04.04.2013
Ein freudiges Ereignis
![]() Die Philosophiestudentin Babs steckt im Kreißsaal bei der Niederkunft ihres ersten Kindes, das Publikum im Kinosaal bei der wohl zähesten Geburtsszene seit den Aufklärungsvideos aus dem Sexualkunde-Unterricht. Die physische Tortur der Protagonistin kann kaum strapaziöser sein als die filmische, die Bezançon seinem Publikum zumutet. "Ein freudiges Ereignis" ist seine tragikomische Verfilmung von Eliette Abecassis' gleichnamigem Roman über Barbara (Louise Bourgoin) und ihren Freund Nicolas (Pio Marmaï), die sich spontan für ein Kind entscheiden, höchstens für die, denen Eva Hermanns Lob der Mutterrolle gegen das tolerante Selbstbild geht und die sehnlich auf eine gesellschaftstaugliche Alternative warten. Die liefert das scheinkritische Dramolett des Videothek-Angestellten Nicolas, der vom Liebespartner zum Fortpflanzungspartner zum Ex-Partner wird, und der promovierenden Babs. Sie entdeckt parallel zu ihrer Bestimmung zur Kinderaufzucht die eigene Untauglichkeit zur Akademikerin und schreibt statt der Doktorarbeit lieber ein Buch.
Neben – oder unvorstellbar gar anstatt von – Kindern einen Beruf, Sozialkontakte und eine Partnerschaft zu wollen, erscheint pure Gier. Was verzichtbar ist, zeigt das Ausschlussprinzip. Babs verliert die Doktorchancen, ihr Sozialleben und schließlich Nicolas, nur nicht ihre neue Weiblichkeit. Wie Barbaras Doktorvater sagt: "Ich weiß nicht was das ist, ich weiß nur was es nicht ist: Philosophie." Lida Bach /
Wertung: *
(1 von 5)
Quelle der Fotos: Camino Filmverleih Filmdaten Ein freudiges Ereignis (Un heureux événement) Frankreich 2011 Regie: Rémi Bezançon; Darsteller: Louise Bourgoin (Barbara Dray alias Babs), Pio Marmaï (Nicolas Malle alias Nico), Josiane Balasko (Claire, Barbaras Mutter), Thierry Frémont (Tony), Gabrielle Lazure (Édith, Nicolas' Mutter), Firmine Richard, Louis-Do de Lencquesaing u.a.; Drehbuch: Rémi Bezançon, Vanessa Portal nach dem Roman von Eliette Abecassis; Produzenten: Eric Altmayer, Nicolas Altmayer, Isabelle Grellat; Kamera: Antoine Monod; Musik: Sinclair; Schnitt: Sophie Reine; Länge: 109,32 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih der Camino Filmverleih GmbH; deutscher Kinostart: 4. April 2013
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