wallner; Co-Autorin: Eva Küpper; Produzent: Christian Beetz; Produktion: gebrueder beetz filmproduktion in Koproduktion mit Savage Film, ZDF, Canvas in Zusammenarbeit mit arte, Telenet; Kamera: Axel Schneppat; Schnitt: Manfred Becker; Länge: 90 Minuten; FSK: unbekannt; ein Film im Verleih von Real Fiction Filmverleih; deutscher Kinostart: 13. November 2014
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