25.05.2008
Eine der besten romantischen Komödien der letzten Jahre

Ein Chef zum Verlieben


In Marc Lawrences Hommage an die "Screwball Comedies" der dreißiger Jahre liefern sich Sandra Bullock und Hugh Grant einen turbulenten Kampf der Geschlechter – mit spritzigen Dialogen und jeder Menge Situationskomik.

Im Leben der hübschen Anwältin Lucy Kelson (Sandra Bullock) geht es bisweilen höchst aufregend zu. Als Tochter eines liberalen Juristen-Ehepaars hat die erfolgreiche Harvard-Absolventin vor allem ein berufliches Ziel vor Augen: den Schutz gemeinnütziger Einrichtungen und die Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit. Bei der Umsetzung ihrer Ziele schreckt Lucy auch vor unkonventionellen Methoden nicht zurück. Gerade hat sie sich noch unter Einsatz des eigenen Lebens vor die Stahlkugel eines anrückenden Abrisskommandos geworfen, als auch schon ein neuer Fall auf sie wartet: Die Firma "Wade Enterprises" plant die Errichtung eines riesigen Gebäudekomplexes in Lucys Heimatviertel Coney Island. Weichen soll dafür das beliebte Gemeindezentrum – ein Opfer, das Lucy keineswegs bereit ist hinzunehmen. Fest entschlossen, den Abriss zu verhindern, sucht sie die Konfrontation mit dem augenscheinlich so kaltherzigen Firmenchef George Wade (Hugh Grant). Der allerdings erweist sich weniger als kommerzversessener Businessman, sondern vielmehr als charmanter Dandy mit einer großen Schwäche für attraktive Sekretärinnen. Da die letzte gerade mal wieder wegen frappierender Unfähigkeit von Georges Bruder Howard (David Haig) entlassen wurde, bietet George kurzerhand Lucy den freien Posten an. Im Glauben, sich somit effektiver für ihre sozialen Belange einsetzen zu können, willigt diese ein. Bald jedoch muss sie erkennen, dass George nicht nur auf ihren juristischen Beistand dringend angewiesen ist: Fortan 24 Stunden täglich im Dauereinsatz, avanciert Lucy zu Wades Beraterin in allen Lebenslagen. Als er sie eines Tages von der Hochzeit ihrer besten Freundin wegholt, nur um sich Rat bei der Auswahl seiner Abendgarderobe zu holen, platzt der toughen Anwältin endgültig der Kragen. Entnervt kündigt sie ihrem Chef den Dienst. Die Einarbeitung ihrer Nachfolgerin June Carver (Alicia Witt) erweist sich dann allerdings belastender als zunächst erwartet – denn langsam muss Lucy der unumstößlichen Tatsache ins Auge blicken, dass George sich unbemerkt und klammheimlich in ihr Herz geschlichen hat...

"Ein Chef zum Verlieben" zählt zweifellos zu den besten romantischen Komödien der letzten Jahre. Das liegt vor allem an den glänzend aufgelegten Hauptdarstellern Sandra Bullock und Hugh Grant, die hier ihre Paraderollen als allürenlose Kumpelprinzessin und leicht desorientierter Sunnyboy auf äußerst charmante Art und Weise variieren.

Ebenso wie in ihrer Erfolgskomödie "Miss Undercover" hat Bullock auch diesmal keinerlei Berührungsängste vor all denjenigen Dingen, die so gar nicht Hollywood-ladylike sind. Dementsprechend wird ihre filigrane Schönheit immer wieder sehr humorvoll konterkariert – zum Beispiel durch laute Schnarchlaute, hemmungslose Fressorgien oder ihre dringliche Suche nach der nächsten Toilette. All das grenzt ihre Figuren zwar überaus wohltuend vom Standard-Personal der "romantic comedies" ab, birgt aber andererseits auch die Gefahr, sie in die vollkommene Lächerlichkeit abgleiten zu lassen. In ihren Rollen meistert Bullock diesen risikoreichen Spagat jedoch mit nahezu traumwandlerischer Sicherheit. Eine kurze Großaufnahme ihres schüchternen Lächelns reicht zumeist völlig aus, um den Zuschauer aus seinen Lachanfällen zurückzuholen und wieder dem erwartungsgemäß emotionalen Happy End entgegen fiebern zu lassen. Hugh Grant erweist sich in dieser Hinsicht als Bullocks optimaler Partner. Er macht zeitweise einen so desinteressiert-abwesenden Eindruck, dass man mitunter wahrhaftig fürchtet, ihm könnte die Traumfrau vor seinen Augen tatsächlich durch die Lappen gehen. Fernab jeglichen Macho-Gehabes verkörpert der Brite dabei ganz bewusst den Gegenentwurf zu gängigen Traummännern à la Tom Cruise oder Brad Pitt. Dank einer unwiderstehlichen Mixtur aus Eleganz und Nonchalanche bleibt er als Liebhaber trotzdem glaubwürdig – und somit für komische Liebesgeschichten prädestiniert.

"Ein Chef zum Verlieben", das ist zunächst einmal eine große Hommage an die Stadt New York, die Kameramann Lásló Kovács in glanzvollen Bildern einzufangen weiß. Ein leichter Goldschimmer liegt auf seinen Panoramaaufnahmen der Metropole, der einen sanften Touch von "good old Hollywood" versprüht. In der Tat nämlich ist Lawrences Film vor allem ein filmischer Tribut an das amerikanische Kino der dreißiger und vierziger Jahre, an die Glanzzeit der sogenannten "Screwball Comedies". Damals flogen auf der Leinwand zwischen Männern und Frauen ordentlich die Fetzen: Katharine Hepburn und Spencer Tracy avancierten zum Inbegriff eines neuen Komödientyps, bei dem sich Mann und Frau zunächst als erbitterte Rivalen gegenüberstehen, deren Feindschaft aber im Verlauf einer turbulenten Handlung in leidenschaftliche Liebe umschlägt.

"Ein Chef zum Verlieben" markiert das Regiedebüt des 1959 in New York geborenen Marc Lawrence. Mitte der achtziger Jahre begann Lawrence seine Karriere als Drehbuchautor fürs amerikanische Fernsehen. Mit Sandra Bullock arbeitete er bereits in der von ihm geschriebenen Polizeikomödie "Miss Undercover" (2000) zusammen, deren 2005 entstandene Fortsetzung er ebenfalls schrieb.  

Christian Heger / Wertung: * * * * (4 von 5) 
 

 

 
Filmdaten 
 
Ein Chef zum Verlieben (Two Weeks Notice) 
 
USA / Australien 2002;
Regie: Marc Lawrence;
Darsteller: Sandra Bullock (Lucy Kelson), Hugh Grant (George Wade), Alicia Witt (June Carver), David Haig (Howard Wade), Dorian Missick (Tony), Dana Ivey (Ruth Kelson), Robert Klein (Larry Kelson), Heather Burns (Meryl Brooks), Norah Jones als sie selbst, Donald Trump als er selbst u.a.; Drehbuch: Marc Lawrence; Produktion: Sandra Bullock; Ausführende Produktion: Bruce Berman, Mary McLaglen; Kamera: Laszlo Kovacs; Musik: John Powell; Länge: 101 Minuten; FSK: ohne Altersbeschränkung; ein Film im Verleih von Warner Bros.; deutscher Kinostart: 13. Februar 2003



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"Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch..."

Schauspieler und Komiker Karl Valentin

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